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PRIESTERTUM

[Dieser Eintrag besteht aus vier Artikeln: Priestertum, Aaronische Priestertum, Melchisedekische Priestertum, und Schlüssel des Priestertums.]

 

PRIESTERTUM

[Andere Artikel, die sich mit verschiedenen Aspekten des Priestertums befassen: Aaronisches Priestertum; Vollmacht; Bruderschaft; Geistlichkeit; Gottheit; Schlüssel des Priestertums; Laien Beteiligung und Führerschaft; Levitisches Priestertum; Seine Berufung groß machen; Melchisedekischen Priestertum; Männer; Rollen von; Eid und Bund des Priestertums; Präsidentschaft; Konzept von; Präsidierender Hohepriester; Priestertumsräte; Kollegium des Priestertums.

Zu den spezifischen Ämtern im Priestertum siehe Apostel; Bischof; Diakon; Aaronisches Priestertum; Ältester; Hohepriester; Patriarch; Priester, Aaronisches Priestertum; Priestertumsämter; Prophet; Siebziger; Lehrer, Aaronisches Priestertum.

Für Diskussionen über verschiedene Verordnungen des Priestertums siehe Taufe; Taufgebet; Kinder: Kindersegnung; Konfirmierung; Weihungen; Väterlicher Segen; Händeauflegen; Verordnungen; Ordinierung zum Priestertum; Patriarchalischer Segen; Priestertumssegen; Wiedertaufe; Abendmahlsgebete; Siegelung; Einsetzung; Krankensegen; Tempelverordnungen.]

DIE QUELLE DER PRIESTERTUMSMACHT. Jesus Christus ist der große Hohepriester Gottes; daher ist Christus die Quelle aller wahren Priestertumsvollmacht und Macht auf dieser Erde (Hebräer 5-10). Der Mensch nimmt eine solche Priestertumsmacht nicht selbst auf sich; sie muss von Gott durch seine Diener übertragen werden (Hebräer 5:4, LuB 1:38).

Bevor die Welt erschaffen wurde, schloss Jesus Christus, der große Jehova und Erstgeborene Gott Vaters, in der Geisterwelt den Bund, dass er die Vollmacht, die er vom Vater erhalten hatte, zur Umsetzung des Plan Gottes und der ewigen Glücklichseligkeit aller seiner Kinder gebrauchen werde (vgl. LPJS, S. 190). Der eigentliche Name des Priestertums ist „das Heilige Priestertum nach der Ordnung des Sohn Gottes.“ Um jedoch den allzu häufigen Gebrauch des Namens der Gottheit zu vermeiden, hat es andere Bezeichnungen,  insbesondere  Melchisedekisches Priestertum. Dies ist beispielsweise dieselbe Vollmacht, die rechtschaffene Könige und Hohepriester innehaben (Genesis 14:18; Hebräer 5:6; Alma 13:6, 17-19; LuB 107:1-4; 124:123).

Jesus, der göttliche Erretter, Vermittler und Erlöser, ist das Vorbild für eine jegliche Ausübung des Priestertums. „Darum: Was für Männer sollt ihr sein? Wahrlich, ich sage euch: So, wie ich bin.“ (3 Nephi 27:27).

DEFINITIONEN. Joseph Smith definierte das Priestertum  als „ein immerwährendes Prinzip, was mit Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, ohne Anfang der Tage oder Ende der Jahre, existiert hat...und die Schlüssel der Macht und Segnungen innehat. Tatsächlich ist das Melchisedekische Priestertum ein makelloses Gesetz der Gottesherrschaft“ (LPJS, S. 157, 322). Es ist die Macht und Vollmacht, wodurch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage organisiert und geleitet wird.

Das Wort „Priestertum“ hat für Heilige der Letzten Tage mehrere Bedeutungen:

1. Das Priestertum ist Macht, die Macht Gottes, eine wesentliche Quelle ewiger Kraft und Energie, die auf Männer übertragen wird, damit sie in allen Belangen für das Wohlergehen der Menschheit handeln, sowohl in als auch außerhalb der Welt (DS 3:80; Romney, S. 43).

2. Das Priestertum ist die Vollmacht bzw. das alleinige Recht im Namen Gottes als seine Bevollmächtigten zu handeln. Sie führen Verordnungen zu dem Zweck durch, dass gewisse geistige Segnungen auf jeden einzelnen ausgeschüttet werden können.

3. Das Priestertum ist das Recht und die Verantwortung innerhalb der organisatorischen Struktur der Kirche zu präsidieren, aber nur auf eine Weise, die mit der Entscheidungsfreiheit anderer im Einklang steht.  

4. Manchmal bezieht sich der Begriff Priestertum auf die Männer der Kirche allgemein (wie z.B. „die Priesterschaft wird sich in der Kapelle zusammenfinden“).

Die Macht des Priestertums kann nur unter Leitung desjenigen ausgeübt werden, der das Recht, oder die Schlüssel hat, die ihn dazu bevollmächtigen. Priestertumsvollmacht wirkt in Übereinstimmung mit den Eigenschaften und Merkmalen von Gott selbst. Dazu gehören Überzeugung, Langmut, Milde, Sanftmut, ungeheuchelte Liebe, Rechtschaffenheit, Tugend, Erkenntnis, Gerechtigkeit, Richterspruch, Gnade und Wahrheit (LuB 121:41; Lectures on Faith 4). Das Priestertum  erlischt in einem Mann, der es dazu gebraucht, das Ansehen der Welt zu erlangen, oder seinen Stolz zu befriedigen, Sünde oder Böses zu bedecken, oder unrechtschaffene Herrschaft auszuüben (LuB 121:33-37).

Das Priestertum umfasst die Macht Gottes in all ihren Formen. Es ist die Macht, durch die der Kosmos geordnet, Universen und Welten organisiert und die Elemente in all ihrern verschiedenen Strukturen und Beziehungen geschaffen wurden. Durch das Priestertum herrscht Gott über alles. Durch diese Macht wird das Evangelium gepredigt und verstanden, sowie die Verordnungen der Erhöhung für die Lebenden und die Verstorbenen durchgeführt (siehe Plan der Erlösung). Das Priestertum ist der Kanal, über welchen wir Offenbarung empfangen und wodurch Gott der Menschheit sich selbst, seine Herrlichkeit und seine Absichten und Zwecke offenbart: Das Priestertum hat „die Schlüssel der Geheimnisse des Reiches inne, nämlich den Schlüssel der Gotteserkenntnis“ (LuB 84:19-20; vgl. LPJS, S. 166-67). Es übermittelt die Absicht und den Willen Gottes. Wenn etwas durch seine Knechte und in seinem Auftrag ausgeführt wird, dann ist es als ob es durch Gottes eigene Stimme geschehen wäre (LuB 1:38).

Somit unterscheidet sich die Lehre der Heiligen der Letzen Tage von allen anderen Sichtweisen. Das Priestertum ist kein professioneller Beruf (siehe Geistlichkeit). Es ist nicht erblich und kann daher nicht vom Vater auf den Sohn weitervererbt werden (sogar das Levitische Priestertum wurde durch Ordinierung übertragen). Es ist nicht käuflich (siehe Priesterlist). Es wird nicht von einer Gruppe von Spezialisten getragen, die über der Gemeinschaft stehen (alle würdigen Heilige der Letzten Tage sind qualifiziert, um zum Priestertum ordiniert zu werden). Dennoch ist es kein „Priestertum aller Gläubigen“, im Sinne der Auffassung der Protestanten (ER 11:529).

GESCHICHTE, ANWEISUNGEN UND ÄMTER DES PRIESTERTUMS. Wann immer die Regierung Gottes auf Erden existiert hat, wirkte es durch diese Priestertumsmacht, die von rechtschaffenen Männern getragen wurde. Diese waren von Gott erwählt, wie Aaron (Hebräer 5:4) und Josua (Numeri 27:18-19). Zu Zeiten des Abfalls vom Glauben und der Schlechtigkeit erlaubte Gott seinen Knechten nicht das Priestertum auf diejenigen zu übertragen, die dessen nicht würdig waren. Schließlich war das Priestertum nicht mehr auf Erden. Wann immer es nötig war, wurde das Priestertum in jeder neuen Evangeliumszeit wiederhergestellt.

Im Anschluss an die Himmelfahrt Jesu Christi und den Tod seiner Apostel fiel  das Chistentum vom Glauben ab und die Priestertumsvollmacht wurde von der Erde genommen. Allerdings empfing die Menschheit, nachdem Gott sie durch das Leben ernsthafter und aufrichtiger Reformer und Suchender vorbereitet hatte, die Priestertumsvollmacht erneut von Himmelsboten, die die Schlüssel zu dieser Macht innehatten.  Himmelsboten begannen am 15. Mai 1829 damit, im Laufe mehrerer Erscheinungen die Priestertumsvollmacht auf Joseph Smith und Oliver Cowdery zu übertragen (siehe Aaronisches Priestertum: Wiederherstellung des; Melchisedekisches Priestertum: Wiederherstellung des; Lehre und Bündnisse: Anschnitt 110). Diese Wiederherstellungen beinhalteten das Aaronische Priestertum (LuB 13), das Melchisedekische Priestertum (LuB 27), die Schlüssel der Sammlung Israels (LuB 110:11), die Schlüssel der Erfüllung des Abrahamischen Bundes (LuB 110:12), die Schlüssel der Macht zu binden und zu siegeln (LuB 110:12-16) und die Schlüssel aller Evangeliumszeiten des Evangeliums „von Michael oder Adam herab bis zur gegenwärtigen Zeit“ (LuB 128:21). Diese Schlüssel der präsidierenden Vollmacht sind im Gegenzug auf jeden nachfolgenden Propheten und Präsidenten der Kirche übertragen worden. Die gesamte Macht und Vollmacht des Priestertums wirkt heute unter der Leitung des Präsidenten der Kirche, der alle Schlüssel und Vollmachten des Priestertums trägt (siehe Erste Präsidentschaft; Kollegium der Zwölf Apostel; Nachfolge in der Präsidentschaft).

