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ARBEIT, DIE ROLLE DER

Die Rolle der Arbeit, wie sie in den Schriften erklärt und von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gelehrt wird, besteht aus vier Grundsätzen: Arbeit ist eine universelle Pflicht; Arbeit steigert die Lebensqualität auf der Erde; tägliche Arbeit hat ewige Auswirkungen und Arbeit wird in der Ewigkeit weiterbestehen.

EINE UNIVERSELLE UND LEBENSLANGE PFLICHT. Die Kirche entschuldigt keine arbeitsfähige Person vom Arbeiten. Dieser Grundsatz bezieht sich auf mehr als nur bezahlte Arbeit. Es bedeutet außerdem lohnenswerte Aktivitäten, die nützliche Produkte oder Dienste für die eigene Familie und Andere bereiten.

Der Herr offenbarte die Pflicht zur Arbeit als er Adam und Eva gebot, sich um den Garten Eden (Gen. 2:15) zu kümmern und betonte dies nochmals, als er sie aus dem Garten vertrieb. Er verfluchte den Boden für ihren ultimativen Nutzen (Gen. 3:17-19). Arbeit gilt als ein Segen und eine Gelegenheit: „Gott hat uns mit dem Privileg der Arbeit gesegnet. Als er sagte: ‘Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen’, gab er uns einen Segen. Männer und Frauen haben dies akzeptiert. Zu viel Freizeit ist gefährlich. Arbeit ist eine göttliche Gabe“ (McKay, S. 4).

Die Zehn Gebote lehren: „Sechs Tage sollst du arbeiten“ (Ex. 20:9). Andere Schriftstellen erklären, dass das Leben ein Rhythmus aus Arbeit und Gottesverehrung sein sollte (Ex. 31:15; Neh. 13:15-22).

Die Heiligen der Letzten Tage betrachten Arbeit nicht als Plagerei, da ihr einziger Zweck darin besteht das Leben zu verbessern. Obwohl der Gebrauch von technischen Geräten und arbeitssparenden Apparaten Vorteile mit sich bringt, liegt ihr Nutzen darin, Arbeit effizienter zu machen, nicht diese abzuschaffen. Arbeit ist das natürliche Los aller Menschen, welche sie gewissenhaft verrichten sollten (Sprichw. 6:6-8; 1 Thes. 4:11; 2 Thes. 3:10-15).

LEBENSQUALITÄT. Arbeit ist für die persönliche Entwicklung notwendig und stellt eine große Quelle des Glücks und der Befriedigung dar. „Unser himmlischer Vater liebt uns so vollkommen, dass er uns das Gebot der Arbeit gegeben hat. Dies ist einer der Schlüssel zum ewigen Leben. Er weiß, dass wir von einem fleißigen Leben mehr lernen, mehr wachsen, mehr erreichen, mehr dienen und mehr profitieren können, als von einem bequemen Leben“ (Hunter, S. 122).

Die Menschen werden ermutigt mit einer fröhlichen, heiteren Einstellung zu arbeiten. „Lerne deine Arbeit zu mögen. Lerne zu sagen: ‘Dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit, nicht mein Bedrängnis’“ (McKay, S. 4). Lieder der Heiligen der Letzten Tage wie „Noch heut, wenn die Sonne scheint“, „Die Zeit vergeht im Fluge“, „Gehet tapfer vorwärts“, „Ich hab manche Pflicht zu tun“ und „Stemmt die Schulter an das Rad“ drücken Arbeitseifer aus.

Arbeit kann auch als rehabilitierende und therapeutische Beschäftigung dienen. Der Apostel Paulus erklärte: „Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen“ (Eph. 4:28). Diese Anwendung stimmt mit heutigen arbeitstherapeutischen Programmen überein. Diese helfen ehemaligen Straftätern sich wieder in die Gesellschaft einzufügen, geistig eingeschränkten Menschen besser zu befähigen, Studenten ihre akademischen Leistungen zu verbessern, Behinderten ein stärkeres Selbstbewusstsein zu entwickeln und Drogenabhängigen ihre Abhängigkeit zu überwinden.

EWIGE AUSWIRKUNGEN. Arbeit hat ewige Konsequenzen, die über zeitlliche Vergütungen in diesem Leben hinausreichen. Hingebungsvolle Arbeit hilft göttliche Attribute wie Selbstdisziplin, Ausdauer, Verantwortlichkeit und Integrität zu entwickeln (siehe Gnade). Die Schriften verurteilen Faulheit und Müßiggang: „Hört auf müßig zu sein“ (LuB 88:124; 1 Tim. 5:8, 13; LuB 42:42; 60:13). Der Fluch der Faulheit ist keine willkürliche Strafe für diejenigen, die ihre Zeit unproduktiv verschwenden, sondern eine natürliche Folge des Zuwiderhandelns gegen die göttliche Natur des Menschen (Maxwell, S. 26). Beim jüngsten Gericht werden wir nach unseren Werken gerichtet werden. Dessen werden wir versichert und gewarnt (z.B. Off. 22:12; siehe auch Werke).

