Home

ALLEINSTEHENDE ERWACHSENE

Die Kirche wird allgemein als Familienkirche wahrgenommen, aber aus verschiedenen Gründen werden oder bleiben viele Kirchenmitglieder alleinstehende Erwachsene. 30 Prozent der nordamerikanischen HLT-Erwachsenen sind derzeit verwittwet, geschieden, getrennt oder haben nie geheiratet (1981 Kirchenmitgliederschafts-Umfrage). Aufgrund der Sorge um ihre Wohlfahrt hat sich die Kirche auf die Bedürfnisse alleinstehender Mitglieder konzentriert und Aktivitäten und Programme organisiert, die diese Bedürfnisse ansprechen sollen.

Resultate einer demographischen Studie zeigten, dass unter alleinstehenden HLT- Erwachsenen 23 Prozent geschieden oder getrennt waren, 13 Prozent verwittwet waren und 63 Prozent hatten nie geheiratet. In 16 Prozent der Haushalte Alleinstehender gab es Kinder. Schätzungen in Bezug auf Eheerfahrungen zeigen, dass nur 3 Prozent der HLT-Männer und Frauen zwischen 18 und 30 im Jahre 1981 erst im Alter von 60 Jahren heiraten würden. Somit ist das Single-Sein eine relativ verbreitete Erfahrung für HLT-Erwachsene, wenn auch die meisten Heiligen der Letzten Tage letztendlich heiraten. Man erwartet, dass nur 51 Prozent der Frauen und 64 Prozent der Männer zwischen 18 und 30 im Jahre 1981 in einer intakten ersten Ehe leben, wenn sie 60 werden. Die anderen werden eine Zeitlang alleinstehen, weil sie geschieden wurden, verwittwet sind oder nie geheiratet haben. FalIs diese Trends anhalten, wird ein Drittel der erwachsenen Kirchenmitglieder geschieden sein, bevor sie 60 sind (Goodman und Heaton, S. 92-93, 96).

Armut ist eine echte Bedrohung für alleinstehende HLT-Frauen, besonders wenn sie Kinder haben. Wenn HLT-Haushalte dieselbe Anzahl an Personen haben, ist es 2,5-5,5 mal wahrscheinlicher, dass jene mit einem weiblichen Familienoberhaupt unter der Armutsgrenze leben, als jene, die von einem verheirateten Paar geleitet werden (Goodman und Heaton, S. 101). Kirchenwohlfahrtsdienste und die Frauenhilfsvereinigung versuchen, sowohl die sofortigen Bedürfnisse als auch die langwierigen Probleme dieser Frauen und Familien anzusprechen.

Das Verhältnis von alleinstehenden HLT-Männern zu alleinstehenden HLT-Frauen weist eine höhere Anzahl Frauen auf. 1981 gab es „für je 100 HLT-Frauen im besten Heiratsalter (20-29 Jahre) 89 HLT-Männer“ (Goodman und Heaton, S. 90). Das Verhältnis unter wöchentlichen Kirchgängern ist noch ungleicher: „Für alle Alleinstehenden über 30 gibt es 19 aktive Männer [die jede Woche zur Kirche gehen] für je 100 aktive Frauen“ (Goodman und Heaton, S. 91).

Ferner sind alleinstehende HLT-Männer und Frauen „in Bezug auf bedeutende demographische Charakteristiken ungleich gepaart. Alleinstehende Frauen über 30 haben mehr Erziehung, bessere Berufe und mehr Kirchenaktivität als alleinstehende Männer. Zum Beispiel ist es wahrscheinlicher, dass Frauen über 30, die nie geheiratet haben, 4 Jahre zum College gegangen sind (42 Prozent verglichen mit 18 Prozent für nie verheiratete Männer) und professionelle Berufe haben (70 Prozent verglichen mit 38 Prozent)“ (Goodman und Heaton, S. 90-91). Goodman und Heaton folgern, dass „die Ehe mit einem aktiven Mann für viele aktive alleinstehende Frauen über 30 demographisch unmöglich ist. Und selbst wenn es ungebundene Männer gibt, weisen sie vielleicht Eigenschaften auf, die sie zu unerwünschten Partnern machen. Offensichtlich ist die Ehe keine universelle Lösung für das Alleinsein, wenn die einzig akzeptable Eheoption die Ehe mit einem aktiven HLT-Partner ist“ (S. 91).