„Es gibt drei große Priestertümer, auf die [im Brief an die Hebräer] Bezug genommen wird“ (LPJS, S. 322-23; HC 5:554-55)- das Melchisedekische, das Patriarchalische und das Aaronische:

1. Das Melchisedekische Priestertum ist das „höhere Priestertum“, welches alle Priestertümer in sich vereint (LPJS, S. 180). Es hat „das Recht auf die Präsidentschaft inne und hat Macht und Vollmacht über alle Ämter in der Kirche in allen Zeitaltern der Welt, um in geistigen Belangen zu amtieren“ (LuB 107:8). Diese Ordnung der Ordinierung stellt eine unveränderliche Ordnung dar, die zu allen Evangeliumszeiten gegenwärtig gewesen ist (vgl. Matthäus 10:1; 16:19; Johannes 20:23; Epheser 4:11; Hebräer 7:24; siehe auch Hebräer, Brief an die). Von Adam bis Mose trugen alle bedeutenden Propheten das Melchisedekische Priestertum. Joseph Smith lehrte, dass die Propheten nach dem Tod Moses und vor der Zeit Christi dasselbe Priestertum trugen und „von Gott selbst ordiniert“ waren (LPJS, S. 181). Diese Vollmacht ist dem geringeren bzw. Aaronischen Priestertum überlegen, welches unter dem Gesetz des Mose wirkt. Die Nephiten trugen das Melchisedekische Priestertum und befolgten das Gesetz des Mose unter dieser Vollmacht (vgl. Alma 13:6-18).

2. Die Patriarchalische Ordnung des Priestertums, einschließlich des Levitischen Preistertums, wurde unter dem Gesetz des Mose eingeführt als die Israeliten die größeren Mächte, Segnungen und Verantwortungen des Melchisedekischen Priestertums verwarfen. Gott gab ihnen das „geringere Priestertum“, welches aus bestimmten Vollmächten besteht, die mit Opfern und zeitlichen Belangen der Erlösung zu tun haben (Exodus 20:19; JSÜ Exodus 34:1-2). Das Recht zu dieser Vollmacht wurde Aaron und seinen Nachkommen für immer übertragen. Das Levitische Priestertum bezieht sich auf gewisse Pflichten im Aaronischen Priestertum, die auf würdige männliche Mitglieder vom Stamm Levi (siehe Priestertum zu biblischen Zeiten) verteilt wurden.

Im Melchisedekischen und Aaronischen Priestertum  können Männer zu verschiedenen Ämtern ordiniert werden. Diejenigen, die gewisse Ämter tragen, können in bestimmten Positionen für den Dienst in der Kirche berufen und eingesetzt werden. Mit zwölf Jahren können junge Männer, wenn sie würdig sind und es wünschen, zunächst das Aaronische Priestertum übertragen bekommen und zum Amt eines Diakons ordiniert werden. Im Alter von vierzehn Jahren können sie zum Lehrer ordiniert werden, mit sechszehn Jahren zum Priester. Im Alter von achtzehn Jahren kann ihnen das Melchisedekische Priestertum übertragen werden und sie können zum Amt eines Ältesten ordiniert werden. Je nach Bedarf und Berufung können sie später zu anderen Ämtern im Melchisedekischen Priestertum ordiniert werden. Das Amt des Bischofs gehört zum Melchisedekischen Priestertum (LuB 84:29), aber dessen Funktion ist, über das Aaronische Priestertum zu präsidieren (LuB 107:87-88). Das Amt des Patriarchen ist ein Amt im Melchisedekischen Priestertum.

Alle glaubenstreuen und würdigen Männer bei den Heiligen der Letzten Tage können zum Priestertum ordiniert und dazu bevollmächtigt werden, in jedem der Ämter, Mächte, Segnungen und Vollmachten des Priestertums zu handeln und daran teilzuhaben (siehe Ordinierung zum Priestertum; Lehre und Bündnisse: Amtliche Erklärung-2). Die Ordinierung zu jedem der verschiedenen Priestertumsämter geschieht durch die Vollmacht und unter der Leitung des präsidierenden Priestertumsträgers in der Gemeinde, im Zweig, im Pfahl, oder in dem Missionsgebiet der Kirche, wo die Person lebt. Dies geschieht durch das Händeauflegen eines geeigneten Priestertumsträgers, der zu dieser Handlung bestimmt wurde.

Alle Träger des Melchisedekischen oder Aaronischen Priestertums wirken, dienen und werden in der Mitgliedschaft des Kollegiums des Priestertums geschult. Diese Kollegien werden gemäß der Priestertumsämter von rechtmäßigen, präsidierenden Beamten organisiert (siehe LuB 20; 107).

PRIESTERTUM UND DIE FAMILIE. Das Priestertum erreicht seine höchste Funktion in der Familie. In der Familie präsidiert der Ehemann und Vater in Rechtschaffenheit und gebraucht sein Priestertum, um das Leben seiner Familienmitglieder zu segnen. Er lehrt durch sein Beispiel und seinen Rat, gibt rechtschaffenene Ratschläge und trifft Entscheidungen, bringt offen seine Liebe und Sorge zum Ausdruck und spendet Priestertumssegen durch das Händeauflegen, wenn seine Familie Führung, Heilung und Trost benötigt. Als der präsidierende Priestertumsträger in seinem Heim muss er gegenüber dem Herrn Rechenschaft ablegen: Ehemann und Ehefrau sind vor Gott für ihre jeweiligen Verantwortungen für das geistige und zeitige Wohlergehen ihrer Familie rechenschaftspflichtig.

Die Erhöhung und das ewige Leben in dem höchsten Grad des Celestialen Reichs werden nur dann erreicht, wenn die Fülle des Priestertums durch den Aufbau und das Erreichen einer ewigen Ehe erlangt wird (siehe Ehe: Ewige Ehe). Die höchst intellektuelle und geistige Entwicklung von Männern und Frauen ist wie Gott zu werden. Sowohl Männer als auch Frauen sind Ebenbilder Gottes; die Gottheit kann nicht durch den Mann oder die Frau allein erlangt werden. Jeder wurde im Vorirdischen Leben als Geistkind himmlischer Eltern empfangen, bevor es durch irdische Eltern in die Sterblichkeit geboren wurden. Das Erdenleben ist Teil des Fortschritts der Männer und Frauen, um dereinst wie ihre himmlischen Eltern zu werden. Allein durch die Siegelungsverordnungen des heiligen Priestertums, die in den Tempeln des Herrn vollzogen werden, und ein glaubensvolles und rechtschaffenes Leben können sich Männer und Frauen durch die Einheit der ewigen Ehe vereinigen. Dadurch können sie gemeinsam eine Fülle des Priestertums und der Erhöhung erreichen.

Die Fülle des Priestertums, welches die höchste Ordnung des Priestertums ist, wird nur durch eine ewige Vereinigung von Mann und Frau erlangt, die durch die Siegelungsverordnungen im Tempel des Herrn geheiligt und vom Heiligen Geist der Offenbarung (LuB 132:18-19) bestätigt wird. Diejenigen, die so vereint wurden und ihre Bündnisse miteinander und mit dem Herrn halten, werden bei der Auferstehung Erhöhung und ewiges Leben erben. Diese bestehen aus einer ewigen Vereinigung, dem Zusammensein und einer ewigen Familie, welche einen ewigen Familienzuwachs, Geistkinder und die Erschaffung und den Besitz von Welten und Universen einschließt.

Somit erreichen und teilen sich Ehemann und Ehefrau gleichermaßen alle Segnungen, Vorteile und Erbschaften des Priestertums, wenn sie ihre jeweiligen Verantwortungen in Glaube, Liebe, Harmonie und Zusammenarbeit mit dem Herrn erfüllen.  Der Apostel Paulus sprach: „Doch im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau“ (1 Korinther 11:11).

In den Tempeln des Herrn werden heilige Priestertumsverordnungen (z.B. Waschungen, Salbungen, Ankleidungen) von Männern an Männern und von Frauen an Frauen vollzogen, die ihre Begabung des Priestertums bereits im Tempel empfangen haben (LPJS, S. 337) und diese bestimmte Verantwortung des Priestertums erhalten haben. Daher können Frauen, wenn sie berufen, eingesetzt und von denen, welche die Schlüssel tragen, bevollmächtigt wurden, mit der  Macht des Priestertums handeln. Jedoch werden Frauen, die im Tempel arbeiten, nicht zum Priestertum, oder einem Amt im Priestertum ordiniert, um diese Arbeit zu tun.

