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GEBET

Die Erstehung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hatte ihren Anfang im Gebet.  Gott Vater und der Sohn erschienen an den Propheten Joseph Smith als Antwort auf sein Gesuch wissen zu wollen welche der Glaubensgemeinschaften in seiner Umgebung er beitreten solle.  Der junge Joseph Smith folgte der Einladung des Jakobus, „Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben, denn er gibt allen gern ... Wer bittet soll aber voll Glauben bitten und nicht zweifeln“ (Jakobus 1:5-6). Gott beantwortete die aufrichtige und ernsthafte Bitte des Jungen (JS-L 1:5-20).  Diese erste Vision zeigt, daß das Gebet der Weg ist mit Gott zu sprechen und Offenbarung von ihm zu empfangen. Glaube, Aufrichtigkeit, Gehorsam und das Trachten nach Eigenschaften, die die Seele zu Gott emporhebt, ist das Wesentliche im Gebet eines Heiligen der Letzten Tage.

Adam und Eva beteten zu Gott nachdem sie aus dem Garten von Eden ausgestoßen worden waren. „Und Adam und Eva, seine Frau, riefen den Namen des Herrn an, und sie vernahmen die Stimme des Herrn aus der Richtung vom Garten von Eden her, wie er zu ihnen sprach; und sie sahen ihn nicht, denn sie waren aus der Gegenwart Gottes ausgeschlossen“ (Mose 5:4).   Obwohl sie von Gott abgesondert waren, war Kommunikation mit ihm noch stets möglich und immer noch wichtig, denn der Herr hatte ihnen geboten, „Du sollst umkehren und Gott im Namen des Sohnes anrufen immerdar“ (Mose 5:8)

Unter Heiligen der Letzten Tage gilt das Gebot des Betens noch immer.  Der Herr unterweist, „Bittet, und ihre werdet empfangen; klopft an, und es wird euch aufgetan werden“ (LuB 4:7; vlg. Matt. 7:7)  Heimlehrer, nur um ein Beispiel anzuführen, sind gebeten „das Haus eines jeden Mitgliedes zu besuchen und sie zu ermahnen, daß sie sowohl laut als auch im Verborgenen beten“ (LuB 20:47).  Dieses wesentliche Gebot wird durch weitere Schriftstellen bekräftigt: „Betet immer, damit jener Schlechte nicht Macht in Euch habe und euch von eurem Platz entferne“ (LuB 93:49).  „Bete immer, damit du nicht in Versuchung gerätst und deines Lohnes verlustig gehst“ (LuB 31:12). „Denn wenn ihr auf den Geist hören wolltet, der den Menschen beten lehrt, dann würdet ihr wissen, daß ihr beten müßt; denn der böse Geist lehrt den Menschen nicht, zu beten, sondern lehrt ihn, daß er nicht beten soll.  Aber siehe ich sage euch, daß ihr immer beten müßt und nicht ermatten dürft... ohne daß ihr zuallererst im Namen Christi zum Vater betet, daß er dein Handeln dir weihe, damit dein Handeln dir zum Wohlergehen deiner Seele gereiche“ (2 Ne. 32:8-9).  Deshalb stellen die Schriften klar, daß Gebet ein Gebot sowohl wie eine Gelegenheit ist mit Gott zu kommunizieren und Segen und Weisungen von ihm zu empfangen.

