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KIRCHE JESU CHRISTI DER HEILIGEN DER LETZTEN TAGE, DIE

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist der offizielle Name der Kirche, die am 6. April 1830 in Fayette, New York, unter der Leitung des Propheten Joseph Smith gegründet wurde. Sie wird allgemein als Mormonenkirche bezeichnet, weil die Mitglieder das Buch als heilige Schrift anerkennen. Mitglieder dieser Kirche werden häufig Mormonen oder Heilige der Letzten Tage genannt. Die ursprünglich aus 6 Mitgliedern bestehende Kirche hat seither stark zugenommen. Heute ist sie eine internationale Organisation mit Millionen von Mitgliedern in vielen Ländern der Welt. Mitglieder bezeichneten die Kirche von 1830 bis 1838 „Die Kirche der Heiligen der Letzten Tage“ oder „Die Kirche Christi.“ Am 26. April 1838 wurde der offizielle Titel der Kirche in einer Offenbarung gegeben, „denn so soll meine Kirche in den letzten Tagen genannt werden, nämlich: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (LuB 115:4).

Jeder Ausdruck in diesem Namen ist bedeutungsvoll. „Die Kirche Jesu Christi“ weist darauf hin, dass Jesus Christus an der Spitze der Kirche steht und dass sein Evangelium, seine Lehren und seine göttliche Vollmacht das grundlegende Fundament der Kirche bilden. Der Begriff „Heilige“ stimmt mit dem Gebrauch im Neuen Testament überein, was zugleich ein Mitglied des Bundes bedeutet [Apostelgeschichte 9:13, 32, 41; Römer 1:7; Philipper 1:1; siehe Heilige der Letzten Tage (HLT)]. Diese Bedeutung steht in keiner direkten Beziehung zur Nebenbedeutung von „Heilige“, wie sie nach Römisch Katholischer oder Orthodoxer Tradition verwendet wird. Der Ausdruck „der Letzten Tage“ deutet an, dass die Kirche im letzten Zeitalter der Geschichte der Menschen vor dem Zweiten Kommen Christi wiederhergestellt wurde. Außerdem unterscheidet sich die heutige Kirche von der Urkirche, welche Christus während seines geistigen Wirkens in der Sterblichkeit in Palestina einrichtete. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verkörpert die göttliche Wiederherstellung der ursprünglichen Kirche Jesu Christi und der berufenen Hüter seiner Lehre, Vollmacht und göttlichen Mission (siehe Organisation: Zeitgenössische Organisation).

Die Kirche ist das Reich Gottes auf Erden. Sie ist eine göttlich etablierte Institution, wodurch Gott seine Zwecke erfüllt, welche die Erlösung seiner Kinder betreffen. Präsident Spencer W. Kimball wies darauf hin, dass die Kirche drei hauptsächliche Ziele hat, um Menschen zu helfen zu Christus zu kommen. Diese werden manchmal als die drei prinzipiellen Missionsaufträge der Kirche bezeichnet. Der Erste ist, der gesamten Menschheit das Evangelium zu verkünden. Die Kirche tut dies durch eine große Anzahl von Missionaren und auch durch die Bemühungen individueller Kirchenmitglieder. Der zweite Missionsauftrag ist die Heiligen zu vervollkommnen. Dazu zählt ihnen das Evangelium Christi zu lehren, die notwendigen Verordnungen der Erlösung zu vollziehen und sie in einem lebenslangen Prozess der Umkehr, Jüngerschaft und Vorbereitung auf das ewige Leben zu unterstützen. Der dritte Missionsauftrag der Kirche ist die Verstorbenen zu erlösen. Dadurch ermöglicht sie Generationen von Verstorbenen, die keine Gelegenheit hatten das Evangelium in der Sterblichkeit anzunehmen, die Wahrheiten und Verordnungen der Erlösung zu empfangen. Diese Arbeit wird durch stellvertretende Verordnungen in den Tempeln der Kirche vollzogen. Aus diesem Grund fördert die Kirche die Ahnenforschung. In der Zukunft können Präsidenten der Kirche diese Missionsaufträge abändern oder diesen etwas hinzufügen, wenn der Herr es ihnen anordnet oder sie dazu inspiriert.