DIE MACHT GOTTES, DIE ZUR ERHÖHUNG FÜHRT. Joseph Smith sagte: „Ich rate allen nach Vollkommenheit zu streben [...]. Ein Mann kann nichts für sich selbst tun, außer wenn Gott ihn auf dem richtigen Weg führt. Das Priestertum dient zu diesem Zweck“ (LPJS, S. 364). Vollkommenheit wird durch Gehorsam gegenüber den Prinzipien und Verordnungen des Evangeliums erlangt. Ohne Priestertumsvollmacht sind Verordnungen - egal wie, wann, wo, oder durch wen vollzogen – nicht gültig, nicht vom Heiligen Geist bestätigt und werden nicht im Himmel aufgezeichnet (LuB 132:7). Die Siegelungsvollmacht, die Macht auf Erden und im Himmel zu binden (Matthäus 16:19; 18:18; LuB 132:46), gehört ausschließlich zum Priestertum Gottes. Die rechtmäßige Taufe, die Gabe des Heiligen Geistes, die heilige Begabung, ewige Ehe und Familiensiegelungen können nur bevollmächtigte Diener des Herrn vollziehen. Durch diese Mächte und Vollmachten des heiligen Priestertums geht das Werk der Erlösung voran, so wie es in den großen Räten im Himmel, noch ehe die Welt war, vorgesehen wurde.

Unter der Leitung und Vollmacht des Priestertums in dieser letzten Evangeliumszeit, der Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten, schließt das Werk des Priestertums die Verkündung des Evangeliums, die Vervollkommnung der Heiligen und den Vollzug der Verordnungen für die Erlösung der Verstorbenen mit ein. Priestertumsträger sind dazu beauftragt, das Evangelium zu allen Nationen und Völkern zu bringen, um die Kenntnis von der Erlösung zu verkünden. Diese Missionsarbeit zu leisten ist die Verantwortung aller Mitglieder der Kirche, insbesondere die Pflicht der Priestertumsträger. Sie sind ebenfalls beauftragt, überall über die Heiligen zu wachen, um ihren Glauben, ihr Verständnis und ihr Zeugnis zu stärken und das geistige Wohlergehen und die körperlichen Annehmlichkeiten derer zu verbessern, die sie empfangen. Darüberhinaus sind Priestertumsträger dazu beauftragt, die „Errettung der Toten“ durch die Siegelungsmacht des Priestertums zustande zu bringen (LuB 128:14-18). Heilige der Letzten Tage lernen und werden dazu ermutigt, die Namen und Aufzeichnungen ihrer verstorbenen Stammväter herauszufinden, sich aktiv an genealogischer Forschung zu beteiligen und ihre Herzen ihren Vorfahren zuzuwenden, so dass ein jeder durch heilige Tempelverordnungen an ewige Familien und schließlich an die Familie Adams gesiegelt wird, woraus die Familie Jesu Christi entsteht (LuB 39:4-6; 42:52).

Im Wesentlichen und in der Ewigkeit ist das Werk des Priestertums das Werk Christi, wozu rechtschaffene Diener bevollmächtigt sind. „Dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit“, sagte der Herr, nämlich „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39). Das Werk des Priestertums ist dabei zu helfen, Seelen zu Christus und dadurch zur Erhöhung im Reich des Vaters zu führen.

Die Fülle des Priestertums des Sohn Gottes zu erlangen ist das große Ziel aller glaubensvoller Heiligen der Letzten Tage, weil es die Macht Gottes ist, die zur Erlösung und zum ewigem Leben führt. Es ist die Macht, wodurch sterbliche Körper zur Unsterblichkeit auferweckt werden, um für immer in den Besitz der Geister zurrückzukehren, die zuvor in ihnen verweilten. Es ist die Macht, durch die sie von Gott gemäß ihren Werken in der Sterblichkeit verherrlicht werden. Durch diese Macht kann ewige Freude erlangt werden, jedoch immer und nur durch Gehorsam gegenüber den Gesetzen und Prinzipien der Rechtschaffenheit, wie es vom Erretter vorgelebt und gelehrt wurde.

BIBLIOGRAPHIE

Kimball, Spencer W., et al. Priesthood. Salt Lake City, 1981.

McConkie, Bruce R. “The Doctrine of the Priesthood.” Ensign 12 (May 1982):32-34.

Romney, Marion G. “Priesthood.” Ensign 12 (May 1982):43.

Smith, Joseph F. GD. Salt Lake City, 1919.

Taylor, John. The Gospel Kingdom. Salt Lake City, 1964.

Widtsoe, John A. Priesthood and Church Government. Salt Lake City, 1939.

Young, Brigham. Discourses of Brigham Young, ed. John A. Widtsoe, pp. 130-51. Salt Lake City, 1954.

RICHARD G. ELLSWORTH

MELVIN J. LUTHY

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DAS AARONISCHE PRIESTERTUM

 

KRÄFTE UND ÄMTER

 

Die zwei Arten des Priestertums der Heiligen der Letzten Tage sind das Aaronische und das Melchisedekische. Junge Männer im Alter von zwölf bis fünfzehn Jahren und ältere, neu bekehrte Männer, werden zu Ämtern im Aaronischen Priestertum ordiniert, „das die Schlüssel des Dienstes der Engel und des Evangeliums der Buße und der Taufe durch Untertauchung zur Vergebung der Sünden hält.” (LB 13) Es ist die Priestertumsvollmacht, durch die Johannes der Täufer den Weg für Jesus Christus bereitete und Glauben, Buße und Taufe zur Vergebung der Sünden lehrte. (Mt 3:1-17; Mk 1:1-11; Lk 1:5-80; Joh 1:15-34; Apg 8:14-17; LB 84:25-28) Das Aaronische Priestertum besitzt nicht die Vollmacht, den Heiligen Geist zu spenden (Mt 3:11; Mk 1:7-8; Joh 1:33-34; JS. 2:70) oder die Belange des Königreichs Gottes voll und ganz zu vertreten. Es ist die Kraft und Vollmacht, die Gott den Menschen gegeben hat, den Weg für Christus und für diejenigen zu bereiten, unter denen er wirkt, so daß sie die größeren Kräfte, Vollmachten und Segnungen des Melchisedekischen Priestertums erhalten können.

Tiefere Einsichten der Heiligen der Letzten Tage in den Ursprung des Aaronischen Priestertums stammen aus modernen Offenbarungen, die darauf hinweisen, daß zur Zeit, als Moses die Isrealiten aus Ägypten führte, der Herr die Absicht hatte, auf alle würdigen Männer aller Stämme das höhere Melchisedekische Priestertum zu übertragen. Ungehorsam und der Verlust an Glauben und an Würdigkeit verhärtete die Herzen der Isrealiten gegen den Herrn und Moses. Daher nahm der Herr schlußendlich:

„Moses und das heilige Priestertum aus ihrer Mitte. Das niedere Priestertum aber , das den Schlüssel des Dienstes der Engel und des vorbereitenden Evangeliums hält, bestand fort. Dieses  Evangelium ist das Evangelium der Buße, der Taufe, der Vergebung der Sünden und des Gesetzes der fleischlichen Gebote, das der Herr in seinem Zorn mit dem Hause Aarons fortbestehen ließ unter den Kindern Israel, bis auf Johannes den Täufer, den der Herr erweckte.”(LB 84:25-27)

Die Israeliten, die unwillig waren, an dem höheren Gesetz der Fülle des Evangeliums mit seinem größeren Priestertum festzuhalten, erhielten das Gesetz fleischlicher Gebote als ein Teil des Mosaischen Gebotes. Die Betonung lag dabei auf der Darbietung symbolischer, erlösender Opfer, um sich vorzubeiten, den göttlichen Erlöser zu empfangen. Ihnen wurde das niedere Priestertum gegeben, um dies Gesetz auszuführen. Der Herr berief Aaron und seine Söhne als Priester, um den Vorsitz über das niedere Priestertum zu führen. (Num 8) Nur die direkten Nachkommen von Aaron konnten zum Priester ordiniert werden. Um Aaron und seinen Nachkommen Hilfe zu leisten, besonders in bezug auf den Tabernakel und die Vorbereitung und Darbringung von Opfern,  berief der Herr andere männliche Mitglieder des Stammes Levi (nicht von der Familie Aaron), um Aufgaben im niederen Priestertum zu erhalten und auszuführen. (Num 3:5-13) Die Leviten hielten niedere Ämter im Aaronischen Priestertum und wirkten unter den Schlüsseln oder der richtungsgebenden Vollmacht des Priestertums, das auf Aaron und seine Söhne übertragen wurde.(Widsoe, S.12-17) Daher wurde das niedere Priestertum das Aaronische Priestertum genannt, nach Aaron. Ein Teil dieses Priestertums wurde auch als das Levitische Priestertum bezeichnet, weil diejenigen, denen es gegeben wurde, zu dem Stamme Levi gehörten. Diese Art der Priestertums Organisation und des Dienstes bestand in Israel bis zur Ankunft von Jesu Christo.

