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SMITH, EMMA HALE

Die Frau des Propheten Joseph SMITH, Emma Hale Smith (1804-1879), wurde am 10. Juli 1804 im Ort HARMONY (heute Oakland) in Pennsylvanien geboren. Der Ort Harmony lag im Tal des Susquehanna-Flusses. Emma Hales Eltern waren Isaac und Elizabeth Lewis Hale, die ersten Siedler im Susquehanna-Tal. Emma war das siebte von neun Kindern und hatte eine glückliche Kindheit. Sie lernte reiten, fuhr mit ihren Brüdern auf dem Susquehanna Kanu und hatte Gelegenheit, im Umgang mit ihren Geschwistern ihren scharfen Verstand zu schulen. Immer wenn sich die Gelegenheit dazu ergab, besuchte sie die Grundschule, und dies sogar ein Jahr länger als ihre Geschwister. Aus dem großen und schlacksigen Mädchen wurde eine würdevolle, attraktive, dunkelhaarige Frau.

Emma Hale und Joseph SMITH lernten einander kennen, als dieser mit seinem Vater nach Harmony kam, um für einen Bekannten der Familie Hale, Josiah Stowell (oder Stoal) zu arbeiten. Im Laufe dieser zwei Jahre hielt Joseph Smith zweimal bei Isaac Hale um die Hand dessen Tochter an, wurde aber beide Male abgewiesen, da er »ein Fremder« war. Daher heiratete Emma Hale als Zweiundzwanzigjährige Joseph Smith ohne Einverständnis ihres Vaters und zog mit Joseph Smith nach Manchester im Bundesstaat New York, wo das junge Paar bei seinen Eltern einzog. Dies war der Anfang der herzlichen, von Hilfsbereitschaft geprägten und dauerhaften Beziehung zwischen Emma Smith und ihrer Schwiegermutter Lucy Mack SMITH. Als Emma kurze Zeit darauf nach Harmony reiste, um ihre Habseligkeiten zu holen, wurde ihr mitgeteilt, daß ihnen die Tür ihres Vaterhauses trotz Isaac Hales Voreingenommenheit Joseph Smith gegenüber immer offenstünde.

Im Herbst 1827 erhielt Joseph Smith in Begleitung seiner Frau Emma endlich die goldenen Platten, von denen er das Buch Mormon übersetzen sollte. Obwohl Emma die Platten nie zu Augen bekam, hielt sie sie doch öfters in ihrer Schutzhülle und half, sie vor den gewalttätigen Versuchen der New Yorker Bevölkerung zu verstecken, die aus Geldgier an die Platten kommen wollten. Emma und Joseph Smith suchten und fanden im Ort Harmony Zuflucht, wo Joseph die Platten ungestört übersetzen zu können hoffte. Von seinem Schwiegervater kaufte er eine kleine Farm und betätigte sich hier und da als Farmer. Emma war die erste der verschiedenen Schreiber, die bei der Übersetzungsarbeit mithalfen. Am 15. Juni 1828 kam ihr erster Sohn auf die Welt, der nach wenigen Stunden starb. Als die Bedrohung seitens der Bevölkerung in Harmony die Arbeit zu behindern begann, zogen Emma und Joseph Smith nach Fayette im Bundesstaat New York, wo die Übersetzung im Juni 1829 abgeschlossen wurde. Im März 1830 erschien die erste Auflage des Buches Mormon in Palmyra.

Am 6. April 1830 wurde die »Kirche Christi«, wie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zuerst hieß, offiziell gegründet. Am 28. Juni 1830 wurde Emma Smith im Ort Colesville in New York getauft, aber noch ehe sie am darauffolgenden Tag konfirmiert werden konnte, wurde ihr Mann Joseph wegen »groben Unfugs und Anstiftung zum Aufruhr durch Predigen des Buches Mormons« verhaftet. Den Rest seines Lebens sollte Joseph Smith von solchen Anklagen nicht mehr verschont bleiben, und seine Frau Emma von der seelischen Belastung, der sie zu jenem Zeitpunkt ausgesetzt war, nur gelegentlich und dann immer nur kurzfristig.