Nur in den Tempelverordnungen, den beiden Abendmahlsgebeten und dem Taufgebet verwendet die Kirche vorgeschriebene Gebete. „Durch göttliche Kundgebungen hat der Herr gewisse Gebete zur Verwendung in heiligen Handlungen verordnet ... [diese] beziehen sich auf das Sühnopfer Jesu Christi, die Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung.  Alle Verordnungen in denen wir von diesen Gebeten Gebrauch machen, verplichten uns durch ein heiliges Bündnis Gott gehorsam zu sein“ (Kimball, et al., p. 59).  In allen anderen Instanzen drücken sich Heilige der Letzten Tage mit ihre eignen Worten aus. Obwohl wenige festgelegte Gebete in der Gottesverehrung Heiliger der Letzten Tage vorkommen, folgen sie dennoch einem gewissen Schema während sie beten.  Gebete werden an den himmlischen Vater gerichtet, so wie Christus es an Hand eines Beispieles seinen Jüngern gelehrt hatte (Matt. 6:9; 3 Ne. 13:9).  Sein Gebet dient als Muster: Jünger des Herrn preisen und danken Gott, sie bitten um ihre täglichen physichen Bedürfnisse und um die Geiteskraft zu vergeben, Vergebung zu erlangen und Versuchungen zu wiederstehen.  Jesus machte in seinen Gebeten von einer einfachen und ausdrucksvollen Sprache Gebrauch und vermied unnütze Wiederholungen und blumige Redensarten (Matt. 6:5-13; 3 Ne. 13:5-13; 19:20-23, 28-29; vgl. 3 Ne. 17:14-17; 19:31-34). Viel wichtiger, wie Worte sind die Gefühle, die Gebete begleiten sollten.  Christus machte uns abermals auf eine klare und prophetische Warnung aufmerksam: „ Diese Volk ehrt mich mit seinen Lippen, / sein Herz aber ist weit weg von mir“ (Matt 15:8; vgl. Jes. 29:13).  Wenn man dem Herrn dankt, in lobt und nach Bedürfnissen fragt – erinnernd das Gottes Will geschehe – dann sollte die Ausdrucksweise ererbietig, demütig und aufrichtig sein. Unnötiges Wiedererwähen des Namen Gottes und unnütze Clichés sollten vermieden werden.  Am Ende eines Gebetes bestätigt man, daß es im Namen Jesu Christi gesprochen worden ist und man schließt das Gebet mit ‚Amen.' Wenn jemand für eine Gruppe betet, dann wird das Schluß-Amen von Mitgliedern gewöhnlich laut ausgesprochen um zu bezeugen, daß sie das Gesagte akzeptieren. Wenn ein Einzelner oder ein individuelles Familiemitglied privat betet, dann kniet es mit gebeugtem Haupt und geschlossenen Augen.  In der Öffentlichkeit steht derjenige normalerweise, der betet. Aber es wird auch hier erwartet, daß er sich während des Betens so verhält, wie es sich gebührt.  Die Länge eines Gebetes hängt in etwa vom Anlass ab, sollte aber normalerweise knapp und bündig gehalten werden.  Man dankt dem Herrn und bittet um die Bedürfnisse der Gruppe ohne zu predigen oder großartig verbal zu sein. In bezug auf das Anfangs- und Schlußgebet lehrt die Kirche, daß derjenige, der betet Gottesverehrrung zum Ausdruck bringt, keine Predigt versucht zu halten, oder sich zur Schau stellt.

Das Gebet ist eine individuelle und familienbedingte Form der Gottesverehrung. Man fängt den Tag gewöhnlich mit einem Gebet an und beendet ihn auch so. Heilige der Letzten Tage sollten mindestens einmal am Tag als Familie beten (sieh: Familiengebet).  Der Vater – oder die Mutter in seiner Abwesenheit – fordert jemand auf für die Familie zu beten.  Tag fürTag sollte jeder die Gelegenheit bekommen die Familie im Gebet zu führen. Das Gebet zur Danksagung und das Erflehen eines Segens sollte jeder Mahlzeit vorangehen. Junge Kinder sprechen öfters diese einfachen Gebete, anfänglich mit Hilfe der Eltern. Hinzu kommt, daß man ermutigt wird immer dann zu beten, wenn der Wunsch oder die Notwendigkeit dazu besteht: man bedankt sich für besondere  Segnungen, man bittet um Gottes Hilfe in Hinsicht auf schwierige Situationen, oder man spricht mit ihm über irgendwelche Besorgnisse, die einem bedrücken. Alle feierlichen oder formale Versammlungen der Kirche fangen mit einem Gebet an und hören mit einen Gebet auf.  So verhält man sich auch bei Kirchen-sponsierten Sportveranstaltungen, Konzerten und Aufführungen. Eine weitere Geflogenheit in Hinsicht auf das Gebet ist das Fasten, was jeden ersten Sonntag im Monat stattfindet.  Heilige der Letzten Tage enthalten sich zwei aufeinanderfolgenden Mahlzeiten und bringen ihr Fasten mit einer Fast- und Zeugnisversammlung, wo sie öffentliches Zeugnis von Gott und Christus ablegen und Gott für seine Güte und Segnungen danken, zu Ende.  Unter besonderen Umständen werden ausdrückliche Gesuche an Gott mit Fasten zusammengelegt, woran sich mitunter eine ganze Gemeinde beteiligen kann um besondere Segnungen, die außerhalb des alltäglichen Ereignisbereiches stehen, zu ersuchen. (LuB 27:18)

