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DEMUT

Wahre Demut ist die Anerkennung unserer eigenen Unvollkommenheit, die wir allein dann erlangen, wenn wir unser ganzes Leben freudevoll, freiwillig und friedlich dem Willen Gottes unterwerfen (Micha 6:8; Jakobus 4:6; Mosia 4:10; Mormon 5:24; Ether 6:17). Dies schließt mit ein, dass wir jedem Gebot gegenüber in Liebe gehorsam sind, von Sünden umkehren, jedes Gebot mit Beständigkeit ehren und mit Selbstdisziplin nach größerer Vollkommenheit trachten. Demut kann nur durch glaubensvolle Unterwerfung unter die Lehren Jesu Christi entstehen. Die Samen der Demut können in spontanen Momenten überwältigender Dankbarkeit, Ehrfurcht und Andacht erfahren werden, wenn man Gottes Hand in der Schönheit eines Sonnenuntergangs, in der Macht eines Wasserfalls, im Wunder des Lebens oder in der Größe und Herrlichkeit der Schöpfungen der Menschen erkennt. Somit ist Demut nicht nur ein Zustand, sondern ein Prozess, in welchem man gehorsam ist und sein Leben mit der Vorsehung Gottes zusammenbringt. Diese Erkenntnis haben wir durch die Schriften, Propheten, Schöpfungen und Antworten auf Gebete empfangen.

Denjenigen, die danach trachten demütig zu sein, wird geraten nach Kenntnis von der Herrlichkeit Gottes zu streben, seine Güte und Liebe zu erfahren, Vergebung von Sünden zu empfangen und „an die Größe Gottes und an eure eigene Nichtigkeit und an seine Güte und Langmut gegenüber euch unwürdigen Geschöpfen“ zu denken (Mosia 4:11). 

Die Kirche fördert das Verständnis von Demut, indem sie ihre Mitglieder ermutigt die Schriften und Aufzeichnungen von Kirchenführern zu studieren, die diese Tugend mit anderen Tugenden zusammenbringen: Sanftmut, Geduld, Liebe und Unterordnung (Mosia 3:19); Behutsamkeit, Langmut, Eifer im Halten der Gebote Gottes und erfüllt sein von Hoffnung und Nächstenliebe (Alma 7:23, 24); treu und gebetserfüllt (LuB 105:23); Bußfertigkeit (Moroni 8:10); Weisheit (Alma 32:12); die Fähigkeit Ungemach und Schwächen zu ertragen (Ether 12:27); Freude und ein reines Herz (Helaman 3:35); Klugheit (LuB 4:6); Selbstdisziplin; Belehrbarkeit und ein gebrochenes Herz. Ein Lebensstil frei von Demut weist unerwünschte Eigenschaften auf: Stolz (Helaman 4:12); Überheblichkeit (Jesaja 2:11), Schlechtigkeit (2 Nephi 28:14), Falschheit (LuB 124:97), Eifersucht (LuB 67:10), Sünde (2 Chroniken 36:12), Hass, Neid, Zorn, Arroganz, übermäßiger Ehrgeiz, Suche nach Fehlern und Selbstgerechtigkeit.

