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GOTTHEIT

[Für Diskussionen über die drei Mitglieder der Gottheit und ihre göttlichen Merkmale und ihre Kundgebungen in der Welt Siehe Gott; Gott Vater; Elohim; Mensch der Heiligkeit; Jehova, Jesus Christus; Heiliger Geist; Gabe des Heiligen Geistes; Taube, Zeichen der. Siehe auch Gottheit; Endlos und Ewig; Name Gottes; Intelligenz; Vorherwissen Gottes; Allmächtiger Gott; Allgegenwärtigkeit Gottes; Allwissenheit Gottes.] Heilige der Letzten Tage glauben an Gott Vater, seinen Sohn Jesus Christus und den Heiligen Geist (1. Glaubensartikel). Diese drei Götter der Gottheit tragen die Schlüssel der Macht über das Universum. Jedes Mitglied der Gottheit ist eine unabhängige Person, separat und verschieden von den anderen beiden. Dabei besteht zwischen allen drei Wesen vollkomme Einigkeit und Eintracht (AF, Kapitel 2). 

Dieses Wissen über die Gottheit leitet sich hauptsächlich aus der Bibel und den Offenbarungen des Propheten Joseph Smiths her (Siehe Smith, Joseph: Lehren von Joseph Smith). Beispielsweise zeigten sich die drei Mitglieder der Gottheit einzeln bei der Taufe Jesu (Matthäus 3:16-17) und bei der Steinigung von Stephanus (Apostelgeschichte 7:55-56). Joseph Smith erklärte, „Petrus und Stephanus bezeugen, dass sie den Menschensohn zur rechten Hand Gotten haben stehen sehen. Jede Person, die die Himmel offen gesehen hat, weiß, dass es im Himmel drei Personen gibt, welche die Schlüssel der Macht tragen und von denen einer über alle anderen  präsidiert“ (LPJS, S. 312). 

Am 16. Juni 1844 verkündete Joseph Smith bei seiner letzten Sonntagspredigt vor seinem Märtyrertod, dass er „in allen Versammlungen“ fünfzehn Jahre lang „die Vielzahl von Göttern“ gelehrt hatte. „Ich habe immer erklärt, dass Gott eine einzelne Person ist, dass Jesus Christus sich als einzelne und eigenständige Person von Gott Vater unterscheidet und dass der Heilige Geist eine eigenständige Person und ein Geist ist: und diese drei stellen drei eigenständige Personen und drei Götter dar“ (LPJS, S. 370). Die zwei ältesten, erhaltenen Aufzeichnungen der Ersten Vision von Joseph Smith geben über die Gottheit keine Einzelheiten. Darin lehrte Joseph Smith jedoch immer wieder, dass der Vater und der Sohn einzelne Personen waren. Dies lässt sich in den meisten Zeitabschnitten seines Lebens dokumentieren (z.B. LuB 76:23 [1832]; 137:3 [1836]; seine Erste Vision, JS-Lebensgeschichte 1:17 [1838 aufgezeichnet]; LuB 130:22 [1843]). Während die 5. Lektion über den Glauben (1834) den Heiligen Geist nicht als eine „Person“ bezeichnet, bestätigt sie, dass „der Vater, der Sohn und der Heilige Geist die Gottheit darstellen“ (vgl. Millet, S. 223-34). 

Obwohl die drei Mitglieder der Gottheit eigenständige Personen sind, ist ihre Gottheit „einig“, da alle drei in ihren Gedanken, Taten und Absichten vereinigt sind. Alle besitzen eine Fülle von Kenntnis, Wahrheit und Macht. Jeder der drei ist ein Gott. Dies deutet nicht eine mystische Vereinigung von Substanz oder Persönlichkeit an. Joseph Smith lehrte: Viele Menschen sagen, es gibt nur einen Gott, denn der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind nur ein Gott. Ich sage das ist auf jeden Fall ein seltsamer Gott – drei in einem und einer in drei! Es ist jedenfalls eine interessante Organisierung. „Vater, ich bete nicht für die Welt, aber ich bete für diejenigen, die du mir gegeben hast [...] damit sie eins sein mögen wie wir es sind.“ [...] Ich möchte euch den Text selbst vorlesen – „Ich und der Vater und der Vater und ich sind uns einig und wir sind uns einig als eins.“ Das Griechische zeigt, dass es „sind einig“ heißen sollte. „Vater, ich bete für diejenigen, die du mir aus der Welt gegeben hast, [...] dass sie sich alle einig seien mögen“, und alle kommen, um in Einigkeit zu weilen [LPJS, S. 372; vgl. Johannes 17:9-11, 20-21; vgl. auch WJS, S. 380). 