Für Unterrichts- und Aktivitätsprogramme werden alleinstehende Erwachsene in der Kirche in zwei Gruppen eingeteilt: junge alleinstehende Erwachsene, im Alter von 18 bis 30 Jahren, und alleinstehende Erwachsene, im Alter von 31 und darüber. Gemeinden, Pfähle und Regionen der Kirche sponsern ein weites Angebot an Aktivitäten, die die Bedürfnisse dieser Gruppen ansprechen sollen. Aktivitäten beinhalten Sonntagsschulklassen für junge alleinstehende Erwachsene, Familienheimabend-Gruppen, Dienstprojekte, geselliges Beisammensein, Freizeitveranstaltungen und Konferenzen.

Fünf Jahre lang (1972-1977) entwickelte der Gemeinschaftliche Fortbildungsverein des Melchisedekischen Priestertums in Antwort auf die zunehmende Anzahl von alleinstehenden Erwachsenen und die damit einhergehende Sorge darum, ihren Bedürfnissen zu entsprechen, ein einheitliches Organisationsprogramm in der ganzen Kirche. Sein Zweck war es, die Bedürfnisse Alleinstehender zu identifizieren, das Bewusstsein in Bezug auf ihre Beiträge in der Kirche zu erhöhen, Programm- und Aktivitätsvorschläge anzubieten und letztlich die Verantwortung für die Alleinstehenden in die Priestertumskollegien und die Frauenhilfsvereinigung zu inkorporieren, wie es gegenwärtig der Fall ist. Jede Gemeinde hat nun ein Komitee für alleinstehende Erwachsene, zu dem je ein Mitglied der Bischofschaft, der Frauenhilfsvereinigungspräsidentschaft und der Ältestenkollegiumspräsidentschaft, ein reifes Ehepaar, das als Berater für junge alleinstehende Erwachsene dient, und Ältestenkollegiums- und Frauenhilfsvereinigungsrepräsentanten von den jungen alleinstehenden und alleinstehenden Erwachsenengruppen gehören. Jeder Pfahl hat ein ähnlich zusammengesetztes Komitee mit der Verantwortung, die Bedürfnisse der Alleinstehenden auf der Pfahlebene anzusprechen. Regionale und manchmal multiregionale Komitees werden nach Bedarf geformt, um die Bedürfnisse der Alleinstehenden zu befriedigen, indem größere Gruppen für verschiedene gesellige und geistige Aktivitäten zusammenkommen.

Einige Pfähle haben Gemeinden oder Zweige für alleinstehende Erwachsene in Gebieten eingerichtet, wo es eine hohe Konzentration von alleinstehenden Mitgliedern gibt. Gemeinden für Alleinstehende sind organisiert worden, um mehr Führerschaftgelegenheiten für Alleinstehende und vermehrte gesellige Erfahrungen in einer Kirchenumgebung zu bieten. Im Allgemeinen müssen Gemeindemitglieder innerhalb der geographischen Pfahlgrenzen leben und ein junger alleinstehender Erwachsener sein (im Alter von 18-30). In Gebieten mit bedeutenden Collegestudentengruppen wird die Mitgliedschaft möglicherweise auf Studenten beschränkt. Mit Ausnahme des Bischofs, der verheiratet ist, werden Positionen in der Gemeinde normalerweise von den alleinstehenden erwachsenen Mitgliedern belegt.