Die Kirche ist auch eine Glaubensgesellschaft, die je nach Bedarf kooperative Bemühungen, gegenseitige Unterstützung und zeitliche Hilfe anbietet. Die Bande der Liebe unter den Heiligen sind eine entscheidende Vorraussetzung dafür, dass die Kirche ihre Zwecke erreicht. In den Schriften sind sie ein Zeichen für die wahre Kirche Gottes (Johannes 13:35; siehe Zeichen der Wahren Kirche). Heilige der Letzten Tage betrachten sich selbst als das „Bundesvolk“ des Herrn. Sie sehen sich als Erben des alten Bundes zwischen Gott und Abraham und Mitglieder des Stammes Israel von Geburt oder durch Adoption. Die Kirche ist das Werkzeug, wodurch Gott seine zerstreuten Stämme Israels in den letzten Tagen sammelt, gemäß den Verheißungen Abrahams und anderer biblischer Propheten.

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unterscheidet sich auf verschiedene, grundlegende Weisen von anderen christlichen Kirchen. Die meisten dieser Unterschiede stammen von dem wesentlichen Glauben der Kirche an fortfahrende Offenbarung. Daher akzeptieren Heilige der Letzten Tage die Heilige Bibel als das Wort Gottes und nehmen auch das Buch Mormon, Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle als Schrift und als Standardwerke an. Sie erkennen die Berufung neuzeitlicher Propheten und Apostel an, beginnend mit Joseph Smith bis heute. Die Lehren der HLT in Bezug auf das Wesen der Gottheit, den Plan der Erlösung, die Kraft der Priestertumsvollmacht und die Interpretation von Prophezeiungen in den Schriften unterscheiden sich ebenfalls auf verschiedene Weise von denen der Römisch Katholischen, Orthodoxen, oder Protestantischen Kirche des Christentums. Heilige der Letzten Tage betonen religiöse Freiheit und Toleranz. Die Kirche nimmt gewöhnlich nicht an formalen, ökumenischen Aktivitäten teil. Allerdings empfiehlt es sich mit anderen religiösen, bürgerlichen und erzieherischen Organisationen zusammenzuarbeiten, um gemeinsame moralische und soziale Zwecke voranzubringen (siehe Zwischenreligiöse Beziehungen).

Die Priestertumsvollmacht regiert über die Kirche. Unter Heiligen der Letzten Tage bezieht sich der Begriff „Priestertum“ nicht nur auf die Männer, die kirchliche Ämter in der Kirche haben, sondern auch auf die eigentliche Vollmacht oder Macht, die ihnen durch die Ordinierung zum Priestertum übertragen wird. Es gibt zwei Unterteilungen im Priestertum, ein geringeres oder Aaronisches Priestertum und ein höheres oder Melchisedekisches Priestertum. Alle würdigen, männlichen Mitglieder der Kirche ab zwölf Jahren werden zum Priestertum ordiniert. Im Alter von 12 bis 18 Jahren trägt man Ämter im Aaronischen Priestertum und danach im Melchisedekischen Priestertum. Zu den Ämtern des Aaronischen Priestertums gehören Diakon, Lehrer, Priester, und Bischof. Die Ämter des Melchisedekischen Priestertums sind Ältester, Hohepriester, Patriarch, Siebziger und Apostel.

Die Kirche sieht sich selbst als nach dem grundlegenden Muster der Kirche Christi aus dem ersten Jahrhundert organisiert. Außerdem wurde sie gemäß einer Reihe von Offenbarungen organisiert, die Joseph Smith empfing (LuB 20 und 1 07; A of F 6). Aufeinanderfolgende Präsidenten der Kirche verfeinerten die Organisation, um wandelnden Bedürfnissen und den Anforderungen einer sich ausdehnenden, internationalen Organisation gerecht zu werden. Die grundlegende Struktur der Kirche, als sie erstmals organisiert wurde, haben sie jedoch nicht verändert. Ein Präsident präsidiert gewöhnlich mit zwei Ratgebern über die Kirche. Gemeinsam bilden sie die Erste Präsidentschaft der Kirche.

