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ENDOWMENT

Ein Endowment ist im Allgemeinen eine Gabe, aber im engeren Sinn ist es eine Art Vortragsreihe bestehend aus Unterweisungen, Verordnungen und Bündnissen, die einzig in geweihten Tempeln der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage erteilt werden. Das Wort „ausstatten“ (griech. enduein), wie im Alten Testament gebraucht, bedeutet anziehen, einkleiden, ein Gewand anlegen, Kennzeichen annehmen oder Tugendhaftigkeit empfangen. Christus wieß seine Apostel an in Jerusalem zu verweilen „bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet“ (Lukas 24:49). Dieses Versprechen wurde, zumindest teilweise, am Pfingsttag erfüllt (Aptlge. 2). In der Neuzeit wurde eine ähnliche Offenbarung gegeben: „Ich habe euch das Gebot gegeben, ein Haus zu bauen, und in dem Haus beabsichtige ich, diejenigen, die ich erwählt habe, mit Macht aus der Höhe auszurüsten; denn das ist die Verheißung des Vaters an euch; darum gebiete ich euch zu verweilen, ja, wie meine Apostel zu Jerusalem (LuB 95: 8-9).

Obwohl es vorausgehende und vorbereitende, geistige Erlebnisse von Heiligen der letzten Tage in Ohio und Missouri gab, empfingen die Heiligen das Endowment in seiner ganzen Fülle zuerst in der Nauvoo Tempelära. Als der Prophet Joseph Smith im Jahre 1842 in Nauvoo die Tempelverordnungen einführte, lehrte er, dass diese „von geistigen Dingen handeln und nur von Geistiggesinnten empfangen werden könnten“ (TPJS, S. 237). Er sagte, dass das Endowment notwendig sei, um die Kirche vollständig zu organisieren, damit die Heiligen nach den Gesetzen Gottes organisiert werden könnten. Im Weihgebet des Kirtland Tempels erbat der Prophet, dass sie „bereit sind, alles zu erlangen, was nötig ist“ (LuB 109:15). Das Endowment wurde vorgesehen, um „einen umfassenden Einblick in unsere Stellung und unsere wahre Beziehung zu Gott zu geben“ (TPJS, S. 324), „um die Jünger auf ihre Missionen in der Welt vorzubereiten“ (S. 274), um zu verhindern, dass diese „von Schlechtigkeiten übermannt werden“ (S. 259) und um sie zu befähigen „die Fülle der Segnungen, die für die Kirche des Erstgeborenen vorbereitet wurden, zu schützen“ (S. 237).

Das Endowment der „Macht aus der Höhe“ in modernen Tempeln hat vier Hauptaspekte. Erstens die Vorverordnung, eine zeremonielle Waschung und Salbung, nach welcher der Tempelpatron die heilige Tempelkleidung anlegt.

Zweitens einen Kurs bestehend aus Unterweisungen durch Vorträge und Präsentationen. Diese beinhalten einen Vortrag der bedeutendsten Ereignisse der Schöpfungsgeschichte. Es ist eine symbolische Darstellung der Erschaffung von Adam und Eva und zugleich von jedem Mann und jeder Frau, des Einzugs Adams und Evas in den Garten von Eden, des darauffolgenden Ausstoßes aus dem Garten, ihres Zustandes in der Welt und ihres Empfangs des Erlösungsplans, welcher zurück in die Gegenwart des Himmlischen Vaters führt (Talmage, S. 83-84). Die Unterweisungen des Endowments nutzen jede menschliche Fähigkeit, so dass die Bedeutung des Evangeliums durch Kunst, Drama und Symbole verdeutlicht werden kann. Alle Anwesenden tragen weiße Tempelkleidung, welche Reinheit und Gleichheit aller Menschen vor Gott dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus symbolisieren. Der Tempel wird zu einem Haus der Offenbarung, wodurch man besser „in der Theorie, in Grundsätzlichem und in der Lehre“ (LuB 97:14) unterwiesen wird. „Diese Vollständigkeit in Übersicht und Darlegung des Evangeliumsplans macht den Tempeldienst zu einer der effektivsten Methoden, die Tempelbesucher an die gesamte Struktur des Evangeliums zu erinnern“ (Widtsoe, 1986, S.5).

