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AUFERSTEHUNG

Die Auferstehung ist die Wiedervereinigung des Geistes mit einem unsterblichen physischen Körper. Der Körper, der ins Grab gelegt wird, ist sterblich. Der auferstandene physische Körper ist unsterblich. Der gesamte Mensch, der vereinte Geist und Körper, wird in den modernen Schriften als die „Seele“ des Menschen definiert. Die Auferstehung von den Toten macht die Erlösung der Seele aus (LuB 88:15-16).

Obwohl die Vorstellung der Auferstehung im Alten Testament nicht ausführlich abgegrenzt wird, gibt es einige deutliche Anspielungen darauf (z.B. 1 Sam. 2:6; Ijob 14:14; 19:26; Jes 26:19; Dan. 12:2). Und im Neuen Testament stellt die Auferstehung Jesu Christi als das Muster aller Auferstehungen ein wesentliche und zentrale Botschaft dar: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11:25).

Der Beweis für Christi Auferstehung wird für Heilige der Letzten Tage sichtlich gestärkt durch andere Berichte über Erscheinungen Christi nach seiner Auferstehung (siehe Jesus Christus: Vierzigtägiges Wirken und andere Erscheinungen nach der Auferstehung). Zum Beispiel sah, hörte und berührte ihn gemäß 3. Nephi im Buch Mormon eine gesamte Menschenmenge, als er in übernatürlicher auferstandener Herrlichkeit erschien. Das Buch Mormon wird von Heiligen der Letzten Tage als alte heilige Schrift akzeptiert. Die Neigung mancher neuerer Gelehrter außerhalb der Kirche, den „Jesus der Geschichte“ und den „Christus des Glaubens“ radikal voneinander zu trennen und den Glauben an die Auferstehung späteren Auslegungen zuzuschreiben, wird durch diese späteren Dokument und durch moderne Offenbarungen in Frage gestellt.

Zeugen des Altertums, einschließlich Paulus, erlangten ihre Zusicherung, dass die Auferstehung wirklich ist dadurch, dass sie den auferstandenen Christus sahen. Von ähnlichen Zeugen akzeptieren Heilige der Letzten Tage den Bericht, dass bei der Auferstehung Christi „die Gräber sich öffneten“, in sowohl der Alten als auch der Neuen Welt, und „die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren, wurden auferweckt“ (Mt. 27:52; 3 Ne. 23:9-10). In der heutigen Dispensation erschienen auferstandene Wesen, einschließlich Johannes der Täufer, Petrus, Jakobus und Moroni II, und dienten Joseph Smith und Oliver Cowdery.

In der Theologie der Judäer und mancher christlicher Glaubensrichtungen ist die Auferstehung oft zu etwas Geistigem gemacht worden. Das heißt, neu definiert als ein Symbol für die Unsterblichkeit eines der Aspekte des Menschen wie zum Beispiel der aktive Intellekt oder dass die Seele als unfassbare Einheit betrachtet wird. Im Kontrast dazu tendiert der wissenschaftliche Naturalismus dazu, sowohl den Begriff der Seele als auch der körperlichen Auferstehung abzulehnen. Heilige der Letzten Tage teilen nur wenige der Annahmen, die hinter diesen Dogmen stehen. Gemäß dem HLT-Verständnis ist der Geist einer Person nicht stofflos, sondern besteht aus reinem, feinen Material: „Er hat vor dem Körper existiert und kann im Körper existieren; er wird auch ohne den Körper existieren, wenn dieser dereinst im Grab verwest, wird aber nach der Auferstehung wieder mit ihm vereinigt sein“ (LPJS, S. 212). Die Identität und Persönlichkeit bleiben mit dem Geist bestehen. Und nach der Auferstehung wird der Geist auf ewig in einem physischen Körper wohnen.