Heilige der Letzten Tage, die ein Zeugnis haben, empfinden es als eine Pflicht nach Demut zu streben. Sie glauben, dass Gott es so will, dass sie nach dieser Tugend trachten. „Gott wird ein demütiges Volk haben. Wir können uns entweder entscheiden demütig zu sein, oder wir können gezwungen werden demütig zu sein“ (Benson, 1989, S. 6). Demut ist die Grundlage geistigen Fortschritts und bringt die Menschen dazu Gottes Wort zu hören und für Inspiration, Offenbarung und  geistige Weisheit empfänglich zu sein. Es ziemt sich, dass Mitglieder Berufungen in der Kirche annehmen. Demut in Verbindung mit Umkehr sind vor der Taufe notwendig (LuB 20:37). Ebenso muss das Göttliche mit „ein[em] reuige[n] Herz und einem zerknirschten Geist“ einhergehen (2 Nephi 2:7; 3 Nephi 12:19; LuB 20:37). Nach Demut zu trachten bedeutet, Gott darum zu bitten und die Demut als Frucht eines geistigen Lebens anzuerkennen (2 Chroniken 33:12). Göttliche Gnade, Kraft und Vergebung sind den Demütigen verheißen (1 Petrus 5:5; 3 Nephi 4:33; Ether 9:35; LuB 1:28; 104:23). Die Schrift warnt die Stolzen vor bevorstehenden Bedrängnissen, Versuchungen und sogar Vernichtung (Jesaja 10:33; 2 Chroniken 12:7; Mosia 3:18; Mormon 5:24; LuB 5:28, 32). Ungemach und Schwächen können die Menschen demütigen und näher zu Gott bringen. Prüfungen entwickeln häufig Geistigkeit und Demut. Dennoch betonen Kirchenführer, dass gute Handlungsweisen und Demut ohne Bündnisse und Verordnungen weder erlösen noch verherrlichen (Packer, S. 82). 

Heilige der Letzten Tage werden eindringlich dazu angehalten Jesus in seiner Sanftmut und Bescheidenheit nachzufolgen. Sie sollen nicht nur seinem Beispiel und seinen Lehren folgen, sondern auch dem Beispiel und den Lehren seiner Propheten, wenn sie in seine Fußstapfen treten. „Allein Jesus Christus ist einzigartig dazu qualifiziert diese Hoffnung, dieses Vertrauen und diese Kraft aufzubringen, um...über unsere menschlichen Schwächen hinauszuwachsen. Um dies zu tun, müssen wir...gemäß seinen Gesetzen und Lehren leben“ (Benson, 1983, p. 6). Um demütig wie Christus zu sein und seine Jünger zu werden, muss ein jeder sein eigenes Kreuz tragen, ihm vertrauen, der Vollkommenheit durch weise Entscheidungen näher kommen und gehorsam bis ans Ende ausharren (LuB 122:7). Die Demut Christi war ein makelloses Vorbild. Obgleich Mitglieder diese Vollkommenheit anstreben, müssen sie ihre Fehlbarkeit nüchtern betrachten, indem sie unerfüllte Erwartungen bezüglich ihrer Nachfolge Christi und der positiven Anerkennung seiner Gaben für sie, ihren Wertes als Kinder Gottes und ihren lebenslangen Fortschritt hin zur Demut  im Gleichgewicht halten. Im Angesicht des sozialen Druckes darauf eine eigennützige Individualität zu entwickeln, betont die Kirche die entscheidende Bedeutung von Selbstlosigkeit und Demut für die Rückkehr zu Gott. Diejenigen, welche die Fülle der verewigenden Verheißungen des Sühnopfers erlangen würden, müssen beständig nach Demut trachten, trotz Hindernissen und sozialen Ethiken, die von diesem Ziel ablenken (Mosia 3:19). 

Der Wunsch nach Demut wird von einer verständnisvollen Annahme des großen Opfers des Erretters für die Erlösung und die Auferstehung aller genährt. Wenn die Menschen Gottes Liebe ihnen gegenüber begreifen, wird ihr Herz und Verstand demütiger und sie werden näher und einiger sein mit Gott und mit allen Mitmenschen. 

BIBLIOGRAPHIE

Benson, Ezra Taft. "Jesus Christ: Our Savior and Redeemer." Ensign 13 (Nov. 1983):6-8.

Benson, Ezra Taft. "To the Elderly in the Church." Ensign 19 (May 1989):4-8.

Maxwell, Neal A. Meek and Lowly. Salt Lake City, 1987.

Packer, Boyd K. "The Only True Church." Ensign 15 (Nov. 1985):80-82.

ALICE T. CLARK