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GESETZ DES MOSE

Bestimmte Ansichten bezüglich des Gesetzes Moses und seiner Beziehung zu Christus und zum Erlangen der Erlösung des Einzelnen werden im Buch Mormon und den Lehre und Bündnissen vertreten. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verkündet, dass Mose dieses Gesetz von Gott erhielt, dass es ein Teil eines bestimmten Bundes--mit Gehorsam und Belohnungen--zwischen Gott und seinem Volk war, dass es Zukünftiges symbolisierte und ankündigte und dass es im Sühnopfer Jesu Christi erfüllt wurde.

Das Gesetz des Mose versteht man am besten in einem weiteren Sinne. Es besteht aus „Urteilen“, „Statuten“, „Verordnungen“ und „Geboten“. Das Buch Mormon besagt, dass es auch verschiedene „Verrichtungen“, „Opfer“ und „Brandopfer“ umfasste. Nirgends in den Schriften werden seine volle Breite, Tiefe, Vielfalt und Definition klargelegt. Informationen darüber kann man aus dem Pentateuch selber (aus der Tora) und aus der Bibelforschung sammeln, aber man kann nur mutmaßen, was diese Ausdrücke für die Schreiber im Buch Mormon bedeuteten.

Eine enge Definition würde das Gesetz Moses auf eine Reihe von Verboten und Geboten beschränken, die in getrennten, nicht verwandten literarischen Einheiten innerhalb der ersten fünf Bücher der Bibel aufgeführt werden. Diese Ansicht macht es schwierig, vom „biblischen Gesetz“ zu sprechen, da diese Regelungen von der Tora selber nicht als eine Einheit zusammengefasst werden. Die verstreuten Kodexe und Serien umfassen den Bündnis-Kodex (Ex. 20:23-23:19), das Deuteronomische Gesetz (Deut. 12-26), den Heiligkeits-Kodex (Lev. 17-26), Reinheitsgesetze (Lev. 11-15), Festrituale (Dtn. 16), Regeln für Opfer (Num. 28-29) und die Zehn Gebote (Ex. 20:2-17, Dtn. 5:6-21). Während einige Bibelgelehrte schlussfolgern, dass „diese einst unabhängige Teile darstellten, die aus sich selbst existierten und von denen jeder Teil seinen eigenen Zweck und Gültigkeitsbereich hatte und zu Anfang einzeln zu seinem eigenen Zweck übermittelt wurde“ (Noth, S. 7), akzeptieren Heilige der Letzten Tage ohne Vorbehalte gewöhnlich Aussagen in der Bibel, die Mose als den Autor ansehen. Aber die Kirche hat keine offizielle Stellung in Bezug auf die Sammlung und Übermittlung dieser Gesetzestexte im Pentateuch bezogen. Schreiber und Kopisten nahmen nach der Zeit Moses offensichtlich einige Veränderungen vor (z.B. vergleiche Mose 1-5 mit Gen. 1-6).

Was die Frage erschwert, was mit dem Ausdruck „Gesetz  Moses“ im Buch Mormon gemeint war, ist die Tatsache, dass die „fünf Bücher Moses“, die die  Nephiten besaßen, Ezras Umschreibung und Kanonisierung des Pentateuch (444 vor Chr.) zeitlich vorausgehen. Zitierte Passagen (z.B. Mosia 13:12-24) zeigen jedoch, dass die nephitischen Gesetze im Wesentlichen den biblischen Texten, die Juden und Christen heutzutage besitzen, sehr ähnlich waren.

Schon im dritten Jahrhundert nach Christus war es die Ansicht der Juden, dass es 613 Gebote gab. Rabbi Simlai soll gesagt haben, dass „613 Gebote auf dem Berg Sinai offenbart wurden. 365 waren Verbote, an Anzahl gleich den Sonnentagen, und 248 waren Befehle, deren Anzahl der der menschlichen Körperteile [sic] entspricht“ (Encyclopedia Judaica 5:760, zitiert Talmud Bavli, Makkot 23b). Etwa ein Drittel dieser Gebote sind lange überholt, zum Beispiel in Bezug auf das Tabernakel und die Eroberung Kanaans. Andere richteten sich an bestimmte Klassen wie die Nazareener, Richter, den König oder den Hohepriester oder an Umstände, die selten auftraten. Davon abgesehen beziehen sich etwa einhundert auf das ganze Volk und rangieren vom geistig Erhabenen zum Alltäglichen. Beispiele für ewig relevante Gebote des Gesetzes Moses sind die Zehn Gebote und jene, die sich darauf beziehen, Gott zu lieben, Gott zu verehren, seinen Nächsten zu lieben, Fremde zu lieben, Almosen an die Armen zu geben, ehrlich im Umgang mit anderen zu sein, nicht nach Rache zu trachten und keinen Groll gegen jemanden zu hegen. Andere Gebote decken ein Kaleidoskop des Alltäglichen, einschließlich Wertschätzung von Haus und Feldern, Erbschaftsrecht, Lohnzahlung, Landwirtschaft, Tierzucht und verbotene Speisen. Jüdische Gelehrte klassifizieren diese als Gebote Gott gegenüber und Gebote den Mitmenschen gegenüber (Mishnah Yoma 8:9).

