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AUS GOTT GEBOREN

Aus Gott oder „wieder geboren“ zu sein bezieht sich auf die persönliche geistige Erfahrung, durch die reuige Einzelpersonen Vergebung für ihre Sünden und ein Zeugnis von Gott empfangen, dass sie, wenn sie weiterhin die Gebote halten und bis ans Ende ausharren, ewiges Leben ererben werden. In den Schriften lesen wir, dass man, genau wie jeder einzelne „aus Wasser und Blut und dem Geist in die Welt geboren wird“, aus Wasser und Geist „wieder geboren“ und durch das Blut Christi gesäubert werden muss (Joh 3:5, Mose 6:59). Aus Gott geboren zu werden deutet einen Heiligungsvorgang an, durch den der alte oder natürliche Mensch durch den neuen geistigen Menschen ersetzt wird, der sich der Begleitung des Heiligen Geistes erfreut und daher nicht länger daran interessiert ist Sünden zu begehen (Kol. 3:9-10, Mosia 3:19, LPJS, S. 53). Wenn jemand wieder geboren wird, wird er ein geistig gezeugter Sohn oder eine geistig gezeugte Tochter Gottes und, genauer gesehen, Jesu Christi (Mosia 5:7, 27:25). Der Prophet Alma I im Buch Mormon nennt diese innere Transformation eine „mächtige Wandlung im Herzen“ (Alma 5:14).

HLT-Schriften und Literatur enthalten zahlreiche Beispiele einzelner, die diesen Vorgang der geistigen Wiedergeburt durchgemacht haben. Enos sagt, dass der Herr nach „machtvollem Gebet und Flehen“ erklärte, dass seine Sünden vergeben worden waren (Enos 1:1-8). Nach König Benjamins Rede sagten die Leute, dass der Geist „in uns, nämlich in unserem Herzen, eine mächtige Wandlung bewirkt“ hatte und dass sie „keine Neigung mehr haben, Böses zu tun, sondern, ständig Gutes zu tun“ (Mosia 5:2). Alma II sagte über seine Bekehrungserfahrung: „Doch hat es der Herr, nachdem ich durch viel Drangsal gewatet bin und beinahe bis zum Tod Buße getan habe, in seiner Barmherzigkeit für richtig gehalten, mich einem immerwährenden Brennen zu entreißen, und ich bin aus Gott geboren“ (Mosia 27:28). König Lamoni und sein Vater hatten ähnliche Erfahrungen (Alma 19, 22). In einem 1832 geschriebenen Bericht beschreibt der Prophet Joseph Smith, dass seine erste Vision nicht nur für die Eröffnung einer neuen Evangeliumsdispensation wichtig war, sondern auch für seine persönliche Bekehrung. Er schreibt: „Der Herr öffnete die Himmel über mir und ich sah den Herrn. Er sprach zu mir und sagte, Joseph, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Und meine Seele war mit Liebe gefüllt, und viele Tage lang konnte ich mich mit übergroßer Freude freuen; und der Herr war mit mir“ (PJS 1:6-7).

Mormon erklärt die „mächtige Wandlung“, die stattfinden muss, wenn jemand aus Gott geboren werden soll. Die erste Frucht der Umkehr ist die Taufe mit Wasser und Feuer, diese Taufe „kommt durch Glauben und das Erfüllen der Gebote“. Dann kommt die Vergebung der Sünden, die Sanfmut und Herzensdemut mit sich bringt. Solch eine Transformation führt dazu, dass man der Begleitung des Heiligen Geistes würdig wird, der „mit Hoffnung und vollkommener Liebe [erfüllt], und die Liebe harrt durch Eifer im Gebet aus“ (Moro. 8:25-26).

HLT-Schriften zeigen, dass die geistige Wiedergeburt durch die Gnade Gottes für jene geschieht, die an den Grundsätzen und Verordnungen des Evangeliums Jesu Christi festhalten, nämlich Glauben, Umkehr, Taufe und das Empfangen der Gabe des Heiligen Geistes. Damit dieser Vorgang jedoch echt ist, muss man eifrig in guten Werken begriffen sein, denn, wie Jakobus sagt, ist „der Glaube ohne Werke nutzlos…erst durch die Werke [wurde] der Glaube vollendet“ (Jakobus 2:20, 22). Ein bloßes Bekenntnis der Wandlung oder das Empfangen der Taufe oder einer anderen Verordnung bedeuten nicht unbedingt, dass man aus Gott geboren ist.

Andere christliche Glaubensrichtungen betonen ebenfalls, dass „wiedergeboren“ zu werden wichtig ist. Aber anders als viele von ihnen glauben Heilige der Letzten Tage nicht, dass diese Erfahrung allein zur Errettung ausreicht. Stattdessen signalisiert der Vorgang der geistigen Wiedergeburt für Heilige der Letzten Tage den Anfang eines neuen Lebens voller Glauben, Gnade und guter Werke. Nur wenn jemand bis ans Ende ausharrt, kann er in die Gegenwart Gottes zurückkehren. Jene, die die Verordnung der Taufe empfangen und treu im Halten der Gebote sind, können die ständige Gegenwart des Heiligen Geistes genießen, der wie Feuer heiligend wirkt und den Rechtschaffenen im Herzen bezeugen wird, dass ihre Sünden vergeben sind, und  ihnen Hoffnung auf das ewige Leben einflößt.

Jemand, der diese mächtige Veränderung erlebt hat, ändert seine Einstellung und sein Verhalten. Dessen Herz ist auf den Herrn ausgerichtet und sein Gehorsam reicht über die Pflichterfüllung hinaus. Präsident Harold B. Lee verkündete: „Die Bekehrung muss mehr bedeuten als nur ein pro forma Mitglied der Kirche zu sein: mit einer Zehntenquittung, einer Mitgliedskarte, einem Tempelempfehlungsschein usw. Es bedeutet, die Neigung zu überwinden Kritik zu üben und ständig danach zu streben innere Schwächen abzulegen und nicht nur die äußere Erscheinung zu verbessern“ (Ensign, Juni 1971, S. 8). Heilige der Letzten Tage glauben, dass jemand, der wirklich aus Gott geboren ist, gern ein Leben lang seinen Mitmenschen dient—sie teilen die Evangeliumsbotschaft, opfern ihre eigene Zeit, Energie und Ressourcen zum Nutzen anderer und halten allgemein gesehen das Licht Christi hoch und befolgen treu alle Gebote.

BIBLIOGRAPHIE

Cannon, Elaine und Ed J. Pinegar. The Mighty Change. Salt Lake City, 1978.

ED J. PINEGAR