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GOTT

Heilige der Letzten Tage verkünden, „Wir glauben an Gott, den Ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist“ (1. Glaubensartikel). Joseph Smith bekundete die folgende Erläuterung: „Der Vater hat einen Körper aus Fleisch und Gebein, so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn; aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern ist eine Person aus Geist“ (LuB 130:22; Siehe Gott Vater; Heiliger Geist; Jehova, Jesus Christus). 

Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind drei einzelne und eigenständige Wesen, die eine Gottheit darstellen. Allgemein kann man sagen, dass der Vater der Schöpfer, der Sohn der Erlöser und der Heilige Geist der Tröster und Zeuge ist (vgl. MFP 5:26-34; LPJS, S. 190). Viele Schrifstellen weisen auf  den individuellen Charakter der Mitglieder der Gottheit hin. Beispielsweise hörte man bei der Taufe von Jesus, als er im Wasser war, die Stimme des Vaters aus dem Himmel. Dann kam der Heilige Geist „wie eine Taube“ herab und ruhte auf dem Sohn (Matthäus 3:13-17; Siehe Jesus Christ: Taufe von Jesus Christus). Alle drei Personen zeigten sich einzeln und zur gleichen Zeit. Außerdem sagte Jesus, „der Vater ist größer als ich” (Johannes 14:28) und verkündete an einer anderen Stelle: „Auch richtet der Vater niemand, sondern er hat das Gericht ganz dem Sohn übertragen“ (Johannes 5:22). Darüber hinaus sprach Jesus über den Vater und über sich selbst als zwei verschiedene Zeugen der Göttlichkeit seines Werkes (Johannes 5:32-37; 8:12-18). Auf dem Berg der Verklärung bezeichnete der himmlische Vater den sterblichen Jesus gegenüber Petrus, Jakobus und Johannes als „mein geliebter Sohn“ (Matthäus 17:5). Zudem betete der Sohn häufig zu seinem Vater. In Getsemani betete er zu seinem Vater während er tiefste Qualen erlitt (Markus 14:32-39; vgl. Lukas 22:40-46; LuB 19:16-19). Am Kreuz rief er zum Vater, „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27:46; Markus 15:34; vgl. Psalm 22:1). Alle diese Schriftstellen zeigen deutlich, dass der Vater sich als Wesen vom Sohn unterscheidet. Obwohl sie in ihrer Denkweise und ihrer Absicht eins sind, sind sie zwei einzelne Individuen und geben voneinander Zeugnis (vgl. 3 Nephi 11:7-11). 

Auf welche Weise die Gottheit eins ist, zeigt sich im Gebet Jesu, dass seine Jünger eins sein mögen, wie er und der Vater eins sind (Johannes 17:21-22; vgl. 3 Nephi 11:27, 32-36; 28:10-11). In diesem Fall betete er um die Einigkeit im Denken, in der Absicht und im Zeugnis seiner Jünger und nicht darum, dass sie zu einem einzelnen Wesen verschmelzen. Er betete darum, dass sie in ihren Wünschen, Absichten und Zielen eins sein würden, genau wie er und sein Vater es sind (LPJS, S. 372; Siehe Einigkeit). 

Der Vater ist  allmächtig, allwissend und durch seinen Geist allgegenwärtig (Siehe Licht Christi). Er ist barmherzig und gnädig, nicht leicht zu erzürnen und voller Güte. Seine Bahn ist eine ewige Runde. Er ist ein Gott der Wahrheit und schaut nicht auf die Person. Er personifiziert Liebe.

Obgleich Heilige der Letzten Tage die Schriften ausgiebig nutzen, um mehr über Gott zu lernen, basiert ihre grundlegende Kenntnis von ihm auf der Ersten Vision des Propheten Joseph Smith, den darauf folgenden Erfahrungen des Propheten mit Offenbarungen und auf persönlicher Offenbarung. Während die Menschheit über die Existenz und das Wesen Gottes nachdenkt oder spekuliert, hängt ihre Kenntnis von Gott hauptsächlich davon ab, ob er sich ihnen offenbart (Siehe Zeugnis Jesu Christi). 

325 v. Chr. ist das Datum des ersten, ökumenischen Konzils der Christen in Nicäa. Dort debatierten Philosophen und Gläubige über das Wesen Gottes. Seit dieser Zeit ist das Gottesbild das Thema ökumenischer Konzilien, philosophischer Diskussionen und Glaubensbekenntnissen gewesen. Heilige der Letzten Tage gründen ihr Verständnis von Gott auf keine dieser Quellen. Um ganz sicher zu sein, entwickelte man viele klassische Argumente für die Existenz Gottes weiter. Dazu zählen die ontologischen Argumente von Anselm, die fünf „Wege“ von Thomas von Aquin, das teleologische Argument von Descartes, das ethische Argument von Leibniz und die Kritik der praktischen Vernunft von Kant. So beindruckend diese als Errungenschaften des menschlichen Intellekts auch sein mögen, stellt keine von ihnen für Heilige der Letzten Tage die Quelle des Glaubens an Gott dar. Ihr Glaube basiert auf einem persönlichen Zeugnis und auf persönlicher Erfahrung (Siehe Epistomologie; Glaube an Jesus Christus; Verstand und Offenbarung). 