Die Einigkeit, für die in Johannes 17 gebetet wird, bietet ein Beispiel für das Verständnis der HLT von der Einigkeit der Gottheit. Diese Einigkeit erreicht man zwischen eigenständigen Personen durch die Einigkeit in Absicht, durch Glauben und durch göttlichen Willen und göttliches Handeln. Joseph Smith verkündete, dass die Gottheit durch einen „immerwährenden Bund, [der] zwischen [diesen] drei Personen vor der Organisierung dieser Erde gemacht wurde“ und für ihre Kundgebung unter den Bewohnern der Erde notwendig war, vereint wird (LPJS, S. 190). Der wichtigste Zweck der Gottheit und all derer, die mit ihnen vereint sind, ist „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39; Hinckley, S. 49-51). 

Jedes Mitglied der Gottheit erfüllt besondere Funktionen in Bezug zu den anderen und zur Menschheit. Gott Vater präsidiert über die Gottheit. Er ist der Vater aller menschlichen Geister und des physischen Körpers Christi. Der menschliche Körper ist nach seinem Abbild geschaffen.

Jesus Christus, der Ergeborene Sohn Gott Vaters im Geiste und der Einziggezeugte Sohn im Fleische, ist der schaffende Vertreter der Gottheit und der erlösende Vermittler zwischen dem Vater und den Menschen. Durch ihn erschuf Gott alle Dinge und durch ihn offenbarte Gott die Gesetze der Erlösung. In ihm sollen wir lebendig gemacht werden und durch sein Sühnopfer kann er die gesamte Menschheit mit dem Vater versöhnen. 

Der Heilige Geist ist eine Person aus Geist, die von der Wahrheit Zeugnis ablegt. Der Vater und der Heilige Geist geben Zeugnis vom Sohn und der Sohn und der Heilige Geist geben Zeugnis vom Vater (3 Nephi 11:32; vgl. Johannes 8:18). Durch den Heiligen Geist geben der Vater und der Sohn Offenbarungen. 

Die Lehre der HLT von der Gottheit unterscheidet sich von den verschiedenen Vorstellungen der Dreieinigkeit. Einige nachbiblische, trinitarische Lehren entstanden im Christentum. Diese „dogmatische Entwicklung fand stufenweise statt, entgegen dem Hintergrund der emanatistischen Philosophie des Stoizismus und des Neoplatonismus (einschließlich der mystischen Theologie des Letzteren) und zusammen mit einem strikten, jüdischen Monotheismus“ (ER 15:54). Trinitarische Lehren trachteten danach Gottes Einheit oder Einigkeit hervorzuheben. Letztendlich beschrieben sie in einigen Fällen Jesus als homoousios (wesensgleich) mit dem Vater, um einen jeglichen Anspruch darauf, dass Jesus nicht vollständig göttlich war, auszuschließen. Das Verständnis von HLT gemäß den Offenbarungen, die Joseph Smith in den letzten Tagen empfing, lehnt den Gedanken ab, dass Jesus oder irgend eine andere Person seine oder ihre Individualität verliert, weil er oder sie die Gottheit erreicht oder in göttlicher und ewiger Beziehung zu anderen verherrlichten Wesen steht.  [Siehe auch Christologie, Vergöttlichung, Frühe Christliche]. 

BIBLIOGRAPHIE

Hinckley, Gordon B. "The Father, Son, and Holy Ghost." Ensign 16 (Nov. 1986):49-51.
Millet, Robert L. "The Supreme Power over All Things: The Doctrine of the Godhead in the Lectures on Faith." In The Lectures on Faith in Historical Perspective, ed. L. Dahl and C. Tate, pp. 221-40. Provo, Utah, 1990.
Roberts, B. H. "The Doctrine of the Church in Respect of the Godhead." IE 1 (Aug. 1898):754-69.

PAUL E. DAHL