Platonismus und Gnostik halten daran fest, dass die Verkörperung ein Gefangensein, einen Abstieg oder eine Verbindung mit dem darstellt, was an sich schon böse ist. Im Kontrast dazu lehren die Schriften, dass der physische Körper ein Schritt aufwärts im Fortschritt und in der Vervollkommnung aller ist. Der Körper ist heilig und ein Tempel (1 Kor. 3:16; LuB 93:35). Die Erlösung ist keine Flucht aus dem Fleisch, sondern seine Weihung und Verwandlung. Joseph Smith lehrte: „Wir sind auf diese Erde gekommen, damit wir einen Körper erlangen und ihn rein darbringen können, nämlich vor Gott im celestialen Reich“ (LPJS, S. 184). Auf der anderen Seite kann der Körper, falls er entehrt, entstellt und missbraucht wird, ein Mittel der Herabsetzung und ein Feind wahrer Geistigkeit sein.

Im Gegensatz zu der Ansicht, dass die subtilen Kräfte des Intellekts oder der Seele letztendlich den Körper oder alles Körperliche übertreffen müssen, lehrte der Prophet Joseph Smith, dass „alle Wesen, die einen Körper haben, Macht über diejenigen besitzen, die keinen haben“ (LPJS, S. 184-185; 2 Ne. 9:8). Im Mindestfall wird dabei angenommen, dass  intellektuelle und geistige Kräfte im Zusammenhang mit dem Fleisch verstärkt werden. Daraus folgt, dass eine lange Trennung des Geistes vom Körper im Reich der körperlosen Geister, die auf die Auferstehung warten, nicht als ein seeliger oder gesegneter Zustand, sondern vielmehr als Fesselung betrachtet wird (LuB 45:17; 138:50). Darüber hinaus können „Geist und Urstoffelement [der Geistkörper und der physische Körper], [wenn sie] untrennbar miteinander verbunden sind, ... eine Fülle der Freude [empfangen]. Sind sie aber getrennt, so kann de Mensch eine Fülle der Freude nicht empfangen“ (LuB 93:33, 34).

Im Gegensatz zu der Auffassung dass der begrabene oder eingeäscherte Körper keinen identifizierbaren Rückstand hinterlässt, lehrte Joseph Smith  dass „es keinen wesentlichen Grundsatz eines menschlichen Systems gibt, das je in ein anderes in dieser Welt oder in der zukünftigen Welt übergeht“ (HC 5:339). Chemische Aufspaltung ist nicht unwiderrufliche Zerstörung. Den auferstandenen Körper kann man anfassen, aber wenn das Fleisch durch den Geist belebt ist, wird es „in dieser Hülle kein Blut mehr geben“ (WJS, S. 270; siehe auch LPJS, S. 374).

Die Auferstehung ist so allumfassend wie der Tod. Alle müsssen sterben und alle müssen auferstehen. Dies ist ein Geschenk an alle Menschen. Es kommt nicht dadurch, dass jemand Glauben ausübt oder gute Werke anhäuft. Der Prophet Amulek im Buch Mormon erklärt: „Nun wird aber diese Auferstehung für alle sein: alt und jung, geknechtet und frei, männlich und weiblich, schlecht und rechtschaffen“ (Alma 11:44; siehe weiter LPJS, S. 204, 298-301, 314, 319-321, 324-326).

Nicht alle werden im selben Augenblick auferstehen: „Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören“ (1 Kor. 15:23). „Siehe, es ist eine Zeit bestimmt, da alle von den Toten hervorkommen werden“, schreibt Alma, um im Fleisch vor Gott zu stehen und gemäß ihren Gedanken, Worten und Taten gerichtet zu werden (Alma 40:4).

“Alle Menschen werden so aus dem Grab hervorkommen, wie sie niedergelegt werden, seien sie alt oder jung” (LPJS, S. 204). Und er, der alles belebt, wird „unseren armseligen Leib verwandeln ... in die Gestalt seines verherrlichten Leibes“ (Phil. 3:21). „Der Körper wird hervorkommen, wie er niedergelegt wurde, denn es gibt kein Wachstum und keine Entwicklung im Grab. Wie er niedergelegt wurde, so wird er auferstehen, und Veränderungen zur Vervollkommnung werden durch das Gesetz der Wiederherstellung erfolgen. Aber der Geist wird sich ständig erweitern und entwickeln. Und der Körper wird sich nach der Auferstehung zur vollen Gestalt des Menschen entwickeln“ (Joseph F. Smith, IE 7 [Juni 1904]:623-24).