Nach ihrer Rückkehr nach Harmony im Juli 1830 war Emma Smith Gegenstand einer Offenbarung ihres Mannes, die sich direkt auf Emma bezog (siehe LuB 25). In dieser Offenbarung wurde Emma Smith als »Auserwählte« bezeichnet, was Joseph Smith später dahingehend auslegte, daß dies »auserwählt zu präsidieren« bedeute. In der Offenbarung wurde Emma Smith gesagt, daß sie ihrem Mann Unterstützung und Trost sein, ihm als Schreiberin dienen sowie »die heilige Schrift erläutern und die Kirche ermahnen solle«. Außerdem wurde sie beauftragt, ein Gesangbuch für die Kirche zusammenzustellen, das fünf Jahre später gedruckt wurde. Beinahe zwei Monate nach ihrer Taufe wurde Emma Smith im August 1830 endlich konfirmiert.

Im August zogen Joseph und Emma Smith zurück nach Fayette, wo sie bis Januar 1831 blieben. Von Fayette zogen sie nach Kirtland in Ohio. So wie viele andere Bekehrte der frühen Kirche sollte auch Emma ihre Eltern nie wieder sehen. Ebensowenig gelang es ihr, zwischen ihrem Vater und ihrem Mann eine dauerhafte Versöhnung zustande zu bringen.

Am 30. April 1831, drei Monate nach ihrem Umzug nach Kirtland, brachte Emma Zwillinge zur Welt, die nur wenige Stunden nach der Geburt verstarben. Eine ihrer Nachbarinnen, Julia Clapp Murdock, verstarb ungefähr zur gleichen Zeit ebenfalls nach einer Zwillingsgeburt. Da ihr Ehemann, John Murdock, sich nicht allein um die Kinder kümmern konnte, bat er das trauernde Elternpaar Smith, seine Zwillinge an Kindes Statt groß zu ziehen. Joseph und Emma Smith nahmen das Angebot freudigst an und nannten die Zwillinge Joseph und Julia.

Während ihrer acht Jahre in Kirtland sah sich Emma Smith immer wieder großen Schwierigkeiten gegenüber. Zum Entsetzen der alteingesessenen Siedler zogen immer mehr Heilige der Letzten Tage nach Kirtland, was zu einer Inflation der Immobilienpreise und zu Schwierigkeiten und Streit sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche führte. (Siehe KIRTLAND, WIRTSCHAFT IN KIRTLAND.) Die Neuankömmlinge litten unter dem Mangel an Gütern des täglichen Bedarfs. Immer wieder konnte Emma Smith beobachten, welch unverbrüchliche Treue und welche Mißhandlungen ihr Mann und sein Werk in Menschen hervorzurufen imstande waren. Am 24. März 1832 mußte sie zusehen, wie er von einem wütenden Pöbelhaufen mitten in der Nacht aus dem Haus von John Johnson gezerrt und geteert und gefedert wurde. Fünf Tage später hatte sie den Tod ihres einen Adoptivzwillings Joseph zu betrauern, der nach einem Angriff des Pöbels der Kälte ausgesetzt war und an deren Folgen starb. Infolge der häufigen Abwesenheit ihres Mannes, der ständig für die Kirche unterwegs war, war Emma Smith gezwungen, sich und die Kinder zu erhalten, indem sie immer wieder in ihrem ohnehin zu kleinen Haus Untermieter aufnahm. Dies tat sie ihr Leben lang immer wieder.

Als die Heiligen der Letzten Tage in Missouri ebenso wie in Kirtland sich den Feindseligkeiten der örtlichen Siedler ausgesetzt sahen, half Emma Smith bei der Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen für die Männer des »Zionslagers«, die Joseph Smith nach Missouri begleiteten, um den dortigen Heiligen der Letzten Tage beizustehen. Auch den Bauarbeitern am Kirtland-Tempel gewährte sie Unterkunft und teilte ihre Habe mit den Neuankömmlingen, die scharenweise nach Kirtland kamen. Mit der Hilfe von William W. Phelps stellte sie noch vor der Weihung des Kirtland-Tempels im Jahr 1836 die erste Auflage des Gesangbuches der Kirche zusammen und erfüllte damit den Auftrag, den sie diesbezüglich im Jahr 1830 erhalten hatte. Sie brachte zwei weitere Kinder auf die Welt, nämlich Joseph (der später als Joseph III. in die Kirchengeschichte einging), der am 6. November 1832 geboren wurde, sowie am 20. Juni 1836 Frederick Granger William. Beide Söhne überlebten die Kindheit.