Eine zweite regierende Körperschaft ist das Kollegium der Zwölf Apostel. Es besteht aus zwölf Männern, die als „die Zwölf Apostel oder besondere Zeugen des Namens Christi in aller Welt“ berufen sind (LuB 107:23). Das Kollegium der Zwölf trägt gemeinsam in verborgen vorhandener Form dieselbe Priestertumsvollmacht wie der Präsident. Im Falle seines Todes bilden die Zwölf die Körperschaft, welche die Kirche führt und einen neuen Präsidenten einsetzt. Mitglieder der ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel werden durch die Stimme der Heiligen der Letzten Tage als Propheten, Seher und Offenbarer, welche direkte Offenbarung von Jesus Christus empfangen, geachtet und bestätigt. Mitglieder des Kollegiums der Siebziger und der Präsidierenden Bischofschaft unterstützen diese Männer.

Die Kollegien der Siebziger bestehen jeweils aus bis zu siebzig Männern. Sie tragen besondere Verantwortungen über die Missionsarbeit und beaufsichtigen unter der Leitung der Zwölf auch Kirchenaktivitäten in geographischen Gebieten. Die Präsidierende Bischofschaft ist für die temporären Angelegenheiten der Kirche verantwortlich. Dazu gehören Finanzen, Aufzeichnungen, Gebäude und die Verwaltung des Wohlfahrtsprogramms der Kirche. Alle diese Männer haben Heilige der Letzten Tage als Generalautoritäten ausgewählt, denn ihre Vollmacht überspannt die gesamte Kirche. Der Hauptsitz und die zentralen Verwaltungsämter der Kirche befinden sich in Salt Lake City, Utah.

Der Präsident der Kirche empfängt von Gott Offenbarung in Bezug auf die gesamte Kirche, doch alle Kirchenführer und Mitglieder haben das Recht auf göttliche Inspiration im Bereich ihrer Verantwortlichkeiten und ihres persönlichen Lebens. Solche Offenbarungen helfen dabei Einigkeit und ein gemeinsames Ziel der Kirche zu schaffen. Dadurch wird die Kirche wie ein lebender Organismus, nämlich der „Leib Christi“ (1 Korinther 12:12-28; Kolosser 1:18).

Generalautoritäten präsideren über die Kirche in der ganzen Welt. Sie beaufsichtigen alle diejenigen, welche die Kirche in den geographischen Einheiten, nämlich Gemeinden, Pfählen, Regionen und Gebieten verwalten. Ein Pfahl setzt sich aus einer Gruppe von Gemeinden zusammen. Eine Region ist eine Gruppe von Pfählen und ein Gebiet ist eine Gruppe von Regionen. Eine Gemeinde ist eine Versammlung von Heiligen, in der es gewöhnlich zwischen 200 und 600 Mitglieder gibt. Gemeinden werden gewöhnlich anhand von geographischen Grenzen organisiert. Alle Mitglieder, die innerhalb dieser Grenzen wohnen, gehören zur gleichen Gemeinde. Ein Bischof leitet die Gemeinde. Er dient gewöhnlich etwa fünf Jahre lang. In der Regel erfüllen die Mitglieder alle Aufgabenbereiche in ihrer eigenen Gemeinde. Einige Gemeinden, gewöhnlich nicht mehr als zehn, bilden einen Pfahl. Ein Pfahlpräsident, der auch von den Mitgliedern des Pfahles berufen wurde, leitet den Pfahl. Der Begriff „Pfahl“ wurde in einer Offenbarung gegeben (LuB 101:21) und steht im direkten Zusammenhang zur Symbolik im Alten Testament. Dort wird Zion als ein großes Zelt dargestellt, was von verlängerten Seilen und Pfählen gestützt wird (Jesaja 33:20; 54:2). Missionen, Distrikte und Zweige leiten die Kirche in den Gebieten, wo die Mitgliederzahl der Kirche zu gering ist, um Gemeinden und Pfähle zu bilden. Während sich Missionen hauptsächlich darauf konzentrieren das Evangelium zu verkünden, verwalten sie in einigen Teilen der Welt kleinere Einheiten der Kirche, nämlich Distrikte. Diese bestehen aus kleineren Gemeinden, Zweige genannt, mit weniger als 200 Mitgliedern.

Zweige können auch Pfählen untergeordnet sein, wenn sie zu klein sind, um eine Gemeinde zu bilden.