Johannes der Täufer, ein Nachkomme Aarons, durch seinen Vater sowohl als auch durch seine Mutter, war daher ein Levite. Er war der Sohn von Zacharias, einem rechtschaffenen Priester in Israel zur Zeit der Geburt von Jesu Christo. Es war dieser Sohn, den Gott auserwählte, den Weg für die Mission Christi auf dieser Erde vorzubereiten. Von Johannes Geburt an lag seine Mission fest, und seine Priestertums Funktionen waren vorhergesagt. (LB 84:28; Lk 1:5-17)

Nachdem Jesus von Johannes getauft worden war, berief er seine Apostel. (Einige davon waren von den Jüngern des Johannes) und er ordinierte sie. (Joh 15:16) Später übertrug er die Schlüssel des Königreichs Gottes und des höheren Priestertums auf Petrus, Jakobus und Johannes (siehe Berg der Verklärung). Nach seinem Tode, seiner Auferstehung und Himmelfahrt fuhr Christus fort, seine Kirche zu leiten, indem er den Aposteln durch die Macht des Heiligen Geistes Vorschriften erteilte (Apg 1:2) und durch die Vollmacht des höheren Melchisedekischen Priestertums, die er auf sie übertragen hatte. Nach dem Tode der Apostel folgte ein allgemeiner Abfall. Im Verlaufe desselben gingen viele Prinzipien des Evangeliums verloren, und alle Mächte des Priestertums wurden von der Erde genommen. (2 Thess 2:1-4; 2 Tim 3:1-5). 

Am 15. Mai 1829 erschien Johannes der Täufer Joseph Smith und Oliver Cowdery als auferstandener Bote Gottes und übertrug auf sie das alte „Priestertum von Aaron”. (LB 13) Als sich die Organisation der Kirche in den folgenden Monaten und Jahren entwickelte, erhielten viele männliche Mitglieder das Aaronische Priestertum, und sie wurden organisiert in Quorums von Priestern, Lehrern und Diakonen. In dieser Wiederhertellung war das Aaronische Priestertum nicht nur jenen vorbehalten, die buchstäbliche Nachkommen von Aaron oder Levi waren, weil jene Geschlechter gegenwärtig nicht identifiziert werden und die Priestertums Vollmacht, die die Verordnungen des Mosaischen Gesetzes einführte, ersetzt worden ist durch das höhere Priestertum und die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums von Jesu Christo. Seit der Reorganisierung des Priestertums im Jahre 1877 führte die Kirche die gegenwärtige Handlungsweise ein, daß Männer in ihren frühen, jugendlichen Jahren zum Aaronischen Priestertum ordiniert werden. Sie werden dann ihrem Alter und ihrem Priestertumsamt gemäß in Ward Quorums eingeteilt. Periodisch schreiten sie dann fort zu höheren Ämtern und schließlich zu dem höheren Priestertum. Der Bischof jeder einzelnen Ward präsidiert über das Aaronische Priestertum in der Ward.

Der Präsident über das Aaronische Priestertum „muß ein Bischof sein, denn dies ist eine der Pflichten dieses Priestertums.”(LB 107:88) Bischöfe sind auch ordinierte Hohe Priester des Melchisedekischen  Priestertums, weil sie den Vorsitz führen und keine buchstäblichen Nachkommen Aarons sind. Die anderen drei Ämter im Aaronischen Priestertum sind: DIAKON, LEHRER und PRIESTER. Unter der Leitung des Bischofs überträgt jemand, der die zuständige Vollmacht dazu besitzt, das Aaronische Priestertum auf einen würdigen jungen Mann, wenn dieser zwölf Jahre alt ist und ordiniert ihn zum Amt eines Diakons. Wenn er würdig und glaubensstark bleibt, wird er im sechzehnten Lebensjahr zum Amt eines Priesters im Aaronischen Priestertum ordiniert, wiederum erweitert sich dann sein Verantwortungskreis. Im weiteren Fortschritt im Priestertum behalten die jungen Männer alle Rechte und Pflichten der niederen Ämter.

Der Herr hat die Kirche beauftragt , daß Träger des Priestertums in Quorums organisiert werden sollten. (LB 107:85-88) Einige der Gründe dafür sind: Ordnung zu schaffen, eine wirksame Belehrung der Evangeliumsprinzipien und der Pflichten des Priestertums und eine Vorbereitung für einen größeren Dienst und Führerschaft in der Kirche. Im Aaronischen Priestertum  führen ein Präsident und zwei Ratgeber, die von den Quorum Mitgliedern gewählt werden, den Vorsitz über jedes Diakon oder Lehrer Quorum. Diese Präsidentschaft wird eingesetzt (ihnen wird die Ermächtigung der Präsidentschaft erteilt), um über die Mitglieder des Quorums zu präsidieren, ihnen Rat zu erteilen und sie ihre Pflichten zu lehren. Der Bischof ist der Präsident des Priester Quorums. Er wählt einen oder mehrere junge Männer, die als Leiter unter seiner präsidierenden Führerschaft belehrt werden, um den anderen Mitgliedern des Quorums den Weg zu weisen. Obgleich der Bischof und seine zwei Ratgeber in der Bischofschaft alle Schlüssel des Aaronischen Priestertums für die Ward tragen,  beruft der Bischof gewöhnlich einen erwachsenen Ratgeber, um die jungen Leiter auszubilden und die Quorum Mitglieder zu belehren. Der Ratgeber besitzt allerdings keine präsidierende Vollmacht.

Das Aaronische Priestertum hat also folglich die Rolle eines vorbereitenden Priestertums, indem es junge Männer vertraut macht mit den Evangeliumsprinzipien und den Kräften des Priestertums. Sie gelangen so zur vollen Reife im Dienst des vorbeitenden Evangeliums:  Glauben an den Herrn  Jesum Christum, Buße, Taufe zur Vergebung der Sünden und Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Diese Verantwortung ist am deutlichsten sichtbar, wenn die jungen Männer das Abendmahl des Herrn jeden Sonntag vorbereiten, segnen und in den Abendmahlsversammlungen der Kirche austeilen. Sie unterstützen außerdem den Bischof im Dienst an den Mitgliedern der Ward.

Heute verleiht das Aaronische Priestertum den jungen Männern Erfahrung und bereitet sie vor, mit achtzehn Jahren das Melchisedekische Priestertum mit seinen größeren Vorrechten und Verantwortungen in bezug auf seinen Eid und Bund zu empfangen. (LB 84:33-40) Das Melchisedekische Priestertum vergrößert ihre Kapazität zu dienen, die erlösenden Verordnungen des Evangeliums zu vollziehen und die Kirche zu leiten, wenn der Ruf an sie ergeht. Ein Haupt-Tätigkeitsprogramm für die jungen Männer des Aaronischen Priestertums in vielen Gebieten der Welt sind die Pfadfinder. Um ein wirksames Verhältnis zwischen  Priestertum und Pfadfinder zu entwickeln, organisiert der Bischof  das Programm für junge Männer in der Ward. Ein Erwachsener wird unter der Leitung des Bischofs als Präsident der jungen Männer eingesetzt. Wo immer das Pfadfinder Programm organisiert ist, dienen gewöhnlich der Bischof und seine zwei Ratgewber als die Leiter der Pfadfinder. Befinden sich in den Wards viele junge Männer, dann werden weitere Erwachsene eingesetzt, um das Pfadfinder Programm zu unterstützen.

Der Bischof organisiert auch die jungen Mädchen der Ward in das PROGRAMM FÜR JUNGE MÄDCHEN, mit erwachsenen Frauen als Ratgeber. Sie werden in Altersgruppen eingeteilt, die dem Alter der jungen Männer im Aaronischen Priestertum entsprechen. Gemeinsame Tätigkeiten mit den jungen Männern im Aaronischen Priestertum werden regelmäßig geplant und durchgeführt. (Für eine genauere Geschichte des Aaronischen Priestertums siehe auch Bishop, History of)

BIBLIOGAPHIE

Hartley, William. “The Priesthood Reorganization of 1877: Brigham Young’s Last Achievement.” BYU Studies 20 (Fall 1979):3-36.

McConkie, Oscar W. Aaronic Priesthood. Salt Lake City, 1977.

Palmer, Lee A. Aaronic Priesthood Through the Centuries.Salt Lake City, 1964.

Widtsoe, John A. Priesthood and Church Government, revised ed. Salt Lake City, 1954. 

 

VERNON W. BALLANTYNE

 

WIEDERHERSTELLUNG

 

Am 15. Mai 1829 erschien Johannes der Täufer Joseph Smith und Oliver Cowdery in der Nähe von Harmony, Pensylvania, und übertrug das Aaronische Priestertum auf sie. (siehe AARONISCHES PRIESTERTUM, KRÄFTE UND ÄMRTER). Diese Ordination gab den beiden Männern die Vollmacht zu taufen (siehe TAUFE), und sie führten diese Verordnung unverzüglich durch und tauften sich gegenseitig in dem Susquehannah Fluß. Der Prophet Joseph Smith hatte vorher keine Offenbarungen empfangen, die ihn ermächtigten zu taufen. Um diese Verordnung richtig zu vollziehen, war es erforderlich, eine spezifische Vollmacht von Gott zu erhalten. Die Wiederkehr von Johannes, um das Aaronische Priestertum zu übertragen, bestätigt die Tatsache, daß die göttliche Vollmacht in der Welt verloren gegangen war und daß es einer himmlischen Visitation bedurfte, um sie wiederherzustellen.

