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„EIGENTÜMLICHES“ VOLK

Heilige der Letzten Tage betrachten sich selber als ein eigentümliches Volk im biblischen Sinn: ein Bündnisvolk des Herrn zu sein. Ihr Lebensstil, der sich aus den Lehren und Gebräuchen der Kirche ableitet, macht sie ebenfalls zu einem andersartigen oder eigentümlichen Volk. In jeder Dispensation bringen Anhänger Jesu Christi eine einzigartige Kultur hervor: Gibt es eine Evangeliumskultur?…Gibt es eine Evangeliumsgemeinschaft oder Gesellschaft?…Zion wurde schon immer als eine Stadt, eine organisierte Gesellschaft beschrieben, die sich von der Welt unterscheidet. Wenn die Gemeinschaft ihre Integrität für einen beliebigen Zeitraum aufrecht erhält, steigt sie ganz bestimmt als getrennte Kultur empor. Der früheste Hinweis auf die Kultur, die mir vorschwebt, ist Israel als das „Volk des Eigentums“. Mose und Aaron befreite die Kinder Israels aus der Kultur Ägyptens, der einzigartigsten Kultur ihrer Zeit. Der Herr sagt ihnen: „Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern getan habe, wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe. Jetzt aber, wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein“ [Ex. 19:4-5, Nibley, S. 22-23].

Aber in dem Maß, wie ein Bündnisvolk nicht seine Treue Gott gegenüber aufrecht erhält, wird es mehr wie die Kulturen, in denen es aufwächst, und dann sind die Menschen nicht von denen zu unterscheiden, die Gott nicht kennen (Siehe Smith, W., 1959). Wenn jedoch ein Volk seine Verpflichtung Gott gegenüber ehrt, gibt es Anhaltspunkte, die es unterscheiden und es für die allgemeine Bevölkerung „eigentümlich“ erscheinen lassen. „An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen“ (Mt. 7:20, auch 1 Joh. 3:10-18, Moro. 7:5-17).

Weitreichende Vergleiche von HLT-Verhaltensmustern mit denen der allgemeinen Bevölkerung sind in der Forschungsliteratur nicht häufig zu finden, aber weil Heilige der Letzten Tage 70 Prozent der Bevölkerung Utahs ausmachen, erlauben Vergleiche von Utah-Daten mit regionalen und landesweiten Stichproben eine verlässliche Abschätzung, wie Heilige der Letzten Tage sich von der allgemeinen Bevölkerung unterscheiden. Und Demographen, die Heilige der Letzten Tage in Utah mit denen verglichen haben, die sonstwo in den Vereinigten Staaten leben, finden mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede und schlussfolgern, dass „Mormonen in Utah sich nicht von Mormonen anderswo unterscheiden“ (Heaton, "Demography," S. 193).

Heilige der Letzten Tage werden gelehrt, nach einem Gesundheitskodex zu leben, der es erfordert, dass sie keinen Alkohol, Tabak, schwarzen Tee oder Kaffee zu sich nehmen (Siehe Wort der Weisheit). Utah rangiert an niedrigster Stelle in den 50 US-Bundesstaaten in Bezug auf den Konsum aller Arten von alkoholischen Getränken. Utahs Sterblichkeitsrate für Krankheiten, die in Verbindung mit Alkohol- und Tabakkonsum stehen (Herzkrankheit / Schlaganfall und Krebs), ist sehr niedrig (Smith, James E., S. 69).

Heilige der Letzten Tage schätzen die Erziehung sehr, und der Prozentsatz der Bevölkerung von Utah, die drei Jahre Highschool absolvieren, steht landesweit an erster Stelle (93 Prozent). Utah rangiert an siebter Stelle landesweit für Abschlussraten von der Highschool (80 Prozent) und von Colleges mit vierjährigen Studiengängen (20 Prozent) (Van Mondfrans, Smith und Moss, S. 198-99). Ferner läuft die Beziehung zwischen Erziehung und Religiosität unter Heiligen der Letzten Tage dem landesweiten Trend entgegen, wobei die gebildetsten Mormonen die aktivsten in ihrer Kirche sind (Albrecht).