Der dritte Aspekt ist das Eingehen von Bündnissen. Das Tempelendowment wird als der Höhepunkt der Bündnisse betrachtet, die man bei der Taufe eingegangen ist. Die Tempelbündnisse ermöglichen „Prüfungen, durch die die Bereitschaft und Fähigkeit eines jeden zur Rechtschaffenheit offenbar werden“ (Widtsoe, S. 335). Sie umfassen durch “Bündnis und Versprechen das Gesetz strikter Tugend und Keuschheit zu befolgen; mildtätig, gütig, tolerant und rein zu sein; Talente und materielle Mittel der Ausbreitung von Wahrheit und der Erhebung der Menschheit zu widmen; die Hingabe für die Sache der Wahrheit aufrechtzuerhalten; und in jeglicher Hinsicht danach zu streben, zu der großen Vorbereitung beizutragen, so dass die Erde darauf vorbereitet werden wird ... Jesus Christus zu empfangen“ (Talmage, S. 84). Man verspricht außerdem diese Bündnisse heilig zu halten und „mit Heiligem nicht leichtfertig umzugehen“ (LuB 6:12).

Der vierte Aspekt besteht in der Wahrnehmung der göttlichen Gegenwart. In dem Weihgebet des Kirtland Tempels in Ohio flehte der Prophet Joseph Smith darum, „dass alle Menschen, die über die Schwelle des Hauses des Herrn treten, deine Macht verspüren und sich gedrängt fühlen anzuerkennen, dass du es geheiligt hast und dass es dein Haus ist, eine Stätte deiner Heiligkeit“ (LuB 109:13). Zu Tempeln, die durch Opfergaben an den Herrn Jesus Christus gebaut werden, die durch seine Vollmacht geweiht werden und die in seinem Geist verehrt werden, ist folgende Verheißung gegeben: „Mein Name wird hier sein, und ich werde mich meinem Volk mit Barmherzigkeit in diesem Haus kundtun“ (LuB 110:7). In den Tempeln herrscht eine „Aura der Göttlichkeit“, die für den Würdigen greifbar wird (Kimball, S. 534-35). Durch das Tempelendowment kann man nach „einer Fülle des Heiligen Geistes“ streben (LuB 109: 15). Tempelverordnungen werden als ein Mittel betrachtet, um Inspiration und Anleitung durch den Heiligen Geist zu empfangen und um sich darauf vorzubereiten in die Gegenwart Gottes zurückzukehren.

In Nauvoo verkündigte der Prophet Joseph Smith zum ersten Mal, dass es das Privileg der Heiligen der letzten Tage ist, als Stellvertreter an Stelle ihrer verwandten Toten zu handeln. Nachdem sie ihr eigenes Tempelendowment empfangen haben, kehren Heilige der Letzten Tage häufig zum Tempel zurück, um an der Endowmentzeremonie als Stellvertreter für verstorbene Vorfahren teilzunehmen. Übereinstimmend mit dem Gesetz der Entscheidungsfreiheit glauben sie, dass diejenigen, denen sie auf diese Weise dienen, in der Geisterwelt völlige Freiheit haben, die geistigen Segnungen, die ihnen angeboten werden, zu akzeptieren oder zurückzuweisen (HC 5:350).

[Siehe auch Taufe für Verstorbene, Erretung für Verstorbene, Tempelverordnungen.]

BIBLIOGRAPHIE

Kimball, Spencer W. Teachings of Spencer W. Kimball, ed. Edward L. Kimball. Salt Lake City, 1982.
Packer, Boyd K. The Holy Temple. Salt Lake City, 1980.
Talmage, James E. House of the Lord. Salt Lake City, 1968.
Widtsoe, John A. Priesthood and Church Government. Salt Lake City, 1939.
Widtsoe, John A. Temple Worship. Salt Lake City, 1986.

ALMA P. BURTON