Innerhalb der Gemeinden und Pfähle der Kirche gibt es spezialisierte Hilfsorganisationen, welche die spezifischen Bedürfnisse von Gruppen in der Kirche erfüllen sollen. Sie bieten den Kollegien und dem Priestertum wichtige Unterstützung. Die größte davon ist die Frauenhilfsvereinigung. Diese Organisation von Frauen wurde 1842 unter der Leitung des Propheten Joseph Smith gegründet. Sie bietet den Frauen der Kirche kulturelle, soziale und geistige Bereicherung. Außerdem erweist sie Familien in Not anteilnehmenden Dienst, deshalb nennt sie sich Frauenhilfsvereinigung.

Andere Hilfsvereinigungen der Kirche sind die Primarvereinigung, welche für die Unterweisung der Kinder unter 12 Jahren verantwortlich ist; die Junge Männer Organisation für junge Männer, die zwischen 12 und 18 Jahre alt sind; die Junge Damen Organisation für junge Damen der gleichen Altersgruppe; und die Organsisation der Sonntagsschule, welche Jugendliche und Erwachsene am Sonntag unterrichtet.

Lokale Beamte und Lehrer in der gesamten Kirche erhalten keine finanzielle Entschädigung. Eine professionelle Schulung ist für Berufungen in der Kirche nicht notwendig. Es gibt auch keinerlei amtliche und berufliche Laufbahn (siehe Beteiligung und Führerschaft von Laien). Eine Person erhält eine Berufung wie eine formale Einladung. Eine Kirchenautorität, die für diesen Bereich in der Kirche zuständig ist, beruft diese Person zu einer spezifischen Position in der Kirche. Man glaubt, dass solche Berufungen göttlich inspiriert sind.

Einzelne Gemeinden führen relgelmäßig Gottesdienste in der Kirche durch. Mitglieder der Gemeinde kommen jeden Sonntag zu einem generellen Gottesdienst, der sog. Abendmahlsversammlung, zusammen. Das Abendmahl oder das letzte Mahl des Herrn wird gesegnet und ausgeteilt, Angelegenheiten der Gemeinde werden durchgeführt, Lieder werden gesungen und Mitglieder der Versammlung geben inspirierende Ansprachen über Evangeliumsthemen. Mitglieder treffen sich jeden Sonntag auch in kleineren Priestertums- oder Hilfsvereinigungsgruppen. Insgesamt dauern formelle Sonntagsversammlungen bis zu drei Stunden. Die gesamte Lebensweise von Heiligen der Letzten Tage ist durch die Kirche geprägt. Eine typische Familie verbringt höchst wahrscheinlich viele Stunden wöchentlich mit Aktivitäten, Versammlungen und Dienen (siehe Kirchenversammlungen, hauptsächliche). Regelmäßige Gemeinde-, Pfahl-, Regional-, Gebiets- und Generalkonferenzen bieten Kontinuität und Vereinigung mit der größeren Mitgliedschaft der Kirche.

Heilige der Letzten Tage betrachten die Familie als die grundlegende Einheit der Kirche. Sie betonen die Heiligkeit der Ehe und die Bedeutung von Familienbanden. Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage glauben, dass Ehe und Familienverhältnisse über dieses Leben hinaus bis in die Ewigkeit fortbestehen können. Sie glauben, dass Männer und Frauen vor Gott ebenbürtig sind und die Segnungen des Evangeliums sich um die Familie drehen.

In der Vergangenheit betrachteten Beobachter die Kirche größtenteils als ein westliches Phänomen, oder zumindest als eine amerikanische Kirche. Allerdings lebten 1990 fast 40% aller Mitglieder außerhalb der Vereinigten Staaten. International ist die Kirche seit Ende des Zweiten Weltkriegs schnell gewachsen, besonders in Lateinamerika, dem Südpazifik, Australien und Teilen Asiens und Afrikas. Dieses Wachstum war wahrscheinlich die größte Herausforderung der Kirche in den letzten Jahrzehnten. Ende 1990 dienten fast 50.000 Mitglieder für ein oder zwei Jahre als Missionare und die Mehrheit von ihnen außerhalb der Vereinigten Staaten. Diese vielen Missionare lernen Sprachen und verleihen der heutigen Kirche einen weltoffenen Aspekt.

Gegenüber dem Propheten Joseph Smith beschreibt der Herr die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage als „die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem Antlitz der ganzen Erde, an der ich, der Herr, Wohlgefallen habe“ (LuB 1:30).

BRUCE DOUGLAS PORTER