Als sich im Jahr 1838 die Beziehung der Kirche zu ihren Nachbarn in Kirtland drastisch verschlechterte, folgte Emma Smith ihrem Mann und anderen Mitgliedern der Kirche nach Missouri, wo die Kirche ihr Zentrum errichtete. Emma und Joseph Smith und ihre drei Kinder ließen sich in Far West, nun Hauptsitz der Kirche, nieder, und Emma gebar am 2. Juni 1838 noch einen Sohn, der Alexander Hale genannt wurde. Die Missourier lehnten sich in Anbetracht der zunehmenden politischen Macht der Kirche jedoch gegen die Besiedelung des Landes durch die Heiligen der Letzten Tage auf. Als sich der Zorn der Bevölkerung in weitverbreiteten Gewalttaten entlud und der Gouverneur von Missouri die Mormonen per Dekret vertreiben ließ, zogen die Heiligen der Letzten Tage Richtung Osten nach Illinois weiter und ließen ihren Propheten im Gefängnis von Liberty zurück (siehe MISSOURI, KONFLIKTE IN MISSOURI). Während ihr Mann im Winter 1838/1839 im Gefängnis schmachtete, ging Emma Smith mit zwei Säuglingen unter dem Arm und zwei Kleinkindern an ihrer Schürze zu Fuß durch den Bundesstaat Missouri, überquerte den zugefrorenen Mississippi und fand im Ort Quincy in Illinois Zuflucht. Die Manuskripte der inspirierten Bibelüberarbeitung ihres Mannes trug sie dabei in einer Tasche ihres Kleides. Aus Quincy beschrieb sie ihrem Mann das Leid, das sie ertragen mußte, schwor jedoch, daß sie »noch mehr zu erleiden gewillt sei, wenn Gott es so wolle.« (Joseph Smith Letterbook, 7. März, 1839, Historische Abteilung der Kirche.)

Während Emma Smith in New York, Pennsylvanien, Ohio und Missouri körperliches Leid, Verfolgung und Pöbelgewalt hatte ertragen müssen, hatte das seelische Leid, das sie in Nauvoo, wo sich die Kirche nun niedergelassen hatte, ertragen mußte, weit mehr als nur persönliche Auswirkungen. Emma und Joseph Smith bezogen auf der Südseite der neuen Stadt ein kleines Haus. Später bauten sie ein größeres Haus, das sie »Mansion House« nannten und das auch als Herberge oder Hotel für Reisende diente. Im Laufe der nächsten fünf Jahre brachte Emma Smith drei weitere Söhne zur Welt, von denen der eine kurz nach der Geburt starb und der zweite als achtzehn Monate alter Säugling an einem Fieber starb. Emmas letztes Kind, David Hyrum, kam am 7. November 1844, fünf Monate nach der Ermordung ihres Mannes, auf die Welt.

Bei der Gründung der Frauenhilfsvereinigung im Jahr 1842 in Nauvoo wurde Emma Smith zu deren Präsidentin gewählt. Als »Auserwählte« war es ihre Aufgabe, das Amt der Präsidentin auszuüben, solange sie sich »gut führe« und »ihr Amt würdevoll erfülle«. (Aufzeichnung der Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo.) Von März bis Oktober leitete Emma Smith die Versammlungen regelmäßig, die auch von Joseph Smith häufig besucht wurden und in denen er die Frauen über die karitativen Aufgaben der FHV belehrte und darüber, wie sie »in Besitz der Rechte, Segnungen und Gaben« des Priestertums kommen könnten (HC 4, S. 602). Emma Smith war besonders auf die strenge Überwachung der Sittlichkeit in Nauvoo und die Armenfürsorge bedacht. Dabei erlebte sie, wie die FHV von ihren zwanzig Gründungsmitgliedern gegen Ende ihres ersten Bestandsjahres auf über 1000 Mitglieder angewachsen war.

