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DAS MILITÄR UND DIE KIRCHE

Obwohl die Kirche gegen Krieg ist und glaubt, dass in den Krieg zu ziehen eine sehr schlechte Alternative dazu ist, Konflikte zu lösen, haben Zehntausende Mitglieder der Kirche ihrem Land im Militär gedient. Manchmal haben sie sich sogar an gegnerischen Fronten bekämpft, besonders im Zweiten Weltkrieg. Die Kirche erachtet es als eine Pflicht ihrer Mitglieder, treue Staatsbürger zu sein, unabhängig ihrer Nationalität. Eine der angemessenen Möglichkeiten diese Pflicht als Bürger zu erfüllen, ist, dem Ruf im Dienst des Militärs zu folgen. Mitglieder der Kirche, die sich für eine militärische Laufbahn entscheiden, haben keine Einschränkungen in Bezug auf ihre Mitgliedschaft oder ihre Berufungen in der Kirche. Obwohl jedes Mitglied den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigern kann, ist die Mitgliedschaft in der Kirche allein keine Rechtfertigung dafür. Außerdem haben Kirchenführer in jedem Konflikt des zwanzigsten Jahrhunderts davon abgeraten, den Kriegsdienst zu verweigern.

Moralische Bedeken, die manche Mitglieder der Kirche haben mögen, beziehen sich jedoch mehr auf das Geistige, als auf die Uniform. Dies spiegelt den Rat von Johannes dem Täufer an die Soldaten wider, Gewalt und Erpressung zu vermeiden, und mit ihrem Gehalt zufrieden zu sein (Lukas 3:14). Im Buch Mormon finden wir wiederholt den Rat an Soldaten, das Blutvergießen zu verabscheuen (Alma 44: 1-7; 48:14-16,23; Mormon 4:11-12). Jedoch enthält es auch Richtlinien wann ein Krieg gerechtfertigt ist.

Wir lesen in den Schriften wie sich die Nephiten verhielten, als sie  von den Lamaniten angegriffen wurden:

Doch die Nephiten waren durch eine bessere Sache angefeuert, denn sie kämpften nicht um Monarchie oder Macht, sondern sie kämpften um ihre Häuser und ihre Freiheitsrechte, um ihre Frauen und ihre Kinder, um ihr alles, ja, um die feierlichen Handlungen ihrer Gottesverehrung und um ihre Kirche.

Und sie taten das, was - wie sie fühlten - die Pflicht war, die sie ihrem Gott schuldeten; denn der Herr hatte zu ihnen und auch zu ihren Vätern gesprochen: Insofern ihr am ersten Anstoß nicht schuld seid, auch nicht am zweiten, sollt ihr nicht zulassen, daß ihr durch die Hand eurer Feinde getötet werdet.

Und weiter hat der Herr gesprochen: Ihr sollt eure Familien verteidigen, selbst bis zum Blutvergießen. Darum stritten aus diesem Grund die Nephiten mit den Lamaniten, um sich selbst und ihre Familien und ihre Ländereien, ihr Land und ihre Rechte und ihre Religion zu verteidigen (Alma 43:45-47).

Mitglieder der Kirche wirkten zum ersten Mal an einer militärischen Auseinandersetzung mit, als im Jahre 1846 das sogenannte Mormonenbattalion einberufen wurde.. Als die Heiligen der letzten Tage ihren Zug in den Westen begannen, folgten sie der Aufforderung der US Armee, fünfhundert Freiwillige bereitzustellen, die im Kampf gegen Mexiko helfen sollten. Das Bataillon marschierte von Fort Leavenworth im US Bundesstaat Kansas durch New Mexiko und Arizona nach Mexiko, und dann weiter nach Kalifornien, ohne kämpfen zu müssen. Die meisten Männer des Bataillons reisten dann weiter nach Utah zu ihren Familien. Da Utah verhältnismäßig vom Sezessionskrieg isoliert war,  war es vonFeindseligkeiten nicht berührt.

Im spanisch-amerikanischen Krieg wurden zwei Artillerieeinheiten aus Utah mobilisiert, die den ersten HLT Militärgeistlichen hatten, und zum ersten Mal wurden HLT Gottesdienstversammlungen für die Soldaten organisiert. Mehr Soldaten aus Utah beteiligten sich am Ersten Weltkrieg als an anderen militärischen Auseinandersetzungen zuvor..