Kirchenlehrpläne und Veröffentlichungen haben ebenfalls das Singlewesen angesprochen. Zahlreiche Artikel handeln von den Herausforderungen, denen alleinstehende Erwachsene ausgesetzt sind, und die Bedeutung von alleinstehenden Erwachsenen in der Kirche erschien in der offiziellen Kirchenzeitschrift, dem Ensign. In jüngerer Zeit haben Priestertums- und Frauenhilfsvereinigungsleitfäden auch Fragen der Alleinstehenden angesprochen und vorgeschlagen, dass Lehrer Unterrichtsmaterialien auf alleinstehende Erwachsene in der Klasse beziehen.

Heilige der Letzten Tage legen schon immer großen Wert auf Ehe und Familienleben. Folglich stellt die zunehmende Anzahl alleinstehender erwachsener Mitglieder eine besondere Herausforderung dar, wie man diese alleinstehenden Mitglieder am besten in die Kirchengemeinschaft mit einbezieht. Eine Kirchenmitgliedschaftsumfrage im Jahre 1981 lieferte Resultate, die zeigen, dass verheiratete Mitglieder der Kirche derzeit größere Gelegenheiten zum Engagement in der Institution haben. Insbesondere zeigt die Umfrage, dass „Alleinstehende höhere Werte aufweisen, wo es um Formen religiöser Betätigung geht, die privat sind—wie Gebet und Zehnten--,  als bei der öffentlichen Beteiligung wie dem Innehaben einer Berufung“ (Van Leer). Anders ausgedrückt, wenn Führer zwei gleichermaßen tätige Personen für eine Kirchenberufung in Betracht ziehen, wobei eine alleinstehend und die andere verheiratet ist, neigen sie mehr dazu, der verheirateten Person die Berufung zu geben. Insbesondere sind alleinstehende Männer traditionell von Führerschaftspositionen in den Gemeinden und Pfählen mit hauptsächlich Verheirateten ausgeschlossen worden. Offensichtlich sind dies alles Angelegenheiten, die die besondere Aufmerksamkeit der Kirche für die Zukunft erfordern.

Die Betonung auf Tempelehe und Familie hat sich in der Kirche mit der Zeit verstärkt (Shepherd und Shepherd, S. 76). Präsident Ezra Taft Benson bekräftigte erneut die Betonung auf Ehe in seinem Rat an alleinstehende HLT-Erwachsene (Benson, Mai und Nov. 1988). Er wiederholte die Postion der Kirche in Bezug auf die Tempelehe: Um „eine Fülle der Herrlichkeit und Erhöhung im celestialen Reich zu erlangen, muss man diese heiligste der Verordnungen eingehen“ (Benson, Mai 1988). Er betonte die Bedeutung der Ehe und ermutigte Alleinstehende, das heilige Ziel der Ehe nicht aus den Augen zu verlieren und es nicht wegen Erziehung und Karriere zu verschieben oder aufzugeben. Er stellte auch unterschiedliche Modelle der Verantwortung dar, die alleinstehende Erwachsene in Bezug auf die Tempelehe haben, wobei Männer eine aktive Verantwortung haben und Frauen eine passivere Rolle tragen. In einem Artikel an alleinstehende HLT-Männer warnte Präsident Benson alleinstehende Männer, dass sie riskierten, ewige Segnungen zu verlieren, wenn sie nicht heiraten (Benson, Mai 1988). Andererseits erkannte er an, dass einige Fauen in diesem Leben vielleicht keine Gelegenheit zur Tempelehe haben. In einem späteren Artikel an alleinstehende HLT-Frauen wies er auf die Verheißung des Herrn hin, dass „[ihnen] alle Segnungen zugesichert sein werden, wenn [sie] würdig leben und treu ausharren“ (Benson, Nov. 1988, S. 97), wenn nicht in diesem Leben, dann in der Ewigkeit.

LAWRENCE A. YOUNG