Für Heilige der Letzten Tage, die im Tempel geheiratet haben, bestehen Familienverpflichtungen nicht nur für die Sterblichkeit, sondern für die Ewigkeit. Und Scheidungsraten unter Heiligen der Letzten Tage, die im Tempel geheiratet haben, sind traditionell viel niedriger als für jene, die zivil heiraten oder die jemanden heiraten, der kein Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist (Thomas, S. 49). Auch sind gemäß HLT-Lehre voreheliche Geschlechtsbeziehungen eine Sünde, und unverheiratete Teenager in Utah berichten wesentlich niedrigere Raten für Sexualverkehr als der Durchschnitt nach Regionen oder für das gesamte Land. Ferner stehen höhere Raten sexueller Enthaltsamkeit unter unverheirateten Heranwachsenden in Utah in positiver Korrelation mit Religionszugehörigkeit und Kirchgang (besonders HLT-Mitgliedschaft) und mit den folgenden Charakteristiken, die HLT-Ratschläge widerspiegeln: mit beiden biologischen Eltern leben, Bildungswünsche, frühes und festes Ausgehen vermeiden, Drogen- und Alkoholkonsum ablehnen und persönlicher Glauben an voreheliche Enthaltsamkeit (Governor's Task Force on Teenage Pregnancy Prevention, „Preventing Teenage Pregnancy in Utah“, 3. Okt. 1988, S. 39, Siehe Lebensstil, auch Miller, McCoy und Olson).

Viele der „eigentümlichen“ Eigenschaften des HLT-Lebens reflektieren den Glauben an den Rat moderner Propheten, die Offenbarungen darüber geben, wie Nachfolger Jesu Christi in der Welt handeln sollten, ohne wie die Welt zu werden. Dieser Rat umfasst unter anderem die Ermutigung zum Abhalten des Familienheimabends, ein Tagebuch schreiben, einen Garten anlegen, Schulden vermeiden, erst im Alter von 16 Jahren ausgehen und für Notfälle Essen und Ressourcen vorzubereiten.

BIBLIOGRAPHIE

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Heaton, Tim B. „The Demography of Utah Mormons“. In Utah in Demographic Perspective, Hg. T. Martin, T. Heaton und S. Bahr, S. 181-93. Salt Lake City, 1986.

Heaton, Tim B. „Four C's of the Mormon Family: Chastity, Conjugality, Children, and Chauvinism“. In The Religion and Family Connection: Social Science Perspectives, Hg. Darwin L. Thomas, S. 107-24. Provo, Utah, 1988.

Miller, Brent C.; J. Kelly McCoy; and Terrance D. Olson. „Dating Age and Stage as Correlates of Adolescent Sexual Attitudes and Behavior“. Journal of Adolescent Research 1 Nr. 3 (1986):361-71.

Nibley, Hugh W. „Comments, Hugh [W.] Nibley“. In Mormonism: A Faith for All Cultures, Hg. F. LaMond Tullis, S. 22-28. Provo, Utah, 1978.

Smith, James E. „Mortality“. In Utah in Demographic Perspective, Hg. T. Martin, T. Heaton und S. Bahr, S. 59-69. Salt Lake City, 1986.

Smith, Wilford E. „The Urban Threat to Mormon Norms“. Rural Sociology 24 (1959):355-61.

Smith, Wilford E. „Mormon Sex Standards on College Campuses, or Deal Us Out of the Sexual Revolution!“ Dialogue 10 (1976):76-81.

Thomas, Darwin L. „Do Early Marriages Tend to End in Disaster?“ New Era 3 (März 1973):48-50.

Van Mondfrans, Adrian, Ralph B. Smith und Vanessa Moss. „Education“. In Utah in Demographic Perspective, Hg. T. Martin, T. Heaton und S. Bahr, S. 195-215. Salt Lake City, 1986.

WILFORD E. SMITH

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