Vor dem zweiten Weltkrieg trat Präsident J. Reuben Clark energisch für die Neutralität der USA ein, und, als die Feindseligkeiten endeten,  gleichfalls gegen die Aufrechterhaltung eines stehenden Heeres.  Er war jedoch der Pressesprecher der Kirche, als sie offiziell erklärte, dass HLT Männer dem Ruf ihrer Regierung folgen sollten, im Militär zu dienen, obwohl diese Entscheidungen nicht seiner persönlichen Überzeugung entsprachen. Im Oktober 1940 sagte er: „Wir sollten mit Zuversicht erwarten, dass kein junger Mann der Kirche versuchen wird, sich seiner völligen Verantwortung zu entziehen“ (CR [Okt. 1940]:16). In einer Erklärung im Jahre 1942 riet die erst Präsidentschaft den Mitgliedern weltweit, dem Ruf der Regierung zu folgen, Wehrdienst zu leisten und entlastete die Mitglieder von ihren Kriegshandlungen: „Gott ... wird die unschuldigen Mitwirkenden im Krieg, unsere Kampfgefährten, nicht für den Konflikt verantwortlich machen“ (MFP 6:159). Diese Erklärung wurde während jeder folgenden Militärhandlung wiederholt.

Die Kirche hat sich immer sehr darum bemüht, den Mitgliedern im Militär zu helfen nach denselben Moralvorstellungen zu leben, an die sie sich auch zu Hause halten. Im Jahre 1941 wurde das Generalkomitee für Soldaten gegründet, mit Elder Harold B. Lee als Vorsitzenden. Die Mitglieder dieses Komitees waren für bestimmte Regionen zuständig, besuchten militärische Einrichtungen und ernannten mehr als dreitausend Soldaten als Gruppenleiter und Assistenten. Diese Priestertumsführer unterstützten die Mitglieder und organisierten Möglichkeiten für Personen im Militär, die nicht zu den üblichen Gemeinden und Zweigen gehen konnten, um am Abendmahl des Herrn teilzu- nehmen. Das Prinzip der Gruppenleitung für Soldaten als besondere Einrichtung der Kirche ist auch heute noch in Kraft. HLT Militärgeistliche koordinieren ihre Aktivitäten mit Pfählen und Missionen und sind zu jeder Zeit befugt, Gruppen zu organisieren und Gruppenleiter zu berufen, wenn sich eine kleine Anzahl von HLT Soldaten in einer Situation befindet, in der die Möglichkeit am Gottesdienst teilzunehmen eingeschränkt ist.

Der Aufgabenbereich des Generalkomitees für Soldaten (1969 wurde es als Komitee für militärische Beziehungen bezeichnet)    befasste sich ständig mit der Intensität der militärischen Konflikte. Während des Zweiten Weltkrieges stellte dieses Komitee Veröffentlichungen spezifisch für den Wehrdienst bereit. Es verteilte das Buch Mormon in Taschenformat, ein Gesangbuch und eine Zusammenfassung der Kirchenlehren, die Grundsätze des Evangeliums, und erstellte eine Broschüre über das Leben im Militär, über sexuelle Sittlichkeit, Missionsmöglichkeiten und das Wort der Weisheit. Diese Hilfsmittel bildeten die Grundlage eines Vorbereitungsprogramms zum Wehrdienst, welches das Komitee für militärische Beziehungen  während des Vietnamkrieges einführte. Jedem Pfahl wurden Lesematerial, audiovisuelle Hilfsmittel und ein Lehrplan bereitgestellt, das Personen im Wehrdienst helfen sollt sich auf die  Herausforderungen vorzubereiten.

Die Möglichkeiten für Missionsarbeit erwiesen sich in den Strapazen eines Lebens im Militär auf privater und nationaler Ebene als besonders erheblich. Viele Soldaten schlossen sich der Kirche an; und der anfängliche Erfolg der Missionsarbeit in Ländern wie Japan und Korea ist größtenteils dem Einzatz der Soldaten zu verdanken. Die Mitglieder der Kirche beten üblicherweise ebenso intensiv für ihre Soldaten, wie für ihre Missionare.

In Europa und dem Fernenosten werden regelmäßig Konferenzen für Soldaten abgehalten. Im Jahre 1968 wurde in Europa ein englischer Pfahl für die Soldaten gegründet, der den Mitgliedern, die dort leben, das vollständige Programm der Kirche in ihrer Muttersprache anbietet.

BIBLIOGRAPHIE

Boone, Joseph F. “The Roles of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints in Relation to the United States Military, 1900-1975.” Ph.D. diss., Brigham Young University, 1975.

ROBERT C. OAKS