Das letzte Kapitel des Buches Mormon enthält diese Verheissung: „Wenn ihr dieses hier [von Gott] empfangt, so fragt Gott, den Ewigen Vater, im Namen Christi, ob es wahr ist; und wenn ihr mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz fragt und Glauben an Christus habt, wird er euch durch die Macht des Heiligen Geistes kundtun, daß es wahr ist. Und durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist“ (Moroni 10:4-5). Diese persönliche Antwort, welche man auf das Gebet empfängt, ist ein Zeugnis. Heilige der Letzten Tage lehren, dass eine Person von dieser Quelle ein sicheres Zeugnis davon empfangen kann, dass Gott lebt. Zusätzlich kann man eine Bestätigung verschiedener Prinzipien, welche die Schriften lehren, und bei Bedarf eine Erläuterung erhalten. 

Glaube an Gott oder ein Maß an Vertrauen in ihn sind notwendig, um die Wahrhaftigkeit seiner Existenz zu finden. Insofern Gott existiert und die Menschen seine Kinder sind, ist es wichtig, dass Männer und Frauen diese Tatsachen wissen, weil eine solche Kenntnis ein Bestandteil des ewigen Lebens ist (Johannes 17:3). Einzelne müssen sich ihres ewigen Wesens und ihrer Abhängigkeit von Gott im Erdenleben bewusst sein (vgl. Mosia 2:21). Sie müssen wissen, dass ihr zukünftiger Zustand von ihrer Beziehung zu Gott und ihrem Gehorsam gegenüber den Geboten abhängt (Siehe Gebote; Gehorsam). 

Gott liebt seine Kinder und hat die Mittel bereitet, wodurch sie ihr göttliches Potential erkennen können (Siehe Gottheit). Gott hat seinen Kindern das vollständige Programm gegeben (Siehe Plan der Erlösung, Plan der Errettung). Durch die Gabe des Heiligen Geistes gibt er Einzelnen, die danach trachten, eine besondere Führung (Siehe Inspiration). Gott offenbarte Propheten in alter Zeit und Aposteln in der Mitte der Zeit seinen Willen und offenbart sich selbst weiterhin den lebenden Propheten und Aposteln in den letzten Tagen. 

Wenn man über die Existenz Gottes lernt, entwickelt man ein Verlangen danach ihn zu kennen und seinen Willen in Bezug darauf zu wissen, was wir tun sollen oder wie wir sein sollen. Je mehr Glauben und Kenntnis man von Gott hat, desto größer ist der Wunsch die Gebote Gottes zu halten und sich ihm nahe zu fühlen (Siehe Glaube an Jesus Christus). Der Prophet Joseph Smith lehrte, dass die Kenntnis vom wahren Charakter Gottes die Grundlage für den Glauben bildet, der zur Erlösung führt (Lectures on Faith 4:1; Siehe Lectures on Faith). Jesus verhieß die Sendung des Trösters oder des Heiligen Geistes zu jedem, der die Gebote Gottes hält (Johannes 14:26). Im Idealfall würde man diesen Einfluss beständig geniessen. 

Der Prophet Joseph Smith sagte: „Mit Gewissheit das Wesen Gottes zu kennen, zu wissen, dass wir mit ihm sprechen können wie Menschen miteinander sprechen, und dass er einst ein Mensch wie wir war: ja, dass Gott selbst, der Vater von uns allen, ebenso wie Jesus Christus auf Erden weilte, ist der erste Grundsatz des Evangeliums“ (LPJS, S. 345-46). „Gott selbst war einst wie wir heute sind und ist ein verherrlichter Mensch und thront in jenen Himmeln! Das ist das große Geheimnis. Wenn der Schleier heute zerrissen würde, und der große Gott, der diese Welt in ihrer Umlaufbahn hält, alle Welten und alle Dinge durch seine Macht aufrecht erhält, sich zeigen würde – Ich sage, wenn ihr ihn heute sehen würdet, würdet ihr ihn wie einen Menschen gleich eurer Gestalt als Person, im Abbild und in der gleichen Form eines Menschen sehen; denn Adam wurde nach dem Abbild Gottes erschaffen und empfing von ihm Anweisungen, ging, sprach und unterhielt sich mit ihm wie ein Mensch mit einem anderen spricht und kommuniziert“ (LPJS, S. 345).

So müssen alle Menschen von Gott lernen, wer sie sind, woher sie kommen, warum sie auf der Erde sind, wohin sie gehen und was ihr ewiges Potential ist, indem sie die Schriften studieren und persönliche Offenbarung empfangen. Gott steht im Zentrum aller Dinge. 

BIBLIOGRAPHIE

"The Father and the Son: A Doctrinal Exposition by the First Presidency and the Twelve." MFP 5:26-34.
Kimball, Spencer W. The Teachings of Spencer W. Kimball, ed. Edward L. Kimball. Salt Lake City, 1982.
McConkie, Bruce R. A New Witness for the Articles of Faith. Salt Lake City, 1985.
Smith, Joseph Fielding. DS 1:1-55. Salt Lake City, 1954.
Talmage, James E. AF, pp. 29-51. Salt Lake City, 1965.

DAVID H. YARN, JR.

 


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