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DIE ERSTE PRÄSIDENTSCHAFT

Die Erste Präsidentschaft ist die Leitung und das höchste Kollegium in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Ihre Vollmacht, Pflichten und Verantwortungen erstrecken sich auf jede Person und alle Angelegenheiten in der Kirche. Dieses Kollegium besteht gewöhnlich aus drei Personens-dem Präsidenten der Kirche und zwei vom Präsidenten ausgewählten Ratgebern. Joseph Smith, der erste Präsident, berief mehr als zwei Männer um ihn zu assistieren. Andere Präsidenten haben mitunter, falls nötig, ebenfalls zusätzliche Ratgeber berufen. Spencer W. Kimball zum Beispiel erhielt Unterstützung von drei Ratgebern.

Die Erste Präsidentscaft wurde im März 1832 eingerichtet, zwei Jahre nach der Gründung der Kirche. Jesse Gause und Sidney Rigdon wurden als Ratgeber zu Joseph Smith berufen. Gause diente in dieser Position nur bis zu demselben Dezember, als er sich als untreu erwies und exkommuniziert wurde. Die Berufung erhielt dann Frederick G. Williams. Er wurde am 18. März 1833 ordiniert (LuB 81:90). Weitere Anweisungen bezüglich der Organisation der Ersten Präsidentschaft wurden 1835 in einer Offenbarung über das Priestertum gegeben. Drei Männer wurden ausgewählt und bestimmt und zu diesem Amt durch das Kollegium der Zwölf Apostel ordiniert. Auch wurden sie „vom Vertrauen und Glauben und Gebet der Kirche getragen“  (LuB 107:22).

Heilige der Letzten Tage glauben, dass die Apostel im Neuen Testament--Petrus, Jakobus und Johannes—eine Erste Präsidentschaft darstellten. Petrus war der präsidierende Beamte und Jakobus und Johannes seine Ratgeber. Als Erste Präsidentschaft in alter Zeit fungierten sie in gleicher Weise wie die Erste Präsidentschaft heutzutage. Zum Beispiel beschreibt die Bibel Anlässe, wo Jesus allein mit Petrus handelte (Mt. 18:19; Lukas 24:34), und wiederum andere, wo alle drei Apostel beteiligt waren (Mt. 17:1-3; 26:37-39; Markus 5:37-42). Diese Schriftstellen deuten an, dass sich die Rollen dieser drei Männer von denen anderer Apostel unterschieden. Als eine Erste Präsidentschaft besaßen Petrus, Jakobus und Johannes die besondere Vollmacht,  Joseph Smith und Oliver Cowdery die Schlüssel des geistlichen Wirkens in der Dispensation der Fülle der Zeiten zu geben. Diese Schlüssel kontrollieren die Ausübung des Priestertums durch alle anderen in den entscheidenden Funktionen der modernen Kirche.

Mitglieder der Ersten Präsidentschaft sind nicht alle gleichrangig. Die Vollmacht liegt allein beim Präsidenten. Die Ratgeber haben eine untergeordnete Rolle: Der erste Ratgeber hat Vorrang vor dem zweiten Ratgeber. In Abwesenheit des Präsidenten präsidieren die Ratgeber in Besprechungen mit dem Rat oder Kollegium der Zwölf Apostel und anderen Generalautoritäten und in Kirchenkonferenzen. Wenn der Präsident krank ist und nicht alle seine Aufgaben erfüllen kann, können die Ratgeber die Kirchenangelegenheiten unter seiner Führung erledigen. In solch einem Fall arbeiten die Ratgeber in enger Beratung mit dem Präsidenten des Kollegiums der Zwölf. Allerdings verbleibt die letzte Entscheidung beim Präsidenten der Kirche.

Die Wahl der Ratgeber ist das Vorrecht des Präsidenten. Ein neuer Präsidenten kann entweder die Ratgeber seines Vorgängers behalten oder auch nicht. Die Ratgeber sind gewöhnlich Apostel. Aber in ein paar Fällen wurden Männer berufen, die keine ordinierten Apostel waren. Die ersten von ihnen waren Sidney Rigdon (1832) und Frederick G. Williams (1833). In jüngerer Zeit wurde Thorpe B. Isaacson 1965 berufen in der Ersten Präsidentschaft unter David O. McKay zu dienen. In einigen Fällen waren die Ratgeber Apostel, aber nicht Mitglieder des Rates der Zwölf, wie zum Beispiel Alvin R. Dyer, ein weiterer Ratgeber zu Präsident McKay.