Der umfangreiche Rahmen des Betens wurde durch den Prophet Alma 2 via einer kurzen Übersicht vermittelt. Er schrieb: „Und nun möchte ich, daß ihr demütig seid … [und] um alles bittet, dessen ihr bedürft, sowohl geistig als auch zeitlich; und immer Gott Dank zurückgebt für alles, was ihr empfangt“ (Alma 7:23)  Amulek, ein bekannter Verkünder im Buch Mormon, hielt sich an diese wesentlichen Eigenschaften als er Männern sowohl wie Frauen anriet über physische Bedürfnisse zu beten: „Ruft ihn [Gott] an, wenn ihr auf euren Feldern seit, ja, für alle eure Herden.  Ruft ihn an in euren Häusern, ja, für euren ganzen Haushalt, sowohl morgens als auch mittags und abends... Ruft ihn an für die Ernten auf euren Feldern, damit es euch daran wohl ergehe. Ruft über die Herden auf euren Feldern, damit sie sich vermehren“ (Alma 34:20-21, 24-25).  Demzufolge, darf ein Student über sein Studium beten, ein Händler über sein Geschäft, eine Mutter und Vater über das Wohlergehen ihrer Kinder.  Obwohl ein Gebet auf physische Notwendigkeiten ausgerichtet sein mag, kann es trotzdem Geistiges bewirken und auch umgekehrt. Ein Student, der über sein Studium betet wird wahrscheinlich nicht bei Examen mogeln; ein Geschäftsmann der über sein Unternehmen betet wird in aller Wahrscheinlichkeit nicht unehrlich sein, usw.   Alma 2 strebte nach weiteren Segnungen und schrieb: „O Herr, mein Herz ist überaus bekümmert; wollest du meine Seele in Christus trösten. O Herr, mögest du mir gewähren, daß ich die Stärke habe, mit Geduld diese Bedrängnisse zu ertragen, die wegen des Übeltuns dieses Volkes über mich kommen werden.... O Herr, wollest du uns gewähren, daß wir [Alma und seine Mitarbeiter]  Erfolg haben, sie [unsere Brüder] in Christus wieder zu dir zu bringen.... darum schenke uns, o Herr, die Macht und Weisheit, daß wir diese unsere Brüder wiederum zu dir bringen können“ (Alma 31:31-35)

Die Absicht von Alma's Gebet unterliegt dem Missionarsprogramm der Kirche.  Auch Amulek, Almas Mitwirker, forderte sein Volk auf, „ruft ihn [den Herrn] an gegen den Teufel, der ein Feind aller Rechtschaffenheit ist“ (Alma 34:23).  Die geistigen Segnung um die man beten sollte beinhalten: Trost wenn man trauert, die Kraft Versuchungen zu wiederstehen, Weisheit das Gute vom Schlechten unterscheiden zu können, Mitleid um anderen vergeben zu können, und den Willen Gottes für das eigene Lebe zu verstehen. Ein wesentlicher Grund des Gebetes ist Gott für das Leben und alles, was das Leben an Wert bereichert, zu danken.  Undank ist ein Verstoß gegen Gott, denn es ist ein Versagen seine Macht und Liebe anerkennen zu wollen (LuB 59:14-21).  Danksagung ist der Weg Gott zu preisen weil man dadurch seine all-gegenwärtige Hand bestätigt.