Der auferstandene Körper wird für die Bedingungen und die Herrlichkeit geeignet sein, zu der die Person am Tag des Gerichts bestimmt wird. „Einige wohnen in höherer Herrlichkeit als die anderen“ (LPJS, S. 374). Die Lehre und Bündnisse besagen: „Eure Herrlichkeit wird diejenige Herrlichkeit sein, womit euer Körper belebt ist“ (LuB 88:28). Auch werden drei Herrlichkeiten beschrieben (LuB 76). Paulus (1 Kor. 15:40) erwähnte auch drei Herrlichkeiten auferstandener Körper: eine wie die Sonne (celestial), eine wie der Mond (terrestrial) und die dritte wie die Sterne. In einer Offenbarung an Joseph Smith wurde die Herrlichkeit der Sterne mit telestial identifiziert (LuB 76). Der Glanz dieser Herrlichkeiten unterscheidet sich, wie sich Sonne, Mond und Sterne unterscheiden, wenn man sie von der Erde aus betrachtet. „So ist es auch mit der Auferstehung der Toten“ (1 Kor. 15:40-42).

Im weiteren Sinn kann man die Auferstehung in die Auferstehung der Gerechten, auch erste Auferstehung genannt, und die Auferstehung der Ungerechten oder die letzte Auferstehung unterteilen. Die erste Auferstehung begann mit der Auferstehung Christi und mit denen, die gleich danach aus ihren Gräbern erstanden. In viel größerer Anzahl wird sie der tausendjährigen Milleniumsherrschaft vorausgehen, eingeleitet durch das „Zweite Kommen“  des Heilandes (LuB 45:44-45; siehe weiter 1 Thess 4:16-17). Zu dem Zeitpunkt werden einige hervorkommen um ihn zu sehen, wenn er in seiner Herrlichkeit herabkommt. Diese erste Auferstehung wird in der angemessenen Ordnung das Millenium hindurch fortfahren. Die Rechtschaffenen, die während des Milleniums auf der Erde leben und sterben, werden eine unmittelbare Auferstehung erleben. Ihre Verwandlung wird „in einem Augenblick“ stattfinden (LuB 63:51). Die erste Auferstehung umfasst die celestiale und die terrestriale Herrlichkeit.

Die letzte Auferstehung oder Auferstehung der Ungerechten wird am Ende des Millenniums geschehen. Wie die Apokalypse es ausdrückt: „Die übrigen Toten kamen nicht zum Leben, bis die tausend Jahre vollendet waren“ (Offb 20:5). Diese letzte Auferstehung wird jene umfassen, die für die telestiale Herrlichkeit und das Verderben bestimmt sind.

Über seine visionären Einblicke in die Auferstehung bemerkte der Prophet Joseph Smith: „Der gleiche herrliche Geist gewährt es ihnen, einander an Herrlichkeit und Frische gleich zu sein: der alte Mann im Silberhaar wird in seiner Frische und Schönheit herrlich sein. Kein Mensch kann euch das schildern, kein Mensch kann das niederschreiben“ (LPJS, S. 374). In Bezug auf die Lehre der Auferstehung als „Grundsatz des Trostes“, flehte er: „Lass diese Wahrheiten tief in unser Herz eindringen.  Schon hier können wir beginnen, uns dessen zu erfreuen, was wir dann in Fülle erfahren werden..“  Er fügte hinzu: „All euer Verlust wird euch in der Auferstehung wettgemacht werden, wenn ihr treu bleibt. Das habe ich durch die Vision des Allmächtigen erkannt“ (LPJS, S. 300).

Die Hoffnung auf eine herrliche Auferstehung untermauert das Strahlen, das den Glauben der Heiligen im Neuen Testament und auch jener, die seither den Glauben in der Welt am Leben erhalten haben, einschließlich der Heiligen in den Letzten Tagen, kennzeichnet.

BIBLIOGRAPHIE

Ballard, Melvin J. „The Resurrection“. In Melvin Ballard…Crusader for Righteousness, ed. Melvin R. Ballard. Salt Lake City, 1966.

Nickelsburg, George W. Resurrection, Immortality, and Eternal Life in Intertestamental Judaism. Cambridge, Mass., 1972.

Smith, Joseph F. GD.

Talmage, James E. AF.

DOUGLAS L. CALLISTER