Joseph Smith und Oliver Cowdery waren in der Wohnstätte des Propheten, an dem Susquehannah Fluß in Harmonie,  mit der Übersetzung des Buches Mormon beschäftigt (siehe BUCH MORMON ÜBERSETZUNG VON JOSEPH SMITH), als die Tauf-Frage aufkam. Im 3. Nephi Vers 11 (siehe BUCH MORMON, 3.NEPHI) belehrte der Heiland die Nephiten über diesen Punkt. Die beiden Männer wurden dadurch veranlaßt, über ihre eigene Taufe nachzudenken. Sie waren entschlossen, in den Wald zu gehen und darüber zu beten. Oliver berichtete später darüber: „und plötzlich, wie aus dem Schoße der Ewigkeit heraus sprach die Stimme des Erlösers Frieden in unsere Seele. Der Schleier lüftete sich, und der Engel Gottes stieg hernieder, angetan mit Herrlichkeit und brachte uns die Botschaft, nach der wir uns so schmerzlich gesehnt und die Schlüssel des Evangeliums der Buße. (JS-H 1:7 ln) Joseph berichtete, daß der Engel seine Hände auf sie legte, sie ordinierte und sagte:„Auf euch, meine Mitdiener, übertrage ich im Namen des Messias das Priestertum Aarons, das die Schlüssel des Dienstes der Engel und das Evangelium der Buße und der Taufe durch Untertauchung zur Vergebung der Sünden hält; und dieses soll nie mehr von der Erde weggenommen werden, bis die Söhne Levis dem Herrn wiederum ein Opfer in Gerechtigkeit darbringen.” (JS-H 1:69; LB 13)

Der Engel sagte ihnen, das Aaronische Priestertum habe nicht die Vollmacht, die Hände aufzulegen, um die Gabe des Heiligen Geistes zu spenden, später aber würde ihnen diese Vollmacht gegeben. Der Engel beauftragte Joseph, Oliver zu taufen und Oliver, Joseph zu taufen, und jeder sollte den anderen zum Aaronischen Priestertum ordinieren. Der Bote sagte:„sein Name sei Johannes, der gleiche, der im Neuen Testament Johannes der Täufer genannt wird, und er wirke unter der Leitung von Petrus, Jakobus und Johannes, welche die Schlüssel des Melchisedekischen Priestertums besäßen”, das zu einer späteren Zeit auf sie übertragen werde. (JS-H 1:72; siehe MELCHISEDEKISCHES PRIESTERTUM. WIEDERHERSTELLUNG)

Zur Zeit Christi predigte Johannes der Täufer Buße unter den Juden und taufte im Jordan Fluß. Er taufte Jesus (Mt 3:13-17; cf. 31:4-13). Johannes war ein direkter Nachkomme  Aarons, durch seinen Vater, den Priester Zacharias und durch seine Mutter Elisabeth, die Tochter Aorons. (Lk1:5) Joseph Smith erhielt später eine Offenbarung, in der es heißt, daß ein Engel die Vollmacht, seine Mission auf dieser Erde zu erfüllen, auf Johannes übertrug, als er acht Tage alt war.(LB 84:28)

Durch die Ordination und Berufung hielt Johannes der Täufer die Schlüssel für das Aaronische Priestertum. Diese enthalten die Schlüssel des „Dienstes der Engel”. Das will heißen, daß die Träger des Aaronischen Priestertums das Vorrecht besitzen, von Engeln gedient zu werden. Dies Priestertum hält auch die Schlüssel für das vorbereitende Evangelium. „Dies Evangelium ist das Evangelium der Buße, der Taufe und der Vergebung der Sünden und das Gesetz der fleischlichen  Gebote.” (LB 84:27)

Da auch andere Personen sich an den Segnungen erfreuen sollten, die mit der Taufe und der Vergebung der Sünden unter der Leitung des bevollmächtigten Priestertums verbunden sind, wurde im Jahre 1829 eine Offenbarung gegeben, in der der genaue Wortlaut und die genaue Handlung des Vollzugs der Verordnung vorgeschrieben wurde, wenn jemand Buße getan hatte und getauft werden möchte.

„Sehet, ihr sollt in das Wasser hinabsteigen und in meinem Namen sollt ihr sie taufen. Und nun sehet, dies sind die Worte, die ihr sagen sollt. Ihr sollt sie beim Namen nennen und sagen: Beauftragt von Jesus Christus, taufe ich dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Dann sollt ihr sie im Wasser untertauchen. (Cowdery, 1829 Ms)

In der Kirche der Heiligen der Letzten Tage können heute nur diejenigen, die das Amt eines Priesters oder das Melchisedekische Priestertum tragen, die Verordnung der Taufe vollziehen.

Denkmäler wurden als Andenken an die Wiederherstellung des Aaronischen Priestertums auf dem Tempelplatz in Salt Lake City (1958) und in Harmonie, Persylvania (1960) errichtet.

 

 

BIBLIOGRAPHIE

Cowdery, Oliver. “Written in the year of our Lord & Savior 1829 –A True copy of the articles of the Church of Christ.” Ms. In handwriting of Oliver Cowdery, LDS Church Archives.

McConkie, Oscar W.  Aaronic Priesthood . Salt Lake City, 1977.

Palmer, Lee A. The Aaronic Priesthood through the Centuries. Salt Lake City, 1964.

Porter, Larry C. “The Priesthood Restored.” In Syudies in Scripture, ed. R. Millet and K. Jackson, Vol.2,pp. 389-409. Salt Lake City, 1985.

 

        LARRY C. PORTER

Aus dem Englischen übersetzt von

HEINZ RAHDE

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MELCHISEDEKISCHES PRIESTERTUM

[Dieser Eintrag besteht aus zwei Artikeln: Vollmachten und Ämter im Melchisedekischen Priestertum diskutiert das Melchisedekische Priestertum und Wiederherstellung handelt von der geschichtlichen Wiederherstellung dieses Priestertums in dieser Evangeliumszeit.]

VOLLMACHTEN UND ÄMTER IM MELCHISEDEKISCHEM PRIESTERTUM

Das Melchisedekische Priestertum ist die Vollmacht, Verantwortung und Kraft im Namen Jesu Christi zu handeln und einen Teil seines Werkes zu organisieren und zu leiten. Männer und Frauen haben durch dieses Priestertum die Chance in ihrer Partnerschaft mit Gott das Werk der Familie und der Kirche auszuführen. „Es ist die Pflicht dieser großen Körperschaft von Männern, die das heilige Priestertum tragen, ihren Einfluss und ihre Macht für das Gute unter dem Volk Israel und den Menschen der Welt auszuüben, um zu predigen und Rechtschaffenheit zuwege zu bringen, sowohl zu Hause als auch außerhalb“ (Smith, S. 157).

Der Prophet Joseph Smith sagte: „Jedes Priestertum ist Melchisedekisches Priestertum, aber es gibt dabei verschiedene Teile oder Grade“ (LPJS, S. 180). Meistens wird der Titel Melchisedekisches Priestertum in der Kirche verwendet, um das höhere Priestertum und dessen Ämter zu beschreiben. „In der Kirche gibt es zwei Priestertümer, nämlich das Melchisedekische und das Aaronische. Das Melchisedekische Priestertum hat das Recht auf die Präsidentschaft inne und hat Macht und Vollmacht über alle Ämter in der Kirche in allen Zeitaltern der Welt, um in geistigen Belangen zu amtieren“ (LuB 107:1, 8). Das Melchisedekische Priestertum hat die Schlüssel des Reiches Gottes inne und „in seinen Verordnungen [wird] die Macht des Göttlichen kundgetan“ (LuB 84:20).

ORDINIERUNG ZUM MELCHISEDEKISCHEN PRIESTERTUM. Jeder glaubensvolle, würdige Mann in der Kirche kann das Melchisedekische Priestertum empfangen. Wie das Aaronische Priestertum wird auch das Melchisedekische Priestertum auf diejenigen übertragen, die sich qualifiziert haben und von den Bevollmächtigten berufen worden sind.

Spezielle Maßstäbe, um würdig zu sein das Melchisedekische Priestertum zu empfangen, sind persönliche Integrität, Keuschheit, Gehorsam gegenüber den göttlichen Gesundheitsgesetzen und glaubensvolle Zehntenspenden an die Kirche. Über diese Eigenschaften hinaus wird erwartet, dass Männer darin Fortschritt machen gottliche Eigenschaften zu entwickeln. Wie alle Nachfolger Christi sollten sie glaubensvoll, gewissenhaft und gefügig in Rechtschaffenheit leben und bereit sein, sich zu ändern, zu lernen und zu lieben: „Wir können nur gemäß den Prinzipien ewiger Wahrheiten Fortschritt machen. In dem Maß, in dem wir auf der Grundlage dieser Prinzipien, die in den letzten Tagen vom Himmel offenbart worden sind, feststehen und entschlossen sind die Absichten des Herrn zu erfüllen, werden wir Fortschritt machen und der Herr wird uns umso mehr verherrlichen und groß machen“ (Smith, S. 141).

