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SCHWESTERNSCHAFT

Schwesternschaft, wie Bruderschaft, ist im Evangelium Jesu Christi verwurzelt, das Gott als den tatsächlichen Vater der unsterblichen und ewigen Geister irdischer Frauen und Männer betrachtet. Präsident Barbara B. Smith von der Frauenhilfsvereinigung sagte 1976: „Wir betrachten uns selbst als Teil der Familie des Herrn, und so hat unsere Schwesternschaft ein tiefes Verständnis dieser Beziehung“ (Smith, S. 7-8). Schwesternschaft in diesem weiten Sinne umschließt alle Frauen auf der Welt.

Der Titel „Schwester“ hat auch eine besonderere Bedeutung in Bezug auf die Frauen der Kirche. Jede HLT- Frau wird angebrachter Weise „Schwester“ genannt. Der Ausdruck bezieht sich nicht auf den Beruf oder die Kirchenberufung einer Frau, wie es in einigen religiösen und professionellen Gruppen der Fall ist. Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sprechen oft von weiblichen Mitgliedern insgesamt als „die Schwesternschaft der Kirche“, „Schwestern im Evangelium“ oder einfach als „die Schwestern“.

„Die Schwesternschaft der Kirche“ kann sich spezifisch auf Mitglieder der Frauenhilfsvereinigung beziehen, die durch den Propheten Joseph Smith 1842 organisiert wurde und die alle erwachsenen Frauen der Kirche umfasst, über zwei Millionen im Jahre 1990. Lucy Mack Smith, die Mutter des Propheten, gab der schwesterlichen Qualität der Vereinigung in einem klassischen Zitat Ausdruck: „Diese Institution ist gut“, sagte sie zu den Frauen in ihrer zweiten Versammlung. „Wir müssen einander schätzen, über einander wachen, einander trösten und Anleitung empfangen, damit wir alle im Himmel gemeinsam Platz nehmen  können“ (Frauenhilfsvereinigungsprotokoll von Nauvoo, 24. März 1842, HLT-Kirchenarchiv). Ein späterer Prophet sprach von „einer Gesellschaft der Schwestern“ und bezog sich auf „die liebende Gemeinschaft“ des Besuchslehrprogramms der Frauenhilfsvereinigung, das von Anfang an ein Kanal für Anliegen der Schwestern war (Kimball, S. 2).

Das organisatorische Netzwerk der Kirche fördert die Schwesternschaft, indem es Frauen Gelegenheiten bietet, zusammen zu arbeiten und zu lernen, religiöse Überzeugungen zu teilen und anderen in gemeinnütziger Weise zu dienen. Wie Dorcas in der frühen christlichen Kirche (Apg. 9:36) haben HLT-Schwestern traditionell Kleidung für die Bedürftigen genäht. Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten sie zusammen bei der Seidenproduktion, beim Getreidespeichern und beim Verwalten von Einzelhandelsläden. Später hielten sie Krankenpflegeschulungskurse ab und sponserten Gesundheitspflegekliniken für Mutter und Kind. Sie haben auch ihren Dienst durch Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und anderen Gemeindeeinrichtungen erweitert. Die Art der Aufgaben hat sich mit der Zeit geändert, aber die Schwesternschaft selber besteht weiterhin.

Mehrere Veröffentlichungen haben geholfen dieses Netzwerk des Sorgens auszudehnen. Die Schwestern veröffentlichten den Woman's Exponent von 1872 bis 1914, das Relief Society Bulletin im Jahre 1914 und das Frauenhilfsvereinigungs-Magazin von 1915 bis 1970. Derzeit enthält der Ensign, die monatliche Zeitschrift für Erwachsene in der Kirche, Artikel von und über Frauen, Botschaften von Führerinnen und Berichte von Frauenkonferenzen. Die internationalen Zeitschriften bringen viele derselben Materialien in Übersetzung, was die Schwestern der Kirche weltweit in Verbindung hält.

Beiträge von Schwestern in vielen Ländern finanzierten zwei große Projekte in den 1950er und 1970er Jahren: den Bau des Frauenhilfsvereinigungshauptsitzes in Salt Lake City und das Monument für Frauen in den Skulptur-Gärten in Nauvoo, Illinois. Bei der Weihung der Gärten im Jahre 1978 feierten etwa 20.000 Frauen ihre Schwesternschaft an dem Ort, wo ihre Vereinigung begonnen hatte. 1984 wurde das Frauenhilfsvereinigungsgebäude auch der Hauptsitz der Primarvereinigung (für Kinder) und der Jungen Damen (Mädchen 12-18). So können die allgemeinen Führerinnen in der Kirche eng in ihrer geteilten Sorge um die Pflege der Jugend zusammenarbeiten.

Seit Anbeginn der Kirche hat der Dienst der Frauen in den Tempeln der Kirche eine tiefe religiöse Dimension zu ihrer Schwesternschaft beigetragen. Durch ihre Teilnahme an Tempelverordnungen, bei denen sie ihren „Schwestern im Evangelium“ gemäß göttlichem Auftrag dienen, können würdige HLT-Frauen helfen, den ewigen Fortbestand von Familienbanden sicherzustellen und dabei Freundschaften schaffen.

Die Schwestern unterstützen einander auch auf persönliche Weise. Wie Ruth und Naomi fanden die Frauen der jungen HLT-Kirche, die Heime und Freunde zurückließen, um in einem unvertrauten Land zu leben, Trost in der liebevollen Unterstützung füreinander. Frauen, die sich der Kirche heutzutage anschließen, brauchen oft dieselbe Art Unterstützung wie jene, die in einer zunehmend mobilen Gesellschaft entwurzelt sind. Für eine allein lebende ältere Frau mag die Schwesternschaft die Zusicherung bedeuten, dass sie nicht vergessen ist, sondern Freunde hat und wichtige Arbeit, die sie mit ihnen vollbringen soll, vielleicht in einem nahen Tempel. Für eine junge Mutter kann es praktische Hilfe bei ihr zuhause bedeuten und anteilnehmendes Teilen von Problemen in einer Frauenhilfsvereinigungsklasse.

Obwohl die HLT-Schwesternschaft eine reiche Vielfalt an Kulturen umfasst und gelegentliche Meinungsverschiedenheiten über lokale Interessen auftreten, ist ihr wichtigster Aspekt immer noch die bindende Beziehung eines gemeinsamen Glaubens. Eine Schwester sagte über diesen Glauben: „Es ist ein Band, das Frauen mit Frauen und mit dem Heiland über Generationen hinweg verbindet“ (Peterson, S. 79).

BIBLIOGRAPHIE

Mulvay-Derr, Jill. „Strength in Our Union: The Making of Mormon Sisterhood“. In Sisters in Spirit, Hg. M. Beecher und L. Anderson. Urbana, Ill., 1987. 

Kimball, Spencer W. „Relief Society: Its Promise and Potential“. Ensign 6 (März 1976):2-5.

Peterson, Grethe B. „BYU Women's Conference Draws Thousands“. Ensign 10 (Apr. 1980):79.

Smith, Barbara B. „A Conversation with Sister Barbara B. Smith, Relief Society General President“. Ensign 6 (März 1976):7-8.

JANATH RUSSELL CANNON

JILL MULVAY-DERR


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