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TEMPELVERORDNUNGEN

Verordnungen, die nur im Tempel vollzogen werden, sind: Taufe für die Toten, Waschungen und Salbungen, Endowments und Eheschließungen oder Siegelungen für die Ewigkeit. Das Vorrecht, in das Haus des Herrn, in den Tempel, einzutreten und an seinen Verordnungen teilzunehmen, ist ein geistiger Höhepunkt des religiösen Lebens  eines Heiligen der Letzten Tage. Durch Tempelverordnungen empfängt man einen zeremoniellen Überblick des christusähnlichen Lebens und verpflichtet sich dazu. Tempelverordnungen sind Mittel geistiger Wiedergeburt. Mit den Worten Präsident David O. McKays sind sie der „schrittweise Anstieg in die ewige Gegenwart“. Durch sie, und nur durch sie, werden die Mächte der Göttlichkeit den Menschen im Fleisch gewährt (LuB 84:20-22). Tempelverordnungen bestätigen reife Jüngerschaft. Sie sind der Kern inbrünstiger Anbetung und ein befähigender und veredelnder Ausdruck der Liebe zu Gott (siehe Tempelbesuch).

Alle Teilnehmer müssen getaufte und konfirmierte Mitglieder der Kirche sein und einen Tempelempfehlungsschein empfangen. Jedoch können Kinder unter acht Jahren an den Siegelungen ihrer eigenen Familie teilnehmen, bevor sie getauft sind. Mitglieder, die zwölf oder älter sind, können stellvertretend an Taufen für die Toten teilnehmen. Würdige Erwachsene können an den Tempelendowmentzeremonien teilnehmen. Alle Männer müssen zum Melchisedekischen Priestertum ordiniert sein. Tempelverordnungen werden der Reihenfolge nach vollzogen.

WASCHUNGEN UND SALBUNGEN. Waschungen und Salbungen sind vorbereitende oder Vorverordnungen im Tempel. Sie deuten die Reinigungs- und Heiligungskraft Jesu Christi an, wie sie sich auf die Eigenschaften der Person und das Heiligen des gesamten Lebens beziehen. Dafür gibt es Beispiele in der Bibel (siehe Öl; Tempel durch die Zeitalter; Waschung und Salbung). Frauen werden eingesetzt, um die Verordnungen für Frauen zu vollziehen. Und Männner werden eingesetzt, um die Verordnungen für Männer zu vollziehen. Heilige der Letzten Tage freuen sich mit derselben lebhaften Vorfreude darauf, diese inspirierten und inspirierenden Verheißungen zu empfangen, wie sie sich auf die Taufe freuen. Sie kommen mit der Einstellung, ein Gebot in den Schriften zu erfüllen: „Säubert euch die Hände und Füße vor mir“ (LuB 88:74; siehe weiter 1 Joh 2:27). Teilnehmer erhalten bei diesen Verordnungen ein Kleidungsstück, das als Erinnerung dienen soll, und tragen es von dem Zeitpunkt an ständig (siehe Garments).

TEMPELENDOWMENT. Das Tempelendowment wird in den Schriften als eine „Begabung“ oder ein Ausgießen der „Macht aus der Höhe“ bezeichnet (LuB 84:20-21; 105:11; 109:22, 26; siehe weiter Lk 24:49). Teilnehmer in weißer Tempelkleidung versammeln sich in Verordnungsräumen, um diese Anleitung zu empfangen und an dem sich entwickelnden Drama des Plans der Erlösung teilzunehmen. Sie lernen über das vorirdische Dasein, die geistige und zeitliche Schöpfung, die Ankunft Adams und Evas und ihre Übertretung und die Verstoßung hinein in den starken Kontrast der sterblichen Bewährungszeit, die Gesetze und Verordnungen, die für eine Versöhnung durch das Sühnopfer Christi erforderlich sind, und über eine Rückkehr in die Gegenwart Gottes. Das Endowment ist eine Reihe von Symbolen dieser unermesslichen geistigen Realitäten, die nur von pflichtbewussten und geistig eingestellten Menschen empfangen werden sollen (LPJS, S. 241; siehe auch Tempel: Bedeutungen und Funktionen des Tempels). „All die Verordnungen“, schrieb Heber C. Kimball, „sind Zeichen von Dingen im Himmel. Alles, was wir hier sehen, ist kennzeichnend für das, was im Jenseits sein wird“ („Ansprache für meine Kinder“, unveröffentlicht). Das Endowment vermehrt die geistige Kraft einer Person, teils basierend auf „erweiterter Kenntnis und Intelligenz-einer Macht aus der Höhe, beschaffen wie Gottes eigene Macht“ (Widtsoe, 1921, S. 55; Widtsoe, 1939, S. 335; siehe auch Endowment).

