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GESELLSCHAFTEN UND ORGANISATIONEN

Die Lebenskraft und Relevanz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage haben die Einrichtung einer großen Vielfalt inoffizieller Organisationen hervorgerufen, die verschiedenen Interessen und Bedürfnissen in Verbindung mit der Kirche dienen. Da die Kirche ein umfangreiches Glaubenssystem über die Gottheit und den Zweck des Lebens umfasst, spüren einige Mitglieder ein intensives Bedürfnis für Ausdrucksmöglichkeiten, die es ihnen erlauben, ihre persönlichen Ansichten mit anderen zu teilen, Ideen in Frage zu stellen und religiöse Glaubensansichten im täglichen Leben anwenden.

Inoffizielle Organisationen existieren seit dem Beginn der Kirche (eine Diskussion vieler Organisationden des 19. Jahrhunderts findet sich in  Heinerman, Jenson). Einige wurden schließlich offizielle Kirchenprogramme, wie die Deseret Sonntagsschulunion im Jahre 1849, der Gemeinschaftliche Fortbildungsverein im Jahre 1875 und die Primarorganisation im Jahre 1878. Veröffentlichungen dieser Organisationen entwickelten sich in ähnlicher Weise von inoffiziellen zu offiziellen Kirchenveröffentlichungen: der Juvenile Instructor (Sonntagsschule), The Contributor und später die Improvement Era (Mutual Improvement Association) und Children's Friend (Primarvereinigung).

In jüngerer  Zeit wurden Hunderte von inoffiziellen Gesellschaften und Organisationen geschaffen, hauptsächlich um vier Arten von Aktivitäten anzubieten: Sie (1) halten regelmäßige Studiengruppen, gewöhnlich monatlich, ab, (2) treffen sich als professionelle Verbindungen, (3) veröffentlichen Zeitschriften und Rundschreiben oder (4) veranstalten jährliche Symposien oder Konferenzen.

Die informellsten Organisationen sind Studiengruppen von Nachbarn oder Freunden, die gemeinsame Interessen teilen und sich in Abständen treffen, um vorher ausgewählte Themen zu besprechen. Obwohl die meisten dieser Gruppen nur zeitweilig existieren und instabil sind, haben sich einige viele Jahre lang regelmäßig getroffen und Experten oder Kirchenführer eingeladen, um zu ihnen zu sprechen. Mehrere professionelle Vereinigungen sind von Mitgliedern eingerichtet worden, die sich ursprünglich als besondere Interessengruppen bei professionellen Konferenzen getroffen haben.

Die Society for Early Historic Archaeology (SEHA, Gesellschaft für frühe historische Archäologie) wurde ursprünglich im Jahre 1949 beim Staat Utah als gemeinnützige Organisation und als die University Archaeological Society eingetragen mit dem Zweck, Informationen zu archäologischen Studien über die Schriften zu sammeln und zu verbreiten. SEHA verteilt ein vierteljährliches Rundschreiben, plus Arbeiten, die beim jährlichen Symposium präsentiert wurden.

Die Mormon History Association [HLT-Geschichtsverband] wurde 1965 von sowohl HLT als auch nicht-HLT-Historikern ins Leben gerufen, die die Gelegenheit wünschten, Ideen in einer offenen Atmosphäre auszudrücken. Die Mormon History Association veröffentlicht den MHA Newsletter (vierteljährlich) und das Journal of Mormon History (jährlich). Das Journal enthält Expertenartikel über HLT-Geschichte, die von einem Redaktionsausschuss genehmigt werden. Die Gesellschaft hält jedes Jahr eine dreitägige Konferenz ab, gewöhnlich an historisch bedeutenden Orten wie Nauvoo, Kirtland, Lamoni, Palmyra, Omaha, England und Salt Lake City. Ein jährliches Preisbankett ehrt hervorragende Experten, die über die HLT-Geschichte aus der Sicht ihrer Disziplin geschrieben haben. Diese Konferenzen ziehen viele an, die nicht Berufshistoriker sind, auch viele nicht-HLT. Die Mormon History Association hat viele Kontakte zwischen HLT-Experten und denen der reorganisierten Kirche in die Wege geleitet, die zum Austausch historisch wichtiger Dokumente geführt haben.

Unter den Organisationen, die ihre Aktivitäten auf das Veröffentlichen beschränken, ist Dialogue: A Journal of Mormon Thought [Dialog: Ein Journal des HLT-Gedankenguts] eine der bekanntesten. Die Titelseite dieses Journals sagt, dass es „eine unabhängige landesweite vierteljährliche Veröffentlichung [ist], dazu da der HLT-Kultur Ausdruck zu verleihen und die Relevanz von Religion für das weltliche Leben zu untersuchen“. Es begann 1966 und wird von Heiligen der Letzten Tage herausgegeben, die bezwecken, ihren Glauben mit der menschlichen Erfahrung insgesamt in Dialog zu bringen, und künstlerische und gelehrte Leistungen, basierend auf ihrem kulturellen Erbe, zu fördern.