Die allgemeine Mitgliedschaft der Kirche stimmt ab, um die Erste Präsidentschaft zu bestätigen, aber wählt sie nicht. Weil Kirchenmitglieder glauben, dass die Berufung und Vollmacht der Ersten Präsidentschaft von Gott kommt, geschieht die Abstimmung in allgemeiner Zustimmung, um eine Wahl, die schon getroffen wurde, zu unterstützen oder abzulehnen.

Lehre und Bündnissse 107:9 besagt: „Die Präsidentschaft des Hohen Priestertums nach der Ordnung Melchisedeks hat das Recht, in allen Ämtern in der Kirche zu amtieren“. Als die höchste Instanz hat das Kollegium der Ersten Präsidentschaft die letztendliche Entscheidungskraft in Bezug auf Ernennungen, Vorsitz, Auslegung der Lehre und alle anderen Kirchenangelegenheiten. So unterstehen alle anderen Kollegien, Räte und Organisationen der Kirche der Autorität dieses Kollegiums.

Die folgenden Angelegenheiten werden direkt von der Ersten Präsidentschaft gehandhabt: Planung von General- und Gebietskonferenzen und feierlichen Versammlungen, Budgetplanung, Buchprüfung, Erziehungs-, Geschichts-, Personal- und andere allgemeine Kirchenabteilungen  und Tempel. Alle anderen Angelegenheiten werden vom Rat der Zwölf, der Präsidierenden Bischofschaft oder den Siebzigern unter der Leitung der Ersten Präsidentschaft gehandhabt.

In der Ersten Präsidentschaft sollen Entscheidungen einstimmig gefällt werden. Eine enge and sorgfältige Beratung zwischen dem Präsidenten und seinen Ratgebern ermöglicht Einstimmigkeit (Hinckley, S. 50).

Die Erste Präsidentschaft trifft sich gewöhnlich mindestens einmal in der Woche als Einheit. In einer anschließenden Session mit dem Kollegium der Zwölf Apostel werden dann Angelegenheiten besprochen, die ihrer Aufmerksamkeit bedürfen. Jegliche Veränderungen in der Verwaltung oder in den Richtlinien für die Kirche werden in diesem Rat aus der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel berücksichtig und genehmigt.

Die Erste Präsidentschaft trifft sich auch wöchentlich mit der Präsidierenden Bischofschaft. Jeden Monat werden Versammlungen mit allen Generalautoritäten abgehalten, wo sie über Änderungen in Programmen oder Verfahren informiert werden. Zusätzlich trifft sich die Erste Präsidentschaft nach Bedarf mit anderen Räten, Ausschüssen und Gruppen, denen verschiedene Verantwortungen übertragen sind.

Beim Tod des Präsidenten wird das Kollegium der Ersten Präsidentschaft automatisch aufgelöst. Die höchste Vollmacht der Kirche geht sofort an die Zwölf über, deren Vorsteher der Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel ist. Falls sie Apostel sind, kehren die Ratgeber gemäß dem Dienstalter zu ihrer jeweiligen Position im Kollegium zurück. Die Erste Präsidentschaft wird bei der Berufung eines neuen Präsidenten, der in jedem Fall der Präsident des Kollegiums der Zwölf gewesen ist, wieder eingesetzt. Er beruft dann seine eigenen Ratgeber. Sobald dies geschehen ist, kehrt die höchste Vollmacht zur Ersten Präsidentschaft zurück.

BIBLIOGRAPHIE

Hinckley, Gordon B. „In…Counsellors There Is Safety“ Ensign 20 (Nov. 1990): 48-51.
Tanner, N. Eldon. „The Administration of the Church“ Ensign 9 (Nov. 1979): 42-48.

J. LYNN ENGLAND
W. KEITH WARNER