Während des Endowments werden feierliche Bündnisse geschlossen. Sie beziehen sich auf Wahrheitsliebe, Reinheit, rechtschaffenes Dienen und Weihung. Auf diese Art ist der Tempel der Ort der Weihung: in Bezug auf die Lehre des Gesetzes und der Propheten und die Wege Gottes und seines Sohnes. Man schließt solche Bündnisse nicht leichtfertig. Moderne Bündnisse in Bezug auf den Tempelbau wenden sich an jene, „die wissen, dass ihr Herz ehrlich und reuig ist, und die einen zerknirschten Geist haben und willens sind, ihre Bündnisse zu halten, indem sie opfern – ja, jedes Opfer, das ich, der Herr, gebiete“ (LuB 97:8-9). Wie beim alten Abraham besagt moderne Offenbarung, dass man willens sein muss, alles Irdische zu opfern, um „die Schlüssel des Reiches eines ewigen Lebens“ zu erhalten (LPJS, S. 322).

Bevor Neubekehrte diese feierlichen Gelübde ablegen, bereiten sie sich für mindestens  ein Jahr nach der Taufe darauf vor. Missionare empfangen die Tempelsegnungen gewöhnlich vor ihrer Mission. Ehepaare empfangen sie am Tag ihrer Tempeleheschließung, kurz vorher oder manchmal viel früher (siehe Ehe: Ewige Ehe; Tempel: Tempelbesuch und Aktivität).

Diese Reihenfolge der Unterweisung und des Bündnisschließens erreicht seinen Höhepunkt im celestialen Raum. Der celestiale Raum repräsentiert den höchsten Grad des Himmels, eine Rückkehr in die Gegenwart Gottes, einen Ort äußerster Schönheit und Ruhe, wo man sie „in heiligem Schmuck“ fühlen und meditieren kann (Ps. 29:2). Gemeinsames Feingefühl in der Gegenwart gleichermaßen hingegebener und erfahrener lieber Menschen erhöht das Gemeinschaftsgefühl. Der Tempel ist „ein Haus der Herrlichkeit“ und „ein Ort der Danksagung für alle Heiligen“ (LuB 88:119; 97:13).

SIEGELUNG VON FAMILIEN. Nur nachdem Tempelbesucher diese bedingungslosen Bündnisse mit und durch Jesus Christus geschlossen haben, dürfen sie „die herrlichsten Verordnungen des Tempels“, die Bündnisse der Ehe- und Familiensiegelung empfangen (Widtsoe, 1937, S. 128). Ehe- und Siegelungsbündnisse werden in Tempelsiegelungsräumen in der Nähe des celestialen Raums vollzogen. Amtierende und nahe Familienangehörige und Freunde begleiten oft das Paar. Die Braut und der Bräutigam knien einander gegenüber am Altar. Sie schließen Bündnisse miteinander und werden durch die Siegelungsvollmacht Jesu Christi getraut. Ihre Kinder werden so im Bündnis geboren und das Familienreich wird ein Zellkern des Himmels. Falls das Paar vorher weltlich getraut wurde und nun Kinder hat, werden der Mann und die Frau im Tempel unter dem neuen und ewigen Bund gesiegelt. Dann werden ihre Kinder an den Altar gebracht und auch an sie gesiegelt. Alle danach in diese Familie geborenen Kinder sind dann im Bündnis geboren. Durch apostolische Vollmacht werden die Segnungen Abrahams, Isaaks und Jakobs ausdrücklich auf alle Ehen und Siegelungen herabgerufen. Man stellt sich vor, dass letztlich weitere Siegelungen alle Vorfahren des Ehepaares und alle ihrer Nachfahren in einer ununterbrochenen Kette verbinden werden (siehe Siegelung: Tempelsiegelungen). So wird göttliche Elternschaft auf der Erde dargestellt. Das geheiligte Leben bedeutet also nicht einen Verzicht auf die Familie, sondern ihre Verherrlichung. Das Streben nach Glück und Erfüllung innerhalb der Ehe wird vom Banalen und Zeitweiligen ins Göttliche und Ewige verwandelt.

SIEGELUNG VON ADOPTIERTEN KINDERN. Falls ein Ehepaar Kinder adoptiert, werden diese Kinder zum Tempel gebracht, um in einer Zeremonie an ihre Adoptiveltern gesiegelt zu werden, genau wie Kinder an sie gesiegelt sein können, die in die Familie geboren wurden.

STELLVERTRETENDE VERORDNUNGEN. Alle Tempelverordnungen, angefangen mit der Taufe, können stellvertretend für Personen vollzogen werden, die ohne die Gelegenheit gestorben sind, diese selber zu empfangen (siehe Taufe für die Toten; Erlösung der Toten).

BIBLIOGRAPHIE

Madsen, Truman G. The Highest in Us, S. 93-107. Salt Lake City, 1978.

Widtsoe, John A. „Temple Worship“. In Utah Genealogical and Historical Magazine, 12 (Apr. 1921): 55.

Widtsoe, John A. A Rational Theology, S. 125-29. Salt Lake City, 1937.

Widtsoe, John A. Priesthood and Church Government, S. 332-47. Salt Lake City, 1939, 1967 Ausgabe.

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