Exponent II ist eine vierteljährlich erscheinende Zeitung, die 1974 ins Leben gerufen wurde, um den Mormonismus und den Feminismus zu diskutieren, um HLT-Frauen zu helfen, ihre Talente zu entwickeln.

Die Sunstone Foundation wurde 1975 von einer Gruppe von Aufbaustudenten an der Universität von Kalifornien in Berkeley begonnen, die anfangs vierteljährliche, später alle zwei Monate eine Zeitschrift herausgaben. Der Zweck der Zeitschrift ist es, ein Forum für junge Gelehrte bereitzustellen, um sich ausdrücken zu können, ohne durch die professionellen, literarischen und akademischen Richtlinien etablierter Journale oder Kirchenveröffentlichungen beschränkt zu sein. 1979 wurde das erste jährliche Sunstone Symposium abgehalten. Ausgewählte Darbietungen vom jährlichen Symposium sind in Sunstone und anderen Zeitschriften veröffentlicht worden. Außer voller Artikel bringt Sunstone Poesie, Romanliteratur, Interviews, Meinungsspalten, Buchkritiken und Diskussionen über zeitgenössische Themen, Theologie, Geschichte, Kunst und Drama.

Die Association of Mormon Counselors and Psychotherapists (AMCAP, Verband der HLT-Berater und Psychotherapeuten) wurde 1975 organisiert, um die Gemeinschaft untereinander zu fördern und die persönliche und professionelle Entwicklung von HLT-Beratern und Psychotherapeuten zu verbessern. AMCAP trifft sich zweimal im Jahr und veröffentlicht ein vierteljährliches Rundschreiben und ein halbjährliches Journal mit Artikeln über Psychotherapie mit einer HLT-Betonung.

Die Association of Mormon Letters (AML, Verband für HLT-Literatur) wurde 1976 organisiert, um das Schreiben und Studium von HLT-Literatur zu fördern. AML gibt Preise aus für hervorragende Literatur und veröffentlicht einen jährlichen Band mit Arbeiten über HLT-Literatur plus ein vierteljährliches Rundschreiben.

1977 gründete eine Gruppe von HLT-Medienkünstlern einen Verband namens ALMA (Associated Latter-day Media Artists-vereinigte HLT-Medienkünstler), der alle zwei Monate ein Rundschreiben veröffentlicht und sich jeden Monat trifft, um „Qualitätsmedien“ zu fördern. 1978 wurde die Society for the Sociological Study of Mormon Life gegründet, um zu soziologischer Forschung über das HLT-Leben zu ermutigen.

Die Foundation for Ancient Research and Mormon Studies (F.A.R.M.S., Stiftung für Altertumsforschung und HLT-Studien) mit Hauptsitz in Provo in Utah wurde im Jahre 1979 als kalifornische gemeinnützliche Körperschaft organisiert, um Studien über altertümliche Schriften, insbesondere das Buch Mormon, zu fördern, zu koordinieren, zu finanizieren und unter die Leserschaft zu bringen. F.A.R.M.S. veröffentlicht Bücher, eine jährliche Kritik von Veröffentlichungen über das Buch Mormon, ein zweimonatiges Rundschreiben, Neudrucke, Forschungsberichte, Bandaufnahmen, Videos und die schriftlichen Werke von Hugh W. Nibley und anderen HLT- und nicht-HLT-Gelehrten.

Die B. H. Roberts Society wurde 1980 als eine Gesellschaft eingerichtet, die „sich dem Studium zeitgemäßer Themen im Mormonismus widmet“. Sie sponsert vierteljährliche Versammlungen in Salt Lake City. Ähnliche Gesellschaften sind in Denver, Los Angeles und San Francisco gegründet worden.

Eine Gruppe namens Affirmation wurde 1980 gegründet, um ein Forum und Rundschreiben zur Diskussion der Homosexualität anzubieten.

1982 gründete eine Gruppe von praktischen Ärzten Collegium Aesculapium für Ärzte, Medizinstudenten und Personen in Sanitäter-Berufen. Dieser Berufsverband veröffentlicht das Journal of Collegium Aesculapium und hält eine halbjährliche Konferenz ab. Der Hauptzweck der Gesellschaft besteht darin, den Dienst an der Gemeinschaft zu fördern und den Unterprivilegierten zu helfen.

Das Mormon Women's Forum wurde 1988 gegründet, um ein Rundschreiben zu veröffentlichen und Frauenthemen in monatlichen Versammlungen in verschiedenen Städten zu diskutieren.