Im Jahr darauf wurde Emma Smith die erste Frau, die das Endowment empfing. Diese Verordnung wurde später im noch unfertigen Nauvoo-Tempel allen würdigen Mitgliedern ermöglicht. Vorher hatte Joseph Smith die heiligen Handlungen des Endowments an einigen seiner engsten Mitarbeiter vollzogen, und noch vor seinem Tod empfingen ca. 65 Männer und Frauen das Endowment, wobei Emma Smith die heiligen Handlungen an den Frauen vollzog. Joseph Smith erlebte die Fertigstellung des Tempels nicht mehr, und Emma Smith hielt sich in der kurzen Zeit bis zum Auszug der Heiligen der Letzten Tage aus Nauvoo im Jahr 1846 vom Tempel fern.

Die vorübergehende Auflösung der Frauenhilfsvereinigung war laut John Taylors späterer Aussage auf Emma Smiths Ablehnung der MEHREHE und aufgrund der Bedenken, daß Emma Smith die FHV als Podium für ihren Kampf gegen die Mehrehe verwenden könnte, zurückzuführen. («Minutes of the General Meeting« [of the Retrenchment Association], 17. Juli 1880, in Woman's Exponent 9, 1. Sept, 1880, S. 53, 54.) Die Mehrehe war bereits im Jahr 1840 geheim als Lehre der Kirche verkündet und teilweise praktiziert worden. Emma Smiths zwiespältige Beziehung zur Mehrehe hatte es ihrem Mann ermöglicht, in der kurzen Zeit, in der Emma nichts dagegen einzuwenden hatte, noch einige Frauen zu heiraten. Ihre ablehnende Haltung gewann aber schließlich doch die Oberhand. Während der letzten siebzehn Jahre mit all ihren Prüfungen und Schicksalsschlägen als Folge seiner Mission war sie ihrem Mann treu geblieben, aber nun sah sie sich außerstande, zu guter Letzt auch noch die Opfer zu erbringen, die die Lehre der Mehrehe von ihr verlangen würde. Emma Smith kämpfte mit ihrem Glauben an ihren Mann als Propheten und mit ihrer Ablehnung einer Lehre, die er als Prophet zu verkünden aufgefordert worden war.

Nach Joseph Smiths Märtyrertod im Juni 1844 wurde Emma Smith unglückseligerweise zum Symbol der Zwistigkeiten innerhalb der Kirche. Sie sah sich nicht in der Lage, die Fortführung der Mehrehe und die Übernahme der Kirchenführung durch Brigham YOUNG, der für die Mehrehe war, zu akzeptieren und war sich über die Amtsnachfolge in der Kirche nicht im Klaren. Daher befaßte sie sich nach dem Tod ihres Mannes in erster Linie mit der Regelung der Erbschaftsangelegenheiten zugunsten ihrer fünf lebenden Kinder. Die Klärung der Vermögensverhältnisse (was denn nun Joseph Smiths Privatvermögen war und was der Kirche gehörte) war alles andere als einfach und führte dazu, daß Brigham Young und Emma Smith mehrfach in komplizierte und oft verbitterte gerichtliche Auseinandersetzungen miteinander verwickelt waren. Brigham Young verlangte als Präsident des Kollegiums der Zwölf sowie als Treuhänder der Kirche alles, was seiner Ansicht nach der Kirche und ihren Mitgliedern gehörte. Emma Smith verlangte als gesetzliche Vertreterin der Kinder von Joseph Smith ebenso überzeugt ihren Anteil an dem Vermögen, zu dem sie in den Jahren ihrer Ehe mit Joseph Smith ja beigetragen hatte. Da keine einvernehmliche Lösung erzielt werden konnte und Emma Smith die Mehrehe kategorisch ablehnte, blieb sie mit ihrer Familie in Nauvoo, während Brigham Young den Großteil der Mitglieder der Kirche im Jahr 1846 in die Rocky Mountains führte. Am 23. Dezember 1847 heiratete Emma Smith Lewis Bidamon, der kein Mitglied der Kirche war, weshalb sie sich noch weiter von der Kirche distanzierte, wo sie einst als die »Auserwählte« bekannt gewesen war. Bidamon half Emma Smith bei der Erziehung ihrer fünf Kinder und blieb ihr bis zu ihrem Tod im Jahr 1879 in Nauvoo treu.

