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VIEW OF THE HEBREWS

Ethan Smiths View of the Hebrews (Poultney, Vt., 1823; zweite erweiterte Auflage, 1825) kombiniert Zitate aus den Schriften und Berichte unterschiedlicher Betrachter unter amerikanischen Indianern und Juden, um die Behauptung zu unterstützen, die Indianer seien Abkömmlinge der verlorenen zehn Stämme Israels. Es ist eines von mehreren Büchern vorhanden zu Joseph Smiths Zeit, das die verbreitete Faszination über die Frage des Ursprungs der Indianer widerspiegelt. Obwohl einige behauptet haben, es sei die Quelle für das Buch Mormon, sind keine direkten Verbindungen zwischen diesem Buch und dem Buch Mormon bewiesen worden.

Der vollständige Titel der Ausgabe von 1825 lautet View of the Hebrews; or the Tribes of Israel in America. Exhibiting the Destruction of Jerusalem; the Certain Restoration of Judah and Israel; the Present State of Judah and Israel; and an Address of the Prophet Isaiah to the United States Relative to Their Restoration (Betrachtungsweise der Hebräer; oder die Stämme Israels in Amerika. Darlegung der Zerstörung Jerusalems; die sichere Wiederherstellung Judas und Israels; der geegnwärtige Stand Judas und Israels; und das Wort des Propheten Jesaja an die Vereinigten Staaten bezüglich ihrer Wiederherstellung.) Der Autor, Ethan Smith (keine Beziehung zu Joseph Smith), war Pastor der Congregational Church in Poultney, Vermont.

Das erste Kapitel befasst sich mit der Zerstörung Jerusalems durch die Römer 70 n.Chr. wie Prophezeiungen in den Schriften und historische Quellen daruf verweisen. Das zweite Kapitel erzählt von der buchstäblichen Vertreibung der Zehn Stämme Israels im Jahr 721 v.Chr. und der Errichtung des Königreiches von Juda. Es behauptet außerdem, dass ihre Wiederherstellung buchstäblich sein wird und zitiert ausgiebig Jesaja. Das dritte Kapitel fasst die ausgestoßene Situation Isarels im Jahr 1823 zusammen. Es argumentiert außerdem, die Eingeborenen Amerikas seien „die Nachkommen Israels“ und legt dar, alle prä-kolumbianischen Amerikaner hätten eine gemeinsame Herkunft, ihre Sprache scheine ursprünglich hebräisch gewesen zu sein, sie hätten eine Bundeslade gehabt, die Beschneidung durchgeführt, einen und nur einen Gott anerkannt, ihre Stammesstruktur sei ähnlich der hebräischen Organisation, sie hätten Städte der Zuflucht gehabt und eine Vielzahl hebräischer Merkmale von prophetischem Charakter und Tradition aufrechterhalten. Zitate von James Adair und Alexander von Humboldt unterstützen diese Behauptungen. Das vierte Kapitel betont die Wiederherstellung Israels, indem es Jesaja zitiert und Jesaja 18 benutzt, um eine „Aufforderung“ an die Vereinigten Saaten zu kreieren, Israel zu retten. Zusammenfassend plädiert Ethan Smith, dass die „Bittsteller Gottes im Westen“ voll Glauben hilfreich dabei sein mögen, das zerstreute Israel „zu dem Ort des Namens des Herrn der Heerscharen, dem Berg Zion“ zu bringen.

Mutmaßliche Beziehungen zwischen dem Buch View of the Hebrews und dem Buch Mormon haben durch die Jahre regelmäßig Interesse geweckt. Ethan Smiths Buch wurde in dem benachbarten Landkreis westlich von Windsor County, wo Joseph Smith geboren wurde und von 1805 bis 1812 lebte, veröffentlicht. Trotzdem gibt es keinen Beweis, dass Joseph Smith jemals etwas von diesem Buch wusste. Kritiker haben auf mehrere „Parallelen“ zwischen den beiden Büchern hingewiesen, aber andere deuten auf zahlreiche „Unparallelen“ hin. Um zwei Beispiele zu nennen: Das Buch Mormon erwähnt an keiner Stelle eine Bundeslade oder Städte der Zuflucht.

1902 war I. Woodbridge Riley der erste Autor, der eine Beziehung zwischen View of the Hebrews und dem Buch Mormon unterstellte (The Founder of Mormonism, New York, 1902, S. 124-26). 1921 wurden die Kirchenautoritäten gebeten, auf Fragen von einem Mr. Couch aus Washington D.C. über die Ursprünge, Sprache, Technologie und Archäologie der Indianer zu antworten. B.H. Roberts, ein Mitglied des ersten Siebzigerkollegiums, unternahm Studien über Couches Fragen. Er erhielt einige Unterstützung von einem Kommitee bestehend aus anderen Siebzigern. Im Dezember 1921 brachte Roberts seinen ersten Bericht heraus, eine 141-seitige Arbeit mit dem Titel „Book of Mormon Difficulties“ („Buch Mormon-Schwierigkeiten“). Jedoch war er mit seinem Werk nicht zufrieden und widmete sich später noch intensiver kritischen Fragen über die Ursprünge des Buch Mormons, was ihn zu einer größeren Analyse von View of the Hebrews führte.

Um März bis Mai 1922 herum schrieb Roberts ein 291-seitiges Dokument mit dem Titel „A Book of Mormon Study“ („Eine Studie über das Buch Mormon“) sowie eine aus 18 Punkten bestehende Zusammenfassung mit dem Titel „A Parallel“ („Eine Parallele“). In dieser „Studie“ blickte Roberts freiheraus auf die Möglichkeit, dass Joseph Smith mit Ethan Smiths Buch vertraut gewesen sein und es als Quelle für die Struktur und einige Ideen im Buch Mormon benutzt haben könnte. Er zitierte etwa 26 Ähnlichkeiten zwischen den Büchern. Roberts zog jedoch in keiner seiner Schriften die Schlussfolgerung, Joseph Smith habe Ethan Smiths Buch benutzt, um das Buch Mormon zu schreiben. Stattdessen stellte er Fragen, vor denen sich Gläubige des Buches Mormon in Acht nehmen und Antworten finden sollten. Roberts Glaube an das Buch Mormon als göttlich gegebene heilige Schrift blieb von seinen Studien unerschüttert.

Roberts Arbeiten wurden 1985 veröffentlicht. Dies weckte erneutes Interesse an der Beziehung zwischen View of the Hebrews und dem Buch Mormon, besonders weil die Einführung des Herausgebers die Frage augwarf, ob Roberts seinen Glauben an die Autentizität des Buches Mormons nach seinen Studien behalten habe (B.D. Madsen, S 29). Nachträgliche Forschung weist jedoch deutlich darauf hin, dass Roberts bis zum Ende seines Lebens allen Ansprüchen über den Ursprung und die Lehre des Buches Mormon treu blieb (Welche, S. 59-60). Außerdem befürworten umfangreiche Beweise die Position, dass es wenig Gemeinsamkeiten zwischen den Ideen und Aussagen in View of the Hebrews und dem Buch Mormon gibt.

BIBLIOGRAPHIE

Madsen, Brigham D., ed. B. H. Roberts: Studies of the Book of Mormon. Urbana, Ill., 1985. 

Madsen, Truman G., comp. B. H. Roberts: His Final Decade. Provo, Utah, 1985.

Welch, John W. "B. H. Roberts: Seeker After Truth." Ensign 16 (Mar. 1986):56-62.

RICHARD C. ROBERTS