Der Prophet und Präsident der Kirche trägt und gebraucht alle Vollmachten und Schlüssel des Melchisedekischen Priestertums. Er delegiert die Vollmacht andere zu Ämtern des Priestertums zu ordinieren an Pfahlpräsidenten, Bischöfe und andere. Die Übertragung des Melchisedekischen Priestertums durch das Händeauflegen muss auch einstimmig von Priestertumsträgern oder der allgemeinen Mitgliedschaft des jeweiligen Pfahles oder Distrikts bestätigt werden.

Nachdem das Melchisedekische Priestertum auf sie übertragen worden ist, werden alle Priestertumsträger zu einem Amt innerhalb des Priestertums ordiniert. Dabei handelt es sich gewöhnlich um das Amt des Ältesten. Später können sie zum Amt des Hohenpriesters oder Patriarchen ordiniert werden, sowie es ihre Kirchenberufungen erfordern. Diejenigen, die als General Autoritäten für die gesamte Kirche berufen sind, werden zu Siebzigern oder Aposteln berufen. Die Ordinierung zu einem Amt innerhalb des Priestertums bringt spezielle Verantwortungen innerhalb der Kirche mit sich.

Schließlich muss ein Mann eingesetzt sein, um Aufträge auszuführen, beispielsweise als Präsident eines Ältestenkollegiums, als Pfahlpräsident, oder als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel. Soweit erforderlich wird er die Schlüsselvollmachten, die zur Ausführung seiner Aufgaben notwendig sind, erhalten. Dieser Schritt macht es möglich, dass jede Handlung, die mit der Priestertumsvollmacht ausgeführt wird, zur angemessenen Zeit, am angemessenen Ort und auf die angemessene Weise geschieht. Die Vollmacht, diese spezifischen Aufgabenbereiche zu leiten, macht die Schlüssel des Priestertums aus.

Jemand nimmt seine Ordinierung zum Melchisedekischen Priestertum an, indem er in seinem Verstand und seinem Herzen einen Bund mit dem Herrn schließt (LPJS, S. 323; siehe auch Eid und Bund des Priestertums). Er verpflichtet sich die Pflichten seines Priestertums zu ehren, zu würdigen und zu lernen, die Gebote Gottes zu halten, sich an den Rat Gottes zu halten und aufrecht und tugendhaft zu sein während er seine Verantwortungen erfüllt. Gott verheißt, dass ein Mann, der seine Verpflichtungen einhält ewiges Leben erhalten wird und in einem göttlichen Stand verherrlicht werden wird. Dazu wird er alles, was der Vater hat, erben und er wird sich mit Gott und dem Erlöser an ihrerm fortwährenden Werk beteiligen (LuB 84:39).

FUNKTION DES MELCHISEDEKISCHEN PRIESTERTUMS. Alle, die das Priestertum tragen, können es zum Nutzen anderer gebrauchen, unabhängig von ihrer bestimmten Aufgabe in der Kirche oder ihres Amtes im Priestertum. Beispielsweise sind Männer bei der Arbeit mit ihren Familien dazu bevollmächtigt ihre väterlichen Verantwortungen (siehe Vaterschaft) zu erfüllen. Dazu zählt das Segnen von Familienmitgliedern. Zudem sind sie bevollmächtigt Kranke zu heilen, persönliche Erkenntnis zu erlangen und allgemeine Hilfe zu leisten und diejenigen, mit denen sie in Kontakt kommen, zu trösten.

Um in der Kirche Verordnungen des Priestertums zu beaufsichtigen und auszuführen, ist es notwenig sowohl das Melchisedekische Priestertum als auch die angemessenen Schlüssel inne zu haben. Beispielsweise ist es notwendig die Vollmacht des Melchisedekischen Priestertums zu tragen und zu dessen Anwendung berechtigt zu sein, um getaufte Mitglieder zu bestätigen und ihnen die Gabe des Heiligen Geistes zu spenden. Auf diese Weise herrscht Ordnung und der Erlöser nimmt das Werk, das auf Erden getan wird, sowohl in der Sterblichkeit als auch hiernach an (siehe Siegelung).

Zusätzlich dazu, dass für die Vollmacht Christus auf dieser Erde zu vertreten gesorgt ist, schafft das Melchisedekische Priestertum eine Möglichkeit Offenbarungen zu empfangen, wodurch Anweisungen und Lehren von Christus kundgegeben werden können. Jeder hat Zugang zu Gott und das Recht persönliche Offenbarung in Bezug auf sein oder ihr Leben und seine oder ihre Berufungen zu erhalten. Wenn sich jedoch eine Offenbarung auf Prinzipien oder die Anwendung von Prinzipien für die Kirche oder einen Teil des Priestertums betrifft, dann gibt Gott diese Offenbarung nur durch entsprechende Priestertumsführer. Der Prophet und Präsident der Kirche empfängt Offenbarung für die gesamte Kirche. Ein Bischof empfängt notwendige Offenbarungen zur Leitung der Gemeinde. Diese Art und Weise Wahrheiten bekanntzumachen unterstreicht das Recht und die Verantwortung jedes einzelnen nach Offenbarung zu trachten und diese zu erhalten. Zur gleichen Zeit wird durch den Aufbau des Priestertums, wie Christus ihn festgelegt hat,  Ordnung und Harmonie aufrechterhalten.

„Die Rechte des Priestertums [sind] untrennbar mit den Mächten des Himmels verbunden...[diese Mächte können] nur nach den Grundsätzen der Rechtschaffenheit beherrscht und gebraucht werden“ (LuB 121:36). Man kann nur für Gott amtieren, wenn man seine Berufung  in Weisheit und Liebe verwaltet, im Einklang mit den Wegen Gottes. Aufgaben müssen mit Langmut, Milde, Sanftmut, Freundlichkeit, ungeheuchelter Liebe, reiner Erkenntnis und Nächstenliebe gegenüber allen Menschen ausgeübt werden. Dann verheißt Gott: „die Lehre des Priestertums wird auf deine Seele fallen wie der Tau vom Himmel“ (LuB 121:41-45).

Das Priestertum kann als Folge eines Disziplinärverfahrens aufgrund schwerer Sünde verloren gehen. Wenn ein Mann exkommuniziert wird, verliert er das Priestertum. Gemeinschaftsentzug oder Bewährung kann die kirchliche Tätigkeit eines Mannes so einschränken, dass er sein Priestertum bis zur vollständigen Umkehr nicht anwenden kann. Hinzu kommt, dass die Kraft des Priestertums versiegt „wenn wir versuchen unsere Sünden zu verdecken oder unseren Stolz und eitlen Ehrgeiz zu befriedigen, oder wenn wir [...] Gewalt oder Herrschaft oder Nötigung auf die Seele der Menschenkinder ausüben [...], auch nur mit dem geringsten Maß von Unrecht [...] Amen zum Priestertum oder der Vollmacht jenes Mannes“ (LuB 121:37).

ALTE GESCHICHTE DES MELCHISEDEKISCHEN PRIESTERTUMS.                   

Das Melchisedekische Priestertum is ein ewiges Priestertum. Vor der Sterblichkeit übertrug Gott Vollmacht und Verantwortung auf diejenigen, die dessen würdig waren. Diese Handlung wurde durch dieses heilige Priestertum vollzogen. Nach diesem Leben werden diejenigen, die tapfer waren und ihrem Priestertum Ehre gemacht haben, es weiterhin tragen und die Verantwortung haben es zum Dienst anderer zu gebrauchen.

Adam, der als erster von allen Geistkindern Gottes auf der Erde lebte, empfing das heilige Priestertum mit all seinen Mächten, Vollmachten und Schlüsseln. „Und so wurde Adam alles durch eine heilige Verordnung bestätigt“ (Moses 5:59). Diese Vollmacht wurde ohne Unterbrechung von Prophet zu Prophet weitergegeben. „Alle Propheten hatten das Melchisedekische Priestertum“ (LPJS, S. 181).

Abraham trachtete nach den Segnungen seines Vaters und das Recht zum Priestertum ordiniert zu werden. Obwohl sein eigener Vater nicht berechtigt war das Priestertum zu tragen, war Abraham würdig es zu empfangen. Daher erhielt Abraham das Priestertum von Melchisedek, dem König von Salem und einem Priester Gottes (Abraham 1:2-5). Melchisedek traf sich mit Abraham und segnete ihn. Abraham gab ihm den zehnten Teil all dessen, was er besaß (Hebräer 7:1-3). Melchisedek übte mächtigen Glauben aus und gebrauchte sein Priestertum, um ein unrechtschaffenes Volk zur Umkehr zu bringen. Keiner war größer als er (Alma 13:17-19). Ursprünglich Trug das Priestertum die Bezeichnung  das „Heilige Priestertum nach der Ordnung des Sohnes Gottes“ (LuB 107:3). Um eine allzu häufige Wiederholung des Namen Gottes zu vermeiden, nannte die Kirche in alten Tagen dieses Priestertum nach dem Namen dieses genannten Priestertumsleiters Melchisedek (LuB 107:2-4).

