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MORMON

Mormon war ein Prophet, ein Geschichtsschreiber und der letzte Befehlshaber der nephitischen Truppen (310-385 n. Chr.). Da Mormon einer der Hauptverfasser der Goldenen Tafeln war und diese zusammenfasste, trägt das Buch Mormon, das von diesen übersetzt wurde, seinen Namen. Die Erfahrungen seiner Jugend bereiteten ihn auf seine Berufung als Prophet vor: Ihm wurde „das Wissen seines Volkes“ gelehrt, er war „ein ernsthaftes Kind“, „schnell im Beobachten“ und in seinem fünfzehnten Jahr wurde er „vom Herrn besucht“ (Morm. 1:2, 15). Mit sechzehn wurde er zum General der nephitischen Heere gemacht. Er bewahrte seinVolk bis zum Jahr 385 n. Chr. erfolgreich vor dem Untergang. Zu diesem Zeitpunkt waren nahezu alle Nephiten, außer Mormons Sohn Moroni, in Kämpfen mit den Lamaniten vernichtet worden (6:8-15, 8:1-3). Als Bewahrer der nephitischen Aufzeichnungen kürzte Mormon die großen Tafeln Nephis, fasste diese mit den kleinen Tafeln Nephis zusammen und fügte seine eigene kurze Geschichte hinzu (Worte Mormons 1:1-5; Morm. 1:1). Vor seinem Tod verbarg er die ihm anvertrauten Aufzeichnungen im Hügel Cumorah, „außer diese wenigen Tafeln  die ich meinem Sohn Moroni gab“ (Morm. 6:6). Der Prophet Joseph Smith empfing und übersetzte Mormons Zusammenfassung, nämlich die kleinen Tafeln Nephis und einige andere Dokumente, und veröffentlichte diese im Jahr 1830 als Das Buch Mormon.

In erster Linie war Mormon ein Prophet für sein Volk, der dieses ermahnte: „Kehrt um, und laßt euch im Namen Jesu taufen, und ergreift das Evangelium Christi“ (Morm 7:8). Er lehrte sie, dass sie ein „Überrest der Nachkommen Jakobs“ (7:10) sind und dass sie die Segnungen Israels empfangen könnten, wenn sie dementsprechend leben würden. Er betonte außerdem die unterstützende Beziehung zwischen der Bibel und dem Buch Mormon: „Denn siehe, dieser [Bericht, das Buch Mormon] ist zu dem Zweck geschrieben, damit ihr jenem [Bericht, der Bibel] glaubt; und wenn ihr jenem glaubt, so werdet ihr auch diesem glauben“ (7:9).

Mormons Sohn Moroni 2 beendete den Bericht, eine von Mormons Reden, zwei von Mormons Briefen und sein eigenes Buch, das Buch Moroni. Mormons Ansprache über Glauben, Hoffnung und Nächstenliebe (Moro. 7) lehrt, dass „die Nächstenliebe [die größte dieser drei Tugenden] die reine Christusliebe [ist], und sie dauert für immer fort; und bei wem am letzten Tag gefunden wird, daß er sie besitzt, mit dem wird es wohl sein“ (Moro. 7:47). Einer von Mormons Briefen verurteilt die Säuglingstaufe, da sie das Sühnopfer Jesu Christi verneint: „Es [ist] ein ernstes Gespött vor Gott, wenn ihr kleine Kinder tauft“ (8:9). Kleine Kinder müssen nicht umkehren, sondern „sind in Christus lebendig, ja, von der Grundlegung der Welt an“ (8:12). In dem zweiten Brief (Moro. 9) erklärt Mormon, dass die Vernichtung der Nephiten die Strafe für ihre große Schlechtigkeit war, so dass er „sie Gott nicht anempfehlen [kann], weil er mich sonst schlägt“ (9:21).

Da Mormon die nephitischen Berichte zusammenfasste, hatte er Zugang zu den gravierten Aufzeichnungen. Ihm wurde geboten eine Zusammenfassung der großen Tafeln Nephis anzufertigen, damit die Lamaniten, die Juden und die Anderen der letzten Tage die Bündnisse des Herrn kennenlernen könnten. Dadurch könnten sie außerdem wissen, was der Herr für ihre Vorfahren getan hat und überzeugt werden, dass Jesus der Christus ist (siehe Buch Mormon: Titelblatt). Während Mormon die Zusammenfassung anfertigte, bemerkte er oftmals, dass er nicht einmal den hundertsten Teil der ursprünglichen Berichte in seinen Bericht aufnehmen konnte (z.B. Hel. 3:14). Er versuchte regelmäßig geistige Lehren aus den Erfahrungen seines Volkes zu ziehen. Der Ausdruck „und so sehen wir“  leitet häufig eine von Mormons interpretativen Betrachtungen ein (Hel. 3:27-30). Einer seiner bedeutendsten Abschnitte erscheint in Helaman 12, in dem Mormon  Ansichten über die oftmals eitle und unbeständige Natur des Menschen, vor allem in bezug auf materiellen Wohlstand, anführt.

Als Geschichtsschreiber drückte Mormon seine Gefühle aus und bedauerte den schlechten Zustand seiner Gesellschaft (Morm. 2:19). Er bekannte, dass er sein Volk geliebt und für diese gebetet hatte (3:12), doch am Ende ohne Hoffnung war (5:2). Er maß Hilfsbereitschaft daran, wie es den Frauen und Kindern erging (4:14, 21) und strebte danach diese mit ihren Ehemännern und Vätern, selbst in Zeiten des Unheils, zu vereinigen (6:2, 7). Als der letzte Nephit im Kampf fiel, verfasste er eine ergreifende Klage zu ihrem Andenken (6:16-22).

Als Befehlshaber der nephitischen Heere (Morm. 2-6) half Mormon sein Volk für 35 Jahre vor der lamanitischen Zerstörung zu bewahren. Schließlich verlor er diese jedoch zuerst an deren Sünden und dann durch deren Tod (Morm. 2:11-15). Er lehrte die Überlebenden, dass sie verschont werden würden, wenn sie umkehren und dem Evangelium Jesu Christi gehorchen würden. „Aber es war vergeblich; und sie begriffen nicht, daß der Herr es war, der sie verschont und ihnen die Gelegenheit zur Umkehr gewährt hatte“ (3:3). Die Nephiten waren zuvor zu einem lasterhaften und hartherzigen Volk geworden, so dass Mormon sich weigerte diese in die Schlacht zu führen (3: 11). Er konnte die Nephiten jedoch nicht zugrunde gehen sehen und obwohl er keine Hoffnung für deren Überleben hatte, gab er nach und führte sie in ihre letzte Schlacht. Mormon selbst, sein Sohn Moroni 2 und einige andere waren die einzigen Überlebenden. Moroni 2 lebte weiter, um den Bericht seines Vaters zu beenden (8:1).

BIBLIOGRAPHIE

Holland, Jeffrey R. “Mormon: The Man and the Book.” Ensign 8 (Mar. 1978): 15-18; (Apr. 1978): 57-59.

PHYLLIS ANN ROUNDY