Mehrere Organisationen sind von Personen ins Leben gerufen worden, die mit Programmen und Aktivitäten der Brigham Young Universität in Verbindung stehen. Zum Beispiel wurde 1975 die BYU Management Gesellschaft unter der Aufsicht der Management-Fakultät organisiert, und 1988 wurde die J. Reuben Clark Law Society an der Jura-Fakultät gegründet, um die professionellen Karrieren ihrer Mitglieder durch bildende und professionelle Gelegenheiten zu verbessern. Eine Internationale Gesellschaft wurde 1989 organisiert, koordiniert vom David M. Kennedy Center für Internationale Studien an der BYU. Viele andere Zentren und Organisationen werden von der Universität selber finanziert und betrieben.

Inoffizielle Organisationen und ihre Veröffentlichungen können mindestens sechs wichtige Funktionen für Kirchenmitglieder und/oder die Kirche erfüllen.

Erstens, einige erfüllen ökumenische Funktionen und bringen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen zum Austausch von Ideen und zum gegenseitigen Verständnis zusammen. Ein vermehrtes Verständnis hat Ignoranz, Feindseligkeit und Intoleranz vermindert and zu mehr Austausch von Gedanken, historischen Dokumenten und Forschung geführt, besonders in Beziehungen, die die Mormon History Association gefördert hat.

Zweitens, einige inoffizielle Organisationen bieten Mitgliedern vermehrte Angliederung und soziale Unterstützung, indem sie ihnen den Umgang mit anderen ermöglichen, deren religiöse Ansichten ein Gefühl der Verwandtschaft bieten. Ein religiöses  Erbe bietet ein gesellschaftliches Band, das Freundschaft und die Einrichtung eines sozialen Unterstützungssystems erleichtert. Viele gehen zu sich monatlich treffenden Studiengruppen hauptsächlich, um Umgang mit anderen zu haben.

Drittens, inoffizielle Veröffentlichungen bieten die Gelegenheit zu lernen und neue Einsichten in Bezug auf Theologie, die Schriften, altertümliche Kulturen, historische Ereignisse und derzeitige Praktiken zu verbreiten. Engagierte Mitglieder, die ihre religiösen Ansichten mit ihrer professionellen Schulung kombinieren möchten, haben beträchtliche Expertenbeiträge geleistet, und inoffizielle Journale bieten die Möglichkeit, diese zu veröffentlichen.

Viertens, die kreativen Anstrengungen derer, die zu diesen Veröffentlichungen beitragen, vergrößern die Sammlung von HLT-Literatur, indem sie Mitgliedern erlauben, über das Leben und Ereignisse von einer einzigartigen HLT-Perspektive aus zu schreiben. Einige literarische Artikel repräsentieren persönliche Ausdrücke des Glaubens und des Zeugnisses auf künstlerische oder gelehrte Weisen, die die meisten Autoren nicht für eine monatliche Zeugnisversammlung wählen würden.

Fünftens, gewisse Veröffentlichungen dienen als Ventil, wo einzelne mit  unorthodoxen Ansichten ihre Fragen, Bedenken und Zweifel in einem offenen Forum mitteilen können, wo sie angemessene Akzeptanz spüren.

Und sechstens, für Mitglieder, die das Bedürfnis spüren, Änderungen zu unterstützen, bieten Veröffentlichungen solcher Organisationen ein Forum, wo sie eine befürwortende Position beziehen können. Zu Zielen der Veränderung gehörten die Ausrottung von Rassismus und Sexismus, das Akzeptieren abgeänderter gesellschaftlicher Praktiken (wie Geburtskontrolle, Kleidung und Erscheinungsstandards) und das Interpretieren der Schriften oder historischer Ereignisse.

BIBLIOGRAPHIE

Anderson, Edward H. „The Past of Mutual Improvement“. IE 1 (Nov. 1897):1-10.

Arrington, Leonard J. „Reflections on the Founding and Purpose of the Mormon History Association, 1965-1983“. Journal of Mormon History 10 (1983):91-103.

Bradford, Mary L., Hg. Personal Voices: A Celebration of Dialogue. Salt Lake City, 1987.

Heinerman, Joseph. „Early Utah Pioneer Cultural Societies“. Utah Historical Quarterly 47 (Winter 1979):70-89, diskutiert die Universale Wissenschaftliche Gesellschaft, die Polysophische Gesellschaft, die Deseret Theologie-Institution, die Deseret Dramak-Vereinigung und andere.

Jenson, Andrew. Encyclopedic History of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, z.B. „Daughters of the Utah Pioneers“, „Deseret Agricultural and Manufacturing Society“, S. 183, „Deseret Pottery Society“, S. 188 und „Utah Silk Association“, S. 795. Salt Lake City, 1941.

Warner, Cecelia. „A Guide to the Mormon Network“. Sunstone 10 (Juni 1985):42-47.

DAVID J. CHERRINGTON