Mose empfing das Melchisedekische Priestertum von seinem Schwiegervater Jitro (LuB 84:6). Mose trug das Melchisedekische Priestertum bis er entrückt wurde. Zu diesem Zeitpunkt nahm er die Schlüssel des Höheren Priestertums mit sich. Was bei den Menschen verblieb war ein Zusatz zum Melchisedekischen Priestertum, ein Priestertum mit begrenzter Vollmacht, nämlich das Aaronische Priestertum. Nach Mose gab Gott einzelnen Propheten zu verschiedenen Zeiten das heilige Priestertum, aber es  wurde der breiten Masse vorenthalten.

Das Buch Mormon berichtet, dass Nephitische Propheten das Hohe Priestertum trugen, das nach der Ordnung des Sohnes Gottes benannt ist, nämlich das Melchisedekische Priestertum (Alma 13:10). Diejenigen, die die Vollmacht hatten, regelten das Werk Gottes unter den Menschen (Alma 29:13).

 Den Aposteln wurde das Melchisedekische Priestertum von Jesus Christus gegeben während er auf der Erde seine Mission erfüllte. Er gab ihnen die Vollmacht und Verantwortung seine Kirche zu leiten. Nachdem Christus fortgegangen war, fuhren die Apostel fort in seinem Namen zu amtieren und übertrugen das Melchisedekische Priestertum auf andere, wenn es angemessen war (Epheser 4:11-13; Apostelgeschichte 1:22-26; siehe auch Organisation der Kirche in Neutestamentlicher Zeit). Mit der Zeit gingen sowohl die Priestertumsvollmacht als auch die Schlüssel durch den Abfall vom Glauben verloren.

MODERNE GESCHICHTE DES MELCHISEDEKISCHEN PRIESTERTUMS.

Das Melchisedekische Priestertum wurde Joseph Smith und Oliver Cowdery (siehe unten) gegeben. Gemäß den Anweisungen ordinierten sie einander am 6. April 1830 zum ersten und zweiten Ältesten der Kirche (siehe Ältester). Im Gegenzug übertrugen sie das Priestertum, ordinierten und setzten andere in Ämtern und Beufungen im Priestertum ein (siehe Organisation der Kirche, 1830). Der erste Bischof wurde 1831 dazu ordiniert für die Armen und Bedürftigen zu sorgen und die zeitlichen Belange der Kirche zu verwalten. Am 3. Juni 1831 bestimmte Joseph Smith als Präsident dieses Hohen Pristertums mehr als zwanzig Männer, die zum „Hohen Priestertum“ ordiniert werden sollten. Räte der Hohepriester verwalteten die Kirche bis 1834.

Im Jahre 1835 wurde die Kirchenstruktur der zusätzlichen Offenbarung und den zunehmenden Mitgliederzahlen angepasst. Dies erledigten Kollegien des Priestertums, die aus Männern, die zu bestimmten Ämtern ordiniert waren, bestanden (siehe Lehre und Bündnisse: Abschnitt 107). Drei präsidierende Hohepriester bildeten das Kollegiumder Ersten Präsidentschaft. Das Kollegium der Zwölf Apostel war ein reisender Hoher Rat, der von der Ersten Präsidentschaft Anweisungen empfing. Die Siebziger sollten das Evangelium auch außerhalb der Vereinigten Staaten verkündigen.. Hohe Räte in Pfählen wurden eingesetzt, um ihre Pfähle zu verwalten. Bischöfe kümmerten sich um die zeitlichen Belange der Kirche.

Zusätzliche Schlüssel des Melchisedekischen Priestertums mussten notwendigerweise wiederhergestellt werden, um die höheren Tempelverordnungen ausführen zu können. Boten Gottes überbrachten diese Schlüssel und Anweisungen am 3. April 1836 (siehe Lehre und Bündnisse: Abschnitt 110).

Am 12. Juli 1843 schrieb Joseph Smith die Offenbarung bezüglich Beziehungen einer ewigen Ehe auf, worin Christus sagte, dass er „dir das Gesetz meines Heiligen Priestertums geben [wird], wie es von mir und meinem Vater verordnet wurde“ (LuB 132:28). Er übertrug auf Joseph „die Schlüssel sowie die Macht des Priestertums“ (LuB 132:45; siehe auch Patriarchalische Ordnung des Priestertums).

Die Erste Präsidentschaft präsidiert über das Melchisedekische Priestertum und regelt die Arbeit der Kirche. Das Kollegium der Zwölf Apostel teilt diese Verantwortung gemäß den Schlüsseln, die den Apostel gegeben sind. Pfahlpräsidenten wiederum beaufsichtigen die Gemeinden und Zweige der Kirche durch die Vollmacht des Melchisedekischen Priestertums und den spezifischen Schlüsseln, die ihnen gegeben sind.

Alle Männer, die das Melchisedekische Priestertum tragen, sind Mitglieder eines Priesterschaftskollegiums. Diese Kollegien sind innerhalb geographischer Grenzen festgelegt und bestehen aus einer Gruppe von Männern, die das gleiche Amt im Priestertum tragen oder der gleichen Altersgruppe angehören und dieses Amt vielleicht tragen werden. Kollegien dienen der Kirche, indem sie die aufgetragene Arbeit verrichten, Mitglieder in ihren Verantwortungen des Priestertums schulen, Gelegenheiten zu dienen schaffen und für die Bruderschaft derer sorgen, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.

In jedem Pfahl gibt es eine Hohepriestergruppe. Der Pfahlpräsident und seine Ratgeber dienen als Präsidentschaft dieser Gruppe. Die Hohepriestergruppe, über welche ein Gruppenleiter mit einem oder mehreren Assistenten und einem Sekretär präsidiert, erfüllt in jeder Gemeinde eine bestimmte Funktion.  Ein Ältestenkollegium mit dessen Präsident, zwei Ratgebern und einem Sekretär wird in jeder Gemeinde und jedem eigenständigem Zweig organisiert. Die Pfahlpräsidentschaft und die Hohen Räte beaufsichtigen alle Aktivitäten der Kollegien des Melchisedekischen Prietertums im Pfahl.

BIBLIOGRAPHIE

Backman, Milton V., Jr. The Heavens Resound: A History of the Latter-day Saints in Ohio 1830-1838, pp. 237-56. Salt Lake City, 1983.

Critchlow, William J., Jr. "Priesthood-Asset or Liability?" IE 66 (Dec. 1963):1067-69.

Hartley, William G. "The Priesthood Reform Movement, 1908-1922." BYU Studies 13 (Winter 1973):137-56.

Kimball, Spencer W., et al. Priesthood. Salt Lake City, 1981.

Smith, Joseph F. GD, pp. 136-200.

Widtsoe, John A. Priesthood and Church Government, rev. ed. Salt Lake City, 1954.

JAE R. BALLIF

 

WIEDERHERSTELLUNG DES MELCHISEDEKISCHEN PRIESTERTUM

Joseph Smith empfing das Melchisedekische Priestertum auf die göttlich bestimmte Art und Weise, um für Gott zu wirken, indem er seine Kirche organisierte und alle Verordnungen verwaltete (?). Die Vollmacht und Verantwortung für bestimmte Aufgaben sind unbedingt notwendig (LuB 18:9, 27-32, 35-37, 27:12; siehe Schlüssel). Dazu erhielten und lehrten Joseph Smith und andere die Bedeutung jeder Verordnung und jedes Schlüssels. Da zu dieser Zeit keiner auf Erden diese Vollmacht besaß, empfingen sowohl Joseph Smith als auch sein Gefährte Oliver Cowdery Anweisung und Ordinierung von Gott und seinen Boten.

Der Prophet und Oliver Cowdery erhielten das Aaronische Priestertum am 15. Mai 1829 durch das Händeauflegen von Johannes dem Täufer. Er setzte sie davon in Kenntnis, dass er auf Anweisung von Petrus, Jakobus und Johannes handelte, die die Schlüssel des Melchisedekischen Priestertums trugen. Er sagte auch, dass Joseph und Oliver dieses Priestertum empfangen würden (JSLG 1:72). Obwohl das genaue Datum dieser Wiederherstellung nicht bekannt ist, ist gewiss, dass es nach dem 15 Mai 1829 geschah und vor August 1830 (LuB 27:12). Verfügbare Dokumente und das Datum der offiziellen Gründung der Kirche untermauern die Annahme, dass diese Wiederherstellung vor dem 6. April 1830 stattfand. Viele Studenten haben geschlussfolgert, dass der wahrscheinlichste Zeitpunkt Ende Mai oder Anfang Juni 1829 sei (HC 1:40n-42n; Porter, pp. 5-10).

Irgendwann vor dem 14. Juni 1829 unterwies der Herr Joseph Smith und Oliver Cowdery bezüglich ihrer Ordinierung als Älteste, was ein Amt im Melchisedekischen Priestertum darstellt (HC 1:60-61). Darüberhinaus ordinierten Petrus, Jakobus und Johannes bei ihrem Erscheinen Joseph und Oliver auch als Apostel (LuB 27:12) und vertrauten ihnen „die Schlüssel des Reiches sowie der Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten“ (LuB 128:20; vgl. 27:13) an.