Heilige der Letzten Tage werden darin geschult, daß persönliches Vorbereiten wichtig ist wenn man mit Gott effektiv kommunizieren will.  Stille von Zeit und Ort fördern Reflektion und Durchdenken spezifischer Gesuche, die man machen sollte. Joseph Smith ging in einen nahegelegenen Hain um dort eine Antwort auf seine Frage durch Gebet zu erlangen und erhielt demzufolge eine herrliche Vision.  Ijob wurde gesagt, „Wenn du selbst dein Herz in Ordnung bringst / und deine Hände zu ihm ausbreitest.... laß nicht Schlechtigkeit in deinem Zelt wohnen“ (Ijob 11:13-14). Alma 2 beschreibt die Eigenschaften wenn ein Herz auf das Gebet vorbereitet ist: „Und nun möchte ich, daß ihr demütig seid und fügsam und sanft seid; leicht zu bewegen; voller Geduld und Langmut ... [und] eifrig seid im halten der Gebote Gottes.... seht zu, daß ihr Glauben, Hoffnung und Nächstenliebe habt, und dann werdet ihr immer reich sein an guten Werken (Alma 7:23-24).  Moroni 2 betont die Notwendigkeit eines aufrichtigen Herzens, „wirklichen Vorsatz,“ und „Glauben an Christus“ (Moroni 10:4).

Heilige der Letzten Tage glauben daran, daß das Verhältnis unter den Menschen im Einklang mit den Grundsätzen Jesu Christ sein muß. Christus lehrte es sei denn, daß der Sünder willens ist denjenigen zu vergeben, die gegen ihn gesündigt haben, so wird er selber die Vergebung Gottes nicht erlangen können (Matt. 6:14-15; Mark. 11:25-26).  Ein vorbereitetes Herz ist ein gebendes Herz.  Amulek sprach von dieser Eigenschaft: „Ich sage euch, ihr sollt nicht meinen, dies [Beten] sei alles; denn wenn ihr...die Nackten abweist und nicht die Kranken und Bedrängten besucht und von eurer Habe, sofern ihr habt mit Bedürftigen teilt – ich sage euch, wenn ihr dies nicht tut, siehe, so ist euer Beten unnütz und trägt euch nichts ein“ (Alma 34:28).

Wenn das eigene Herz bereit ist wird Gott antworten.  Es wurde den Ältesten der frühen Kirche verheißen, daß „wenn ihr rein gemacht und von aller Sünde gesäubert seid, mögt ihr im Namen Jesu alles erbitten, was auch immer ihr wollt, und es wird geschehen“ (LuB 59:29).  Abermals, und mit noch größeren Nachdruck, wird den Betenden versichert: „Ich, der Herr, bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage; tut ihr aber nicht, was ich sage, so habt ihr keine Verheißung“ (LuB 82:10) Jedoch wäre es angebracht so zu beten, daß Gottes Wille geschehe selbst wenn es bedeuten würde, daß ein Anliegen aberkannt werden könnte.  Gott warnt, wenn man erfragt, „was nicht ratsam“ ist, wird es sich zur „Schuldigsprechung wenden“ (LuB 88:64-65)

Auf welche Art und Weise ein treues Gebet beantwortet werden kann, erschließt sich aus dem Erlebnis von Oliver Cowdery, einer der ersten Ältesten der Kirche, als er versuchte beim Übersetzen des Buches Mormon mitzuwirken. Es wurde ihm gesagt, „Du mußt es mit deinem Verstand durcharbeiten,“ und wenn seine Übersetzung richtig sein sollte, dann würde es durch ein Brennen im Herzen bestätigt werden. Falls verkehrt; dann würde ihn eine „Gedankensstarre“ befallen (LuB 9:8-9). Wenn Gebete erhört worden sind, dann erfährt man inneren Frieden und die Gewißheit das Gott aufmerksam lauscht, selbst wenn die Antwort ein „Nein“ sein sollte. Des Erlösers Ergebenheit während er im Garten von Getsemani betete zeigt den wahren Weg: „Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen“ (Lukas 22:42).

BIBLIOGRAPHIE

Kimball, Spencer W. Faith Precedes the Miracle, pp. 21-58. Salt Lake City, 1972.

Kimball, Spencer W. The Teachings of Spencer W. Kimball, ed. Edward L. Kimball, pp. 115-27. Salt Lake City, 1982.

Kimball, Spencer W., Prayer. Salt Lake City, 1977.

McConkie, Bruce R. Doctrinal New Testament Commentary, Vol. 1, pp. 233-37. Salt Lake City, 1975.

MAE BLANCH