WERKE IM JENSEITS. Arbeit hört mit dem Tod nicht auf zu bestehen. „Arbeit zusammen mit Glauben ist ein grundsätzlicher Bestandteil unserer theologischen Lehre und unserers zukünftigen Zustandes – unser Himmel besteht aus ewigem Fortschritt durch beständige Arbeit“ (Richards, S. 10-11; Off. 13:14; LuB 59:2). Genaue Informationen über die Art der Arbeit im Jenseits sind bislang nicht offenbart worden. „Die wenigen Informationen, die wir haben, deuten jedoch darauf hin, dass wir an bestimmten Dingen beteiligt sein werden, die mit den ewigen Absichten unseres himmlischen Vaters verbunden sind“ (Maxwell, S. 26; Sill, S. 7).

Die Arbeitsethik der Heiligen der Letzten Tage ähnelt der Arbeitsethik der Protestanten in bezug auf die zentrale Rolle der Arbeit im Leben eines Gläubigen. Die Heiligen der Letzten Tage unterscheiden jedoch zwischen Arbeit und Gottesverehrung. Obwohl hingebungsvolle Arbeit den Charakter bildet und eine Art des Gottesdienstes darstellt, reicht diese allein als Gottesverehrung nicht aus. Ganz gleich wie viel die Menschen Gott dienen, sie bleiben dennoch „unnütze Knechte“ (Mosia 2:21), die von Gott überwältigende Segnungen empfangen. Andere heilige Handlungen wie das Gebet, die Teilnahme an Versammlungen, das Eingehen und Erneuern von Bündnissen durch die Taufe, das Abendmahl und die Tempelverordnungen und die Hilfe der Bedürftigen stellen direktere und deutlichere Formen der Gottesverehrung dar. Sie sind außerdem ein rituelles Ausmaß des mormonischen Lebensmusters.

Die Kirche hat einige Maßregeln aufgestellt, die verhindern, dass das Gebot der Arbeit missverstanden wird. Dieses fördert nämlich keineswegs „workaholics“ oder diejenigen, die den Zwang verspüren, ständig beschäftigt zu sein. Die Kirche ermutigt ihre Mitglieder weise zu beurteilen, wie viel sie sich zumuten und rät diesen nicht schneller zu laufen als sie Kraft haben (Eccl. 9:11; Mosia 4:27; LuB 10:4).

Die Bedeutung der Arbeit sollte mit anderen lohnenswerten Bestrebungen ins Gleichgewicht gebracht werden. Die Kirche mahnt ihre Mitglieder sich einer guten Sache zu widmen (LuB 58: 26-28), was die bildenden Künste, Musik, Tanz und Literatur miteinschließt (LuB 88:118; 136:28). Brigham Young lehrte, dass es wichtig ist einen Ausgleich zwischen körperlicher und geistiger Arbeit zu finden: „Einige denken zu viel und sollten mehr arbeiten und andere arbeiten zu viel und sollten mehr denken. Dadurch kann man ein Gleichgewicht zwischen geistiger und körperlicher Beschäftigung finden und erhalten. Man wird außerdem Gesundheit und Kraft genießen und tatkräftig und bereit sein, genau abzuwägen und schnell zu urteilen“ (JD 3:248).

Die Arbeitsethik der Heiligen der Letzten Tage trat während der Besiedelung der westlichen Vereinigten Staaten zu Tage. Nachdem die Mormonenpioniere im Salt Lake Tal angekommen waren, begannen sie sofort damit die Wüste in fruchtbare Farmen und gedeihende Städte umzuwandeln. „Fleiß“ wurde zu ihrem Leitgedanken und der Bienenstock zu ihrem Symbol. Während ihres ersten Jahrzehnts gründeten die Heiligen der Letzten Tage ungefähr 96 Gemeinden und bis zum Ende des Jahrhunderts noch mindestens weitere 500 (siehe Besiedelung). Meinungsumfragen ergaben, dass die Heiligen der Letzten Tage weiterhin die moralische Bedeutung der Arbeit anerkennen und stolz auf ihr handwerkliches Können sind (siehe auch berufliches Ansehen).

BIBLIOGRAPHIE

Arrington, Leonard J. Great Basin Kingdom. Lincoln, Neb., 1958.

Cherrington, David J. The Work Ethic: Working Values and Values That Work. New York, 1980.

Hunter, Howard W. “Prepare for Honorable Employment.” Ensign 5 (Nov. 1975): 122-24.

Maxwell, Neal A. “I Have a Question.” Ensign 6 (Aug. 1976): 26.

McKay, David O. “Man Is That He Might Have Joy.” Church News (Aug. 8, 1951): 2, 4.

Nibley, Hugh W. “Work We Must, But the Lunch Is Free.” In CWHN 9:202-251.

Richards, Stephen L. “The Gospel of Work.” IE 43 (Jan. 1940): 10-11, 60-61, 63.

Sill, Sterling W. “In the Sweat of Thy Face.” Church News (May 8, 1965): 7.

DAVID J. CHERRINGTON