Verschiedene Aufzeichnungen dokumentieren das Geschehen und die Bedeutung dieser Erscheinung. Eine frühgeschichtliche Bestätigung des Empfangs von apostolischen Mächten wird durch eine von Oliver Cowdery aufgezeichnete Offenbarung aus dem Jahre 1829 bewiesen. Darin spricht der Herr: „Ich befehle allen Männern, überall, umzukehren und ich spreche zu euch, ebenso wie  zu meinem Apostel Paulus. Ihr seid nämlich zu derselben Berufung berufen, zu der er berufen war“ (Cowdery, 1829; vgl. LuB 18:9). In seiner Geschichte der Kirche im Jahre 1832 gab der Prophet Joseph Smith bekannt, dass er „das heilige Priestertum durch den Dienst von Engeln [empfangen hatte], um das Gesetz des Evangeliums zu verwalten“ und dass er „eine Bestätigung [empfangen hatte], sowie das Hohe Priestertum gemäß der heiligen Ordnung des Sohnes des lebendigen Gottes.  Er erhielt auch Macht und Verordnung von oben, um das Evangelium mit Leitung und Kundgebung des heiligen Geistes zu predigen. Dazu erhielt er die Schlüssel des Himmelreichs, die auf ihn übertragen wurden, sowie anhaltende Segnungen Gottes“ (Jessee, S. 3).

Oliver Cowdery gab zu mehreren Anlässen Zeugnis, dass er „bei Joseph war als ein heiliger Engel von Gott  vom Himmel herabkam und das Aaronische Priestertum übertrug oder wiederherstellte. Er war auch anwesend und bei Joseph als auf sie jeweils das Melchisedekische Priestertum durch den Willen und das Gebot Gottes übertragen wurde“ (Anderson, S.22).

Joseph Smith sagte, dass Petrus, Jakobus und Johannes ihren Besuch „in der Wildnis zwischen Harmony, Kreis Susquehanna, und Colesville, Kreis Broome, am Ufer des Susquehanna“ abstatteten (LuB 128:20).

Am 3. April 1836 knieten Joseph Smith und Oliver Cowdery im Kirtland Tempel nieder im Gebet. Dort hatten sie eine weitere äußerst wichtige Vision, worin bestimmte Schlüssel des Melchisedekischen Priestertums wiederhergestellt wurden. Mose erschien und überbrachte die Schlüssel zur Sammlung Israels. Elias gab ihnen Schlüssel der Evangeliumszeit (des Evangeliums) Abrahams. Schließlich stand Elija vor ihnen, wie es Maleachi und Moroni verheißen hatten und übergab die Schlüssel, mit denen Familien aneinander gesiegelt werden können (LuB 110:11-16; 2:1-3).

BIBLIOGRAPHIE

Anderson, Richard L. "The Second Witness of Priesthood Restoration." IE 71 (Sept. 1968):15-24.

Barney, Ronald O. "Priesthood Restoration Narratives in the Early LDS Church." Planned for BYU Studies 31 (Summer 1991).

Bushman, Richard L. Joseph Smith and the Beginnings of Mormonism. Urbana, Ill., 1984.

Cowdery, Oliver. "Written in the year of our Lord & Savior 1829-A true copy of the articles of the Church of Christ." Ms. 1829. LDS Church Archives. Ms. in handwriting of Oliver Cowdery.

Hartley, William G. "Upon You My Fellow Servants: Restoration of the Priesthood." In The Prophet Joseph: Essays on the Life and Mission of Joseph Smith, ed. Larry C. Porter and Susan Easton Black, pp. 49-72. Salt Lake City, 1988.

Jessee, Dean C., ed. The Papers of Joseph Smith, Vol. 1. Salt Lake City, 1989.

Porter, Larry C. "Dating the Restoration of the Melchizedek Priesthood." Ensign 9 (June 1979):5-10.

JAE R. BALLIF

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SCHLÜSSEL DES PRIESTERTUMS

Die Schlüssel des Priestertums beziehen sich auf das Recht, Macht im Namen Jesu Christi auszuüben, oder über ein Amt im Priestertum, ein Kollegium, oder eine Organisation der Kirche zu präsidieren. Schlüssel sind notwendig, um Ordnung zu bewahren und darauf zu achten, dass die Aufgaben der Kirche zur rechten Zeit, am rechten Ort und auf die rechte Weise ausgeführt werden. Sie werden durch Händeauflegen bei einer Ordinierung oder Einsetzung von der Person empfangen, die über die jeweiligen Schlüssel die Vollmacht trägt und diese auf einer höheren Stufe innehat. Viele Schlüssel sind den Menschen auf Erden von Boten des Himmels wiederhergestellt worden, welche die Schlüssel auf den Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery übertrugen.

Auf Erden tragen die Apostel die Schlüssel des Reiches Gottes. Der Präsident der Kirche, der der älteste Apostel ist, hat alle Schlüssel inne, die gegenwärtig auf der Erde sind. Er waltet über die gesamte organisatorische Arbeit und die Verordnungen der Kirche (LuB 107:8-9, 91-92). Er überträgt Vollmacht, indem er die Schlüssel bestimmter Aufgaben zuteilt (LuB 124:123). Nur Bevollmächtigte des präsidierenden Priestertums (dazu zählen Generalautoritäten, Pfahlpräsidenten, Missionspräsidenten, Tempelpräsidenten, Bischöfe, Zweigpräsidenten und Kollegiumspräsidenten) tragen die Schlüssel, die zu ihrem jeweiligen Aufgabenbereich gehören. Heilige der Letzten Tage unterscheiden, ob jemand das Priestertum trägt oder ob jemand Schlüssel innehat, um die Arbeit des Priestertums zu leiten. Man erhält kein zusätzliches Priestertum, wenn man Schlüssel übertragen bekommt (Joseph F. Smith, IE 4 [Jan. 1901]:230).

Der Prophet Joseph Smith verkündete, dass „die grundlegenden Prinzipien, die Führung und die Lehre der Kirche mit den Schlüsseln des Reiches ausgestattet“ sind (TPJS, p. 21). „Die Schlüssel müssen vom Himmel überbracht werden, sooft das Evangelium gesandt wird“. Sie sind den Menschen durch die Vollmacht Adams offenbart, denn er war der Erste, dem sie gegeben wurden, als ihm die Herrschaft über alle Dinge übertragen wurde. Sie sind während der Evangeliumszeiten auf Propheten, wie Noach, Abraham, Mose und Elijah herabgekommen, als auch auf Petrus, Jakobus und Johannes, sowie Joseph Smith und die vorgesehenen Propheten der letzten Tage (HC 3:385-87). Schlüssel zum Ausüben und Verwalten verschiedener Aufgaben im Priestertum wurden Joseph Smith und Oliver Cowdery von Johannes dem Täufer (siehe Aaronisches Priestertum: Wiederherstellung des Aaronischen Priestertums), von Petrus, Jakobus und Johannes (siehe Melchisedekisches Priestertum: Wiederherstellung des Melchisedekischen Priestertums) und von Mose, Elias und Elijah im Kirtland Tempel (siehe Lehre und Bündnisse: Abschnitte 109-110) übertragen.

Viele unterschiedliche Schlüssel werden in den Schriften der Kirche erwähnt (see MD, pp. 409-13). Jesus Christus trägt alle Schlüssel. Joseph Smith erhielt die Schlüssel zur Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi (LuB 6:25-28; 28:7; 35:18). Durch ihn trägt die Erste Präsidentschaft die „Schlüssel des Reiches“, wozu auch die Siegelungsvollmacht gehört (LuB 81:1-2; 90:1-6; 110:16; 128:20; 132:19). Die spezielle Erwähnung gewisser Schlüssel und derer, die sie innehaben, schließen folgende mit ein: Das Kollegium der Zwölf Apostel übt die Schlüsselmacht aus, um in der ganzen Welt „durch die Kundmachung des Evangeliums Jesu Christi die Tür zu öffnen“ (LuB 107:35; 112:16; 124:128). Adam trägt „die Schlüssel der Errettung unter dem Rat und der Leitung des Heiligen“ und „die Schlüssel des Universums“ (LuB 78:16; TPJS, p. 157). Mose hat „die Schlüssel zur Sammlung Israels“ inne (LuB 110:11) und Elias die Schlüssel, um „die Wiederherstellung all dessen zustande zu bringen, was durch den Mund aller heiligen Propheten [...] gesprochen worden ist“ (LuB 27:6). Elijah trägt „die Schlüssel der Macht [...] das Herz der Väter den Kindern zuzuwenden und das Herz der Kinder den Vätern“ (LuB 27:9). Träger des Melchisedekischen Priestertums, heißt es, tragen „die Schlüssel der Kirche“, „den Schlüssel der Gotteserkenntnis“ und „die Schlüssel aller geistigen Segnungen der Kirche“ (LuB 42:69; 84:19; 107:18). Dementsprechend gehören zum Aaronischen Priestertum „die Schlüssel des Dienstes von Engeln und die des Evangeliums der Umkehr und die der Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung“ (LuB 13:1; 84:26). All diese Verantwortungen werden schließlich wieder zurück in die Hände Jesu Christi gegeben (TPJS, p. 157).

BIBLIOGRAPHIE

Durham, G. Homer. "The Keys of the Priesthood." In Priesthood, ed. S. Kimball et al. Salt Lake City, 1981.
Nelson, Russell M. "Keys of the Priesthood."
Ensign 17 (Nov. 1987):36-39.

ALAN K. PARRISH