Zwei weitere Definitionen sollten erwähnt werden. Eine identifiziert das Gesetz Moses als gleich-umfassend mit dem Pentateuch. Um die Zeit Christi nannten Schreiber des Neuen Testaments den Pentateuch manchmal „das Gesetz“ (Lukas 24:44, Gal. 4:21), obwohl das Wort „Tora“ eine weitere Bedeutung hat (z.B. „Lehren“) und der Pentateuch zusätzlich zu den Geboten Poesie und Erzählungen enthält und einige Passagen zu allen Personen und Nationen sprechen (Gen. 9:1-7). Die andere Definition bezeichnet das Gesetz als theologisch synonym mit der Glaubensansicht, ob nun fälschlicherweise oder nicht, dass die Erlösung vom Halten der Gebote abhängt, die somit das Gesetz von der Gnade unterscheidet, was für viele Christen die Aufgabe erübrigt festzustellen, welche mosaischen Gesetze noch immer in kraft sind.

Die Hauptrichtungen der HLT-Glaubensansichten in Bezug auf das Gesetz Moses stimmen in einiger Hinsicht überein mit und unterscheiden sich in anderen von traditionellen jüdischen oder christlichen Ansichten und sind die Hauptrichtungen der HLT-Glaubensansichten in Bezug auf das Gesetz Moses wie folgt: 1. Jesus Christus war Jehova, der Gott des Alten Testaments, der das Gesetz Moses gab (3 Ne. 15:5, LPJS, S. 281). Jesus sagte nach seinem Sühnopfer und der Auferstehung: „Das Gesetz, das dem Mose gegeben wurde, ist erfüllt. Siehe, ich bin es, der das Gesetz gegeben hat, und ich bin es, der mit meinem Volk Israel den Bund gemacht hat“ (3 Ne. 15:4-9).

2. Das gesamte Gesetz war in mehrfachem Sinn erfüllt, aufgehoben und durch Jesus Christus belebt. Jesus sagte: „Alles ist in mir erfüllt“ (3 Ne. 12:17-18). Seine „großen und ewigen Evangelumswahrheiten“ (MD, S. 398) sind durch Jesus Christus in allen Dispensationen anwendbar, während er Propheten „wie Mose“ seinen Willen weiterhin offenbart (2 Ne. 3:9-11).

3. Heilge der Letzten Tage glauben, dass das Gesetz Moses den Israeliten als vorbereitendes Evangelium gegeben wurde, um sie zu unterweisen und zu Christus und zur Fülle seines Evangeliums zu führen (Gal. 3:24, weiter Jacob 4:5, Alma 34:14). Die Vollmacht im Namen Gottes zu handeln, ist in zwei Priestertümern verkörpert: im Melchisedekischen oder höheren, das die gesamte göttlich delegierte Vollmacht umfasst und sich auf die Fülle des Evangeliumsgesetzes erstreckt, und im Aaronischen oder geringeren, das sich nur auf Geringeres erstreckt wie das Gesetz der fleischlichen Gebote und der Taufe (LuB 84:26-27). Während Mose und seine Vorgänger das höhere Priestertum und die Fülle des Evangeliums Christi hatten, die beide den Kindern Israel gegeben werden sollten, „verhärteten sie ihr Herz und konnten [Gottes] Gegenwart nicht ertragen; darum schwor der Herr in seinem Zorn…er nahm Mose aus ihrer Mitte, ebenso auch das Heilige Priestertum; und das Geringere Priestertum bestand fort“ (LuB 84:23-24, Hebr. 3:16-19, Mosia 3:14, LPJS, S. 63).

4. Personen im Buch Mormon brachten das Gesetz Moses aus Jerusalem mit. Selbst wenn sie sich anstrengten, es bis zum Kommen Christi streng zu befolgen (z.B. 2 Ne. 5:10, Alma 30:3), glaubten sie an Christus und wussten, dass die Erlösung nicht durch das Gesetz allein, sondern durch Christus kommt (2 Ne. 25:23-24), und verstanden, dass das Gesetz durch den Messias aufgehoben werden würde (Mosia 13:27-28, 2 Ne. 25:23-25).

5. Für Heilige der Letzten Tage sind alle Dinge dem Menschen von Gott als Muster und Schattenbilder der erlösenden und sühnenden Taten Christi gegeben (2 Ne. 11:4, Mosia 13:31). Somit symbolisiert das Gesetz Moses verschiedene Aspekte des Sühnopfers Christi.

6. Das Bündnisschließen, Verheißungen und der Gehorsam Geboten gegenüber sind Teil der Fülle des Evangeliums Christi: „Dank dem Sühnopfer Christi können alle Menschen errettet werden, indem sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums befolgen“ (GA 3). Sowohl für Heilige der Letzten Tage als auch in Bezug auf das Einhalten des Gesetzes Moses durch die Juden sind Gnade, Glauben und Werke alle wesentlich für die Erlösung: „Wir werden durch Gnade errettet – nach Allem, was wir tun können“ (2 Ne. 25:23). Niemand wird in seinem Gesetzesgehorsam je perfekt sein. Durch das Gesetz allein wird niemand errettet werden. Die Gnade Gottes gleicht das Defizit aus. Die Kirche vertritt nicht die Lehre einer freistehenden Gnade ohne Beziehung zu Anweisungen und Erwartungen den Menschen gegenüber. Die Kirche hat Gebote in Bezug auf Speisen (Siehe Wort der Weisheit), Sittlichkeit und Keuschheit und auch viele Verordnungen wie die Taufe, das Händeauflegen und Waschen und Salben. Wenn die Menschen vollkommen wären, würde die Erlösung dadurch erfolgen. Jeder würde vollkommen auf den Wegen des Herrn wandeln. Da die Menschen sterblich und unvollkommen sind, gibt Gott in seiner Liebe seinen Kindern den Weg bekannt, auf dem sie wandeln sollten, und bietet seine Gnade an „nach Allem, was wir tun können“.

BIBLIOGRAPHIE

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Noth, Martin. The Laws in the Pentateuch and Other Studies. Edinburgh, 1966.

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DOUGLAS H. PARKER

ZE'EV W. FALK

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