Im Jahr 1860 nahm Emma Smiths ältester Sohn, Joseph Smith III., nach vier Jahren der Ablehnung das Angebot der Reorganisierten Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an, deren Prophet und erster Präsident zu werden. Dieses Angebot kam von einer Gruppe Männer, die früher Mitglieder der Kirche gewesen, abgefallen und sodann mehrere Jahre lang James J. Strang nachgefolgt waren und gemeinsam beschlossen hatten, nicht mit dem Rest der Kirche in den Westen zu ziehen. Im Jahr 1860 wurde Emma Smith, die sich bis dahin von allen Splittergruppen der Kirche ferngehalten hatte, als Mitglied aufgenommen. In seiner Antrittsrede lehnte Joseph Smith III. die Mehrehe als Lehre der neuen Kirche definitiv ab, und Emma Smith leugnete, daß ihr Mann jemals Anteil daran gehabt hatte.

Emma Smith war ihrer Schwiegermutter nach wie vor fürsorglich zugetan und pflegte sie bis zu deren Tod im Jahr 1856. Die Mutter des Propheten bewunderte ihre Schwiegertochter stets: »Ich habe mein Leben lang keine andere Frau gesehen, die Monat für Monat und Jahr für Jahr Strapazen und Not mit derartig festem Mut, mit Eifer und Geduld auf sich genommen hat, wie Emma.« (Smith, S. 190, 191.)

Ihre letzten Lebensjahre in Nauvoo verbrachte Emma Smith Bidamon zurückgezogen im engsten Familien- und Freundeskreis. Das Nauvoo-Haus, ihr letzter Wohnsitz, stand ihren Freunden und Angehörigen immer offen, und sie genoß die Liebe und Fürsorge ihrer Kinder und Kindeskinder. Emma Smith lebte auch weiterhin ihr Leben mit einem Hauch von Vornehmheit und begegnete Prüfungen und Schwierigkeiten mit Würde und Gleichmut. Gegenüber den »Utah-Mormonen«, die sie gelegentlich besuchten, verhielt sie sich höflich, ließ aber nie auch nur den geringsten Zweifel daran erkennen, daß sie mit ihnen nichts zu tun haben wollte.

Obwohl Emma Smith von Führern der Kirche öffentlich dafür kritisiert wurde, daß sie der Mission ihres Mannes nicht bis ans Ende treu geblieben war, behielten sie viele ihrer früheren Freunde aus Nauvoo in guter Erinnerung. Viele hatten im Gegensatz zu Emma Smith den Mut gefunden, die Mehrehe zu akzeptieren. Emily Partridge Young, eine in Mehrehe lebende Frau, schrieb: »Ich weiß, daß es Emma und allen Frauen damals schwer gefallen war, in Mehrehe zu leben, und ich glaube nicht, daß eine andere Frau an Emmas Stelle anders gehandelt hätte.« (Woman's Exponent 12, 1. April 1884, S. 165.)

Im Jahr 1892 wurde in Salt Lake City anläßlich der Gedenkfeier zur Gründung der Frauenhilfsvereinigung in Nauvoo der Vorschlag gemacht, im Tabernakel ein lebensgroßes Bild von Emma Smith aufzuhängen. Dies führte unter den Mitgliedern des FHV-Hauptausschusses zu unterschiedlichen Reaktionen. Um dem ein Ende zu bereiten, suchte die damalige FHV-Präsidentin Zina D. H. Young den damaligen Präsidenten der Kirche Wilford Woodruff auf, der meinte: »Wer dagegen [gegen das Bild] ist, muß wohl ziemlich borniert sein.« (Tagebuch der Emmeline B. Wells, 11. März 1892, Historische Abteilung der Kirche.) Im Laufe der fünfzig Jahre waren bittere Erinnerungen nun mild geworden, und Emma Smith wurde als Frauenführerin endlich für ihre Rolle, die sie bei der Wiederherstellung des Evangeliums gespielt hatte, und für die große Unterstützung geehrt, die sie ihrem Mann, dem Propheten Joseph Smith, während der schweren Jahre seines Wirkens hatte zuteil werden lassen.

BIBLIOGRAPHIE

Newell, Linda King und Valeen Tippetts Avery. Mormon Enigma: Emma Hale Smith. Garden City, New York, 1984.

Smith, Lucy Mack. History of Joseph Smith. Salt Lake City, 1958.

Youngreen, Buddy. Reflections of Emma, Joseph Smith's Wife. Orem, Utah, 1982.